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Arrival

Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu den Filmen von Denis Villeneuve. "Prisoners" mit Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal gefiel mir sehr gut, der im selben Jahr gestartete "Enemy" hatte eine sehr interessante Prämisse, übertrieb es aber mit seinen Wirrungen und der 2015 so extrem hochgelobte "Sicario" hinterließ bei mir schlichtweg keinerlei Gefühl außer pure Enttäuschung. Nun war es also an der Zeit, dass Villeneuve mal wieder einen Streifen abliefert, der Kritiker und Zuschauer vollends überzeugt. Und tada! Er hat es geschafft, denn der Sci-Fi-Thriller "Arrival" ist brillante Kino-Unterhaltung...

ARRIVAL


Die Sprachwissenschaftlerin Dr. Louise Banks (Amy Adams) wird zum Militär gerufen, als zwölf Raumschiffe auf verschiedenen Teilen der Erde landen. Einen Angriff scheinen die außerirdischen Wesen nicht geplant zu haben, weswegen Banks gemeinsam mit dem Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) Kontakt mit ihnen aufnehmen soll. Angesichts dessen, dass niemand die Sprache der Wesen versteht und sie auch nicht wissen, auf welch kommunikativen Pfaden sie wandeln, stellt sich diese Herausforderung als groß heraus. Und auch die unterschiedlichen Regierungen auf der Erde, die eigene Pläne für die unheimliche Situation umsetzen wollen, werden schon bald zum Problem...

Bei dem Genre Sci-Fi denken die meisten wahrscheinlich sofort an actionorientierte Blockbuster wie "Independence Day" oder "Transformers". Wer mit den Erwartungen, in "Arrival" ähnliche Massenzerstörungen zu sehen wie in den beiden genannten Beispielen, der dürfte sich verwundert die Augen reiben und manch popcornmampfender Zuschauer dürfte schon perplex sein. Aber gut, wer sich mit den Werken von Denis Villeneuve auskennt, der weiß, dass sich der Mann niemals mit dem Mainstream zufrieden gibt und wohl noch nie hat er dies so eindrucksvoll gezeigt wie mit seinem neuesten Werk. 
Die Geschichte über die hochkomplexe und komplizierte Kontaktaufnahme mit auf der Erde gelandeten Außerirdischen bietet kaum Action, dafür aber intensive Spannung und jede Menge Stoff fürs Gehirn, worüber man sicherlich noch lange nachgrübeln wird. Im Grunde ist das zentrale Thema des Films nämlich weniger die Kontaktaufnahme mit den Aliens (wobei auch diese in brillanten, komplexen Szenen wunderbar clever aufgezeigt wird), sondern die Thematik des Zusammenhalts verschiedener Nationen während einer solchen Paniksituation. Dies hat gerade zur heutigen Zeit einen äußerst kritischen Anspruch und sorgt dabei für einige herrliche Szenen, die so intensiv und realistisch sind, dass man die Augen kaum abwenden kann. Villeneuve findet dabei immer neue Ideen, um die Sci-Fi-Geschichte passend in unserer heutigen Zeit zu verankern, er gibt uns Lehren über die einzelnen Stationen der Kommunikation auf und sorgt dafür, dass wir trotz des dialogreichen Skripts niemals das Interesse verlieren. Damit ist besonders eine grandiose Wendung im letzten Drittel gemeint, die man nicht einmal ansatzweise kommen sieht und die dank einiger zuvor clever versteckter Fährten sehr gut in die Grundgeschichte des Filmes passt. 
Auch darüber hinaus hat Villeneuve einen überzeugenden Film abgeliefert: Optisch funktioniert das Werk durch seine mutigen Kameraeinstellungen und seinen tristen, blauen Farbton als mysteriöses und kalkulierendes Werk, welches aber auch sein Herz nicht vergisst und die Effekte sind für einen solchen Film, weit fernab des Mainstreams, ebenfalls aller erste Sahne. Auch das Design der Außerirdischen (die bereits überraschend früh in voller Größe gezeigt werden) ist als sehr kreativ und einfallsreich zu bezeichnen, was zeigt, dass man sich hier niemals auf ausgelatschten Pfaden bewegt, sondern immer wieder neue Wege zu finden versuchte. Mit Amy Adams hat man zudem eine hervorragende Hauptdarstellerin gecastet, die jede einzelne Geste perfekt platziert und mit ihrer Performance sogar einen soliden, aber weniger geforderten Jeremy Renner an die Wand spielt. 
Neben all dem Lob gibt es aber auch manche Dinge, die nicht ganz so gut funktionieren. So fühlt man sich ab und an, als wären manche Szenen im Schneideraum übergangen worden, so schnell geht es ab der Halbzeit plötzlich voran und einige winzige Längen lassen sich ebenfalls nicht schönreden. Auch auf das doch arg kitschige Ende hätte man so verzichten können und der wahre Grund der Anreise der Aliens ist zwar kreativ, so richtig viel Sinn ergibt all diese Vorbereitung bei solch einer Prämisse dann aber auch nicht wirklich.
Fazit: Intensiver Sci-Fi-Thriller, der nicht auf Action, sondern auf kreative Ideen und das Mitdenken des Zuschauers bei der komplexen und wunderbar erzählten Geschichte setzt. Auch optisch und schauspielerisch weiß "Arrival" durchgehend zu überzeugen.

Note: 2




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