"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat...
EDDIE THE EAGLE
Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr zum Ärger seines Vaters Terry (Keith Allen) beim Skispringen. Als er auf eigene Faust zur Schanze in Deutschland reist, um dort zu trainieren und andere Trainer und Kader auf sich aufmerksam zu machen, lernt er nach einigen missglückten Sprüngen den ehemaligen Ski-Profi Bronson Peary (Hugh Jackman) kennen. Dieser sieht Potanziel in dem übereifrigen, jungen Mann und nimmt ihn unter seine Fittiche. Ihr beider Ziel: Eine Teilnahme bei den nächsten Olympischen Spielen!
Zu genau sollte man es mit der Texttafel, die das Gezeigte im Film als wahre Geschichte bezeichnet, wohl nicht nehmen. Der echte Michael Edwards gab kurz nach der Sichtung des Werkes zu verstehen, dass eigentlich nur fünf Prozent der darin enthaltenen Geschichte wirklich der Wahrheit entsprächen. Darüber hinaus sagte er jedoch auch, dass Taron Egertons Darstellung ihm selbst unheimlich ähneln würde... und das sagt viel über das Talent des jungen Mannes aus. Nach Haupt- und Nebenrollen in dem überdrehten Agenten-Actioner "Kingsman" und dem Gangster-Thriller "Legend", wobei er an der Seite von Stars wie Colin Firth und Tom Hardy agierte, setzte Taron Egerton seinen Siegeszug weiter fort... und zeigt seine enorme Wandlungsfähigkeit. Mit einem erstaunlichen Mut zur Hässlichkeit verschwindet er förmlich hinter dem dämlichen Schnauzbart und den weit aufgerissenen Augen, den verzogenen Lippen und der stotternden Stimme. Manch einer mag diese Darstellung als überzogen ansehen, sieht man sich jedoch mal Videos des realen Michael Edwards an, muss man schon zugeben, dass Egerton ihm mit seiner Version schon sehr nahekommt... und genau das sollte doch das Ziel sein, nicht wahr?
An Egertons Seite gereicht es "Les Miserables"-Star Hugh Jackman zu einer Routine-Leistung, die durch flotte Sprüche und bärbeißigem Charme gefällt, kleine Auftritte von Hochkarätern wie Jim Broadbent und Christopher Walken sind ebenfalls zu bezeichnen... letzterer geht dann sogar noch einmal richtiggehend ans Herz. Als äußerst seltsam und deplatziert muss man hier nur die Rolle des deutschen Exports Iris Berben nennen. Die Schauspielerin, die offensichtlich für die Rolle engagiert wurde, weil Großteile des Films eben in Deutschland spielen und dort auch gedreht wurden (unter anderem in Bayern und Garmisch-Partenkirchen), spielt nicht schlecht, doch ist ihr Part im Grunde so nichtssagend und komödiantisch ziellos, dass man diesen auch einfach hätte streichen oder zumindest weiter beschneiden können.
Abgesehen von den starken Darstellerleistungen ist "Eddie the Eagle" dann wohl das, was man ein typisches Sportler-Biopic nennen kann, nur wesentlich familienfreundlicher, leichter und spaßiger als es die Kollegen rund um "The Fighter" oder "Foxcatcher" sind. Es werden einige Sprüche geklopft, es gibt gar Slapstick und wenn die Protagonisten dann doch mal Rückschläge einstecken müssen (und das tun sie mehrfach), dann dauert es nicht lange, bis sie sich wieder aufrappeln, begeistert in die Hände klatschen und der Synthezize-Soundtrack großartig türmt.
Sogar der typische Konflikt des Sohnes mit seinem mehr als skeptischen Vater, der seinen Zögling doch lieber in einem durch und durch handwerklichen und sicheren Job unterbringen möchte, wird hier ziemlich stiefmütterlich behandelt - letzten Endes haben sie sich doch noch alle lieb. Etwas härter fallen nur die Sportszenen an sich auf, denn wo die Sportler die Hänge hinabdüsen und dann auch mal fallen, stürzen und etliche Meter den Hang hinabkrachen, muss man sich bei einer FSK-Freigabe ab 0 Jahren vielleicht doch noch einmal Gedanken machen.
Fazit: Sympathisches Sportler-Biopic, welches es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt, ansonsten aber gute Stimmung macht. Taron Egerton glänzt in der Hauptrolle bis zu einem herzlichen Finale, welches sicher das ein oder andere Grinsen auf die Gesichter der Zuschauer zaubern wird.
Note: 3+
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