Eine Ära geht zu Ende: Nach siebzehn (!) Jahren als Hauptteil der "X-Men" hängt Hugh Jackman seinen Part als Wolverine alias Logan an den Nagel und kehrt dem Franchise mit einem letzten Solofilm den Rücken. Die Erwartungen waren, trotz der ersten beiden eher schwachen Solofilme, alles andere als niedrig und ich war sehr gespannt, wie und in welcher Form man Jackman von der Rolle Abschied nehmen lassen würde. Sicherlich hat Regisseur James Mangold auch nach "Wolverine: Weg des Kriegers" diesmal nicht alles richtig gemacht, als Abschluss für unseren Lieblingsmutanten ist ihm jedoch ein beeindruckender Film gelungen.
LOGAN
2029: Die Mutanten sterben aus. Logan alias "Wolverine" (Hugh Jackman) fristet ein einsames Leben, kümmert sich um den altersschwachen Charles Xavier (Patrick Stewart) und sehnt in seinem tiefsten Herzen seinen Tod herbei, der ihm nie vergönnt war. Doch eines Tages gerät Logan in Kontakt mit dem elfjährigen Mädchen Laura (Dafne Keen), die ihm sehr ähnelt... und einige überraschende Fähigkeiten offenbart. Verfolgt von der Regierung, die noch immer gegen die letzten Mutanten ins Feld zieht, brechen Logan, Charles und Laura auf, um ihre sichere Zuflucht in Eden zu finden und dort zu überdauern. Der Weg dorthin ist jedoch mit allerlei Hindernissen gespickt...
Während die "X-Men"-Reihe besonders während der 2016 zu Ende gegangenen zweiten Trilogie hervorragende Unterhaltung bot (Brett Ratners miesen "The Last Stand" mal ausgenommen), dümpelten die Wolverine-Filme bislang nur recht müde vor sich her, enttäuschten entweder durch albernen Quatsch oder durch eine magere Geschichte. Nun verabschiedet sich Hugh Jackman, der Wolverine in der Filmwelt 17 Jahre lang ein Gesicht gab (und wohl niemand wird sich in nächster Zeit jemand anderen in diesem Part vorstellen können) und dieses letzte Mal sollte auch den Abschluss der arg durchwachsenen "Wolverine"-Trilogie darstellen.
Und schon in den ersten Minuten befürchtete ich das Schlimmste: Der Beginn gerät arg holprig, man wird in diese neue dystopische Welt ohne Orientierung, anfangs auch ohne großen Sinn hineingeworfen, die Geschichte kommt nur schwer in die Gänge, springt von Szene zu Szene, ohne wirklichen Drive zu erhalten. Auch die Antagonisten, hier angeführt von Boyd Holbrook mit einem schicken Metallarm, bleiben durchgehend blass und ihre Bedrohung wird nicht größer, nur weil Charaktere ständig erzählen, was sie denn zuvor so angestellt haben. Zudem ist der Film mit satten 137 Minuten auch etwas zu lang geraten und obwohl ich diese ruhigere, beinahe persönlichere Erzählweise sehr mochte, hat man diese Minuten während des Mittelteils dann auch das ein oder andere Mal recht deutlich gespürt.
Darüber hinaus hat Regisseur Mangold jedoch diesmal vieles richtig gemacht und sogar Mut bewiesen: Der Tonus von "Logan" unterscheidet sich extrem von den bisherigen "X-Men"-Filmen, erinnert streckenweise eher an einen Western denn an einen neuen Mutantenstreifen. Es gibt recht wenig zu lachen, dafür ist der Film viel zu düster, es herrschen Trostlosigkeit und nur wenig Hoffnung. Da passt es, dass Mangold sich hier auf seine Charaktere besinnt und nach dem vermurksten Einstieg viel Zeit aufbringt, um sich der Dreierkonstellation aus Logan, Charles und Laura zu nähern, sie in bewegenden Szenen sprechen oder auch mal nicht sprechen zu lassen und gerade in ruhigeren Momenten beeindruckende Gefühle auffährt.
Hugh Jackman liefert dabei vielleicht sogar die beste Performance in dieser Rolle und feiert seinen Abschied mit ganz großen Momenten, während Patrick Stewart (der ebenfalls zum letzten Mal als Charles Xavier zu sehen ist und dies bereits zuvor ankündigte) seinen "Professor X" anders anlegt als gewohnt, dabei aber schauspielerisch ebenfalls mehrfach aufblüht. Die kleine Dafne Keen stiehlt den beiden alten Hasen dabei aber glatt mehrfach die Schau, denn mit einer unglaublichen Präsenz erschafft sie hier den brutalen Part eines ebenso kratzbürstigen wie blutrünstigen Mädchens... von ihr werden wir in Zukunft sicherlich noch einiges hören.
Sie und Jackman sind es dann auch, die die Actionszenen des Films beherrschen, die passend zum neuen Ton rau und hart daherkommen. Als erster Teil des Franchises mit einem PG-Rating in den USA (hierzulande ist der Film ab 16 Jahren freigegeben, wobei streckenweise sogar eine FSK ab 18 nicht gewundert hätte) wetzt Wolverine seine Adamantiumkrallen nun zum ersten Mal getreu der Comicvorlage auf blutige Art und Weise, was Fans freuen wird: So viele abgeschlagene Köpfe und abgetrennte Körperteile in solch detaillierten Aufnahmen gab es in einer Comicverfilmung sicher noch nie zu sehen, weswegen man den Machern zu diesem mutigen Schritt nur gratulieren kann. Ebenso gratulieren muss man schließlich auch zu einem würdigen Abschluss der Wolverine-Saga, bei der auch ich mir zwischendurch einige Tränen verdrücken wollte (was nicht gelang) und somit vor Mr. Mangold und Mr. Jackman den Hut ziehe. Danke für diese wunderbare Reise, danke für siebzehn Jahre Wolverine!
Fazit: Trotz einiger Längen und manch einer Story-Schwäche ist "Logan" ein würdiger Abschluss der Wolverine-Geschichte, mit Hugh Jackman in Bestform, ausgestattet mit harter Action und viel ruhigem Gefühl. Logan wird fehlen, dennoch wurde ein passendes Ende gefunden.
Note: 3+
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