Direkt zum Hauptbereich

The Town - Stadt ohne Gnade

Mittlerweile wird Ben Affleck als Regisseur ja regelrecht gefeiert... und das wohl zurecht. Neben "The Town" habe ich auch "Argo" von ihm gesehen und war davon regelrecht begeistert... so sehr sogar, dass "Gone Baby Gone" ganz weit oben auf meiner Liste der nachzuholenden Filme steht. Nun aber zu "The Town", und Ben Affleck als Regisseur gibt diesem Thriller wieder eine eigene Note. Ohne große Exzesse, dafür aber mit viel Blick auf die interessanten Figuren gelingt ihm hier ein mitreißender Blockbuster.

THE TOWN

Doug McRay (Ben Affleck) lebt mit seinen Freunden in Charlestown. Nach einer schlechten Kindheit ist er auf die falsche Bahn geraten und raubt seitdem mit seinem engen Freund James (Jeremy Renner) Banken und Geldtransporter aus. Bei einem ihrer Überfälle geht allerdings etwas schief und eine Zeugin namens Claire (Rebecca Hall) könnte die Gruppe, die wegen Masken optisch unkenntlich geblieben ist, ans FBI ausliefern, welches unter der Führung von Special Agent Adam Frawley (Jon Hamm) bereits auf der Jagd nach ihnen ist. Doug beschließt, die Frau auszuhorchen, kommt ihr dabei allerdings näher als eingangs gewollt und bringt alle in Gefahr...

"The Town" ist, um es kurz zu machen, ein sehr spannender Thriller ohne Schnörkel und trotz dem Fehlen vieler großer Actionexzesse ein temporeiches Ding. Die recht aussichtslose Situation, in welcher sich Doug, James und Co. befinden, schnürt sich über die flott verlaufenden zwei Stunden immer mehr zu und die Spannung erreicht besonders in der zweiten Hälfte starke Höhen. Regisseur Affleck schafft es sowohl die vielen ruhigen Momente als auch die Actionszenen sehr gut zu inszenieren, er lässt es gewaltig krachen, verliert dabei aber nie die Figuren aus dem Auge, welche das Herzstück der tiefgreifenden und stellenweise recht harten Geschichte sind. Großartige Längen sind definitiv nicht auszumachen, auch wenn die Story in der ersten Hälfte ein wenig gemächlich verläuft und sich viel Zeit nimmt, die Charaktere und ihre Dilemmas auszuführen. Das gibt den Schauspielern jede Menge Gelegenheiten, sich freizuspielen: Ben Affleck agiert sehr souverän, auch wenn er ab und an ein wenig dick aufträgt, Jeremy Renner ist herausragend und wurde zu Recht mit einer Oscar-Nominierung bedacht, Rebecca Hall ist perfekt als in die Enge getriebene Zeugin, die als Spielball zwischen den verschiedenen Parteien fungiert und Serienstar Jon Hamm meistert seine erste große Kinorolle mit Bravour. Zudem sind auch noch "Lost"-Star Titus Welliver und Blake Lively dabei. Einzig um den kurz nach dem Erscheinen des Films verstorbenen Pete Postlethwaite und Nebenrollen-Meister Chris Cooper ist es ein wenig schade. Beide spielen in ihren wenigen Szenen ganz groß auf, trotzdem hätte man von diesen grandiosen Charakteren gerne mehr gesehen. Sonst gibt es aber kaum etwas, was man "The Town" ankreiden kann. Er ist realistisch, spannend und bringt uns die Charaktere so nah, dass wir gar mit beiden Seiten (der des Gesetzes und der der Verbrecher) mitfiebern, bis zum blutigen und bleihaltigen Schlussakt. Ein starker Thriller, bei welchem der letzte Funke zwar fehlt, der aber dennoch lange in Erinnerung bleibt und deswegen ein klarer Tipp ist für alle, die spannende Unterhaltung suchen.

Note: 2

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se