Jeder Regisseur braucht nur diesen einen Film, der ihn endlich in die A-Liga katapultiert. Für Steven Spielberg war das ein steiniger Weg, denn er war wohl tatsächlich einer der wenigen, der an einen Erfolg von "Der weiße Hai" glaubte, während der Rest des Teams schon bald von den erschreckend katastrophal ablaufenden Dreharbeiten, den ständigen Pannen und Verzögerungen abgeschreckt wurde, sodass bereits ein Flop klar war. Die Geschichte ist jedoch bekannt: "Der weiße Hai" veränderte die Kinolandschaft, wurde zum ersten Sommer-Blockbuster der Geschichte, war damals der erfolgreichste Film aller Zeiten und machte Steven Spielberg über Nacht schlagartig zu einem der gefragtesten Regisseure überhaupt, bis heute...
DER WEISSE HAI
Es ist Sommer im Badeort Amity und Bürgermeister Vaughn (Murray Hamilton) rechnet dank des wunderbaren Wetters mit etlichen, zahlfreudigen Touristen an den Stränden. Gerade zu dieser Zeit wird jedoch der örtliche Polizeichef Martin Brody (Roy Scheider) mit dem Fall einer tödlichen Haiattacke betraut. Als es nicht gelingt, den monströsen Fisch einzufangen und schon bald weitere Menschenopfer gefordert werden, bricht Panik in Amity aus. Schließlich erklärt sich der Haijäger Quint (Robert Shaw) bereit, das Tier zu jagen und zu töten. Brody und der Haiforscher Hooper (Richard Dreyfuss) begleiten ihn und sehen sich schon bald auf hoher See den Attacken eines Monsterfisches ausgesetzt...
Niemand hat an ihn geglaubt und Steven Spielberg hat es allen bewiesen. "Der weiße Hai" wurde nicht nur finanziell zu einem durchschlagenden Erfolg, sondern er gilt auch noch bis heute als einer der besten Horror-Thriller unserer Zeit und das absolut zurecht. Spielberg zeigte bereits damals, dass er ein Meister darin ist, extreme Spannung langsam und gekonnt aufzubauen, bis zum beinahe unerträglichen Klimax. Der technische Defekt, dass das für den Film gebaute Haimodell sehr anfällig für Störungen war und deswegen immer nur recht kurz im Film gezeigt werden konnte, stellt sich als eine der größten Stärken des Werkes heraus. Bis weit über die erste Stunde hinaus ist der Monsterfisch nur schemenhaft oder für Sekundenbruchteile zu sehen, erst pünktlich zum Finale sieht man ihn mehrere Minuten lang in seiner ganzen Pracht. Spielberg spielt hier grandios mit den Erwartungen und auch mit den Urängsten der Menschen an sich: Die Angst vor dem, was wir nicht sehen. Generell ist "Der weiße Hai" immer dann am stärksten, wenn die Haiattacken eben daraus inszeniert werden, dass man die Unglücke mitbekommt, von dem Untier jedoch nichts weiter als die Flosse oder gelegentlich aufblitzende Zähne erkennen kann. Das ist Spannungskino von seiner allerbesten Seite und in Kombination mit den netten Background-Geschichten der Charaktere und auch der Kleinstadt Amity ergibt sich dabei ein Bild, dass sowohl hochspannend als auch auf leichter, emotionaler Basis vollkommen packend ist. Spielberg erzählt hierbei sicherlich keine neue oder vielschichtige Geschichte, aber die einfache Handlung entfesselt er mit einer solch klassischen und auch heute noch immer funktionierenden Horror-Wirkung, dass einem der Atem stockt. Besonders die erste Hälfte des Films, in welchem die Geschehnisse an den Stränden thematisiert werden und sich nach und nach der Ernst der Situation immer weiter herauskristallisiert und dabei auch die Menschen in Konflikte geraten, die über den Stand eines normalen Blockbusters (nicht weit, aber doch etwas) hinausgehen. Sobald die drei Hauptcharaktere mit dem Boot aufbrechen, um den Hai zu jagen, erreicht die Spannung weiterhin ungeahnte Höhen, bis zum Finale steckt dieser Teil aber im Gegensatz zur ersten Hälfte weit zurück, da nach der xten Haiattacke irgendwann doch ein wenig Ermüdung einsetzt und man sich beim zehnten Mal nicht mehr vor dem plötzlichen aus dem Wasser schießenden Kopf des Fisches erschrecken mag. Dennoch ist auch dieser Part, dank intensiver Schauspielszenen auf engstem Raum auf dem kleinen Boot, John Williams' brillantem Score und einiger wirklich fabelhaft inszenierter Actionszenen ein wahrer Hingucker, auch wenn die schier nervenzerfetzende Spannung ein kleines bisschen weicht und auch die Konflikte nicht mehr den gleichen Brennstoff haben. Schauspielerisch ist kaum zu merken, dass die Hauptdarsteller dem Projekt nicht vertrauten. Im Gegenteil, es ist glatt schwer zu sagen, wer von den dreien hier die beste Leistung aufs Parkett legt, da sie allesamt fantastisch aufspielen. Womöglich ist es tatsächlich Robert Shaw, der als rauer Seemann den meisten Charme einbringt, doch auch Richard Dreyfuss und Roy Scheider schaffen es (oft durch flinken, treffsicheren Humor) in bester Erinnerung zu bleiben. Fazit: Nervenzerfetzend spannender Horror-Thriller, der mit einfachsten Mitteln gigantischen Thrill verursacht. Dabei geraten auch menschliche Konflikte nicht in den Hintertreff, sodass "Der weiße Hai" trotz kleinerer Längen in der zweiten Hälfte auch heute noch ein wahrer Klassiker seines Genres ist.
Note: 2
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