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Lost - Die sechste Staffel

Jede große Geschichte muss irgendwann ihr Ende finden und im Falle von "Lost" war es ein klarer Vorteil, dass sich die Macher dem Abschluss ihrer Serie bewusst waren und somit ab der dritten Staffel auf ein klares Finale hinarbeiten konnten. Dass dieses viele Fans verprellte und längst nicht alle den großen Abschluss der Mystery-Serie gut aufnahmen, ist nachvollziehbar... dennoch hat man ein Ende gefunden, welches absolut würdig für 120 Folgen fantastischer Unterhaltung ist. Auch hier gilt Spoiler-Alarm: Wer die ersten fünf Staffeln von "Lost" nicht gesehen hat, sollte hier nun nicht weiterlesen!

LOST - STAFFEL 6

Nachdem Juliet (Elizabeth Mitchell) kurz vor ihrem Tod die Wasserstoffbombe im Jahr 1977 zünden konnte, werden die verbliebenen Überlebenden entgegen aller Hoffnungen ins Jahr 2007 zurückkatapultiert. Am Leben zwar, aber noch immer gefangen auf der Insel. Sawyer (Josh Holloway) sinnt auf Rache gegen Jack (Matthew Fox) für den Tod seiner geliebten Juliet, während der "Mann in Schwarz" (Titus Welliver), welcher nun die Form des verstorbenen John Locke (Terry O'Quinn) seine eigenen Pläne verfolgt, welche über das Schicksal der Überlebenden und der Insel entscheiden können. Dafür beginnt er, Leute zu rekrutieren und beschwört somit einen Krieg herauf, welcher viele Opfer fordert...

Viel mag man hier nicht verraten, denn wie es sich für die Final-Staffel gehört, werden jede Menge Mysterien geklärt... nicht unbedingt erschöpfend, sodass noch viel Raum für Theorien bleibt, aber wir sind nun endlich schlauer. Damon Lindelof und Carlton Cuse bringen ihr Epos halbwegs gut zu seinem Abschluss, können dabei aber nicht ohne Schrammen aus dem Sturm heraussegeln. So gibt es besonders im Mittelteil der Season einige Hänger und längst nicht alle Rätsel werden zufriedenstellend aufgelöst... so ergibt am Ende nicht alles einen Sinn und viele aufgebauschte Mysterien (z.B. die Zahlen, die Statue, Walt und die Zeitverschiebungen) werden als nichtig abgetan und nicht mehr angerührt, während andere Rätsel (z.B. die Black Rock, Richard Alpert, Jacob und das Rauchmonster) klare Auflösungen bekommen. So richtig zusammenpassen tut das am Ende nicht und wird durch eine erstmal clever erscheinende, letzten Endes aber doch unnötig viel Screentime stehlende und gar nicht mal so wichtige Parallel-Realität, in welcher Flug 815 nie abgestürzt ist, ordentlich gebremst. Nichtsdestotrotz haben wir hier noch immer Serien-Unterhaltung auf dem allerhöchsten Niveau, die Spannung bleibt konstant hoch und mit dem "MiB" als klarem Gegenspieler haben wir nun eine Storyline, welche ein wundervolles Finale einläutet. Das Enträtseln so manchem Mysteriums gelingt teils ganz gut, was sich auch passend mit der Geschichte um Jack, Kate und Co. verknüpft und sehr einheitlich wirkt. Neben einigen unpassenden Füller-Folgen gibt es noch immer absolute Highlight-Momente, viel Tragik, eine Portion Humor und selbstverständlich entwickeln sich auch unsere uns so ans Herz gewachsenen Figuren weiter und finden, allein auf der Charakter-Ebene, einen grandiosen Abschluss, welcher zu Tränen rührt und emotional genau dahin trifft, wo es treffen soll. Schauspielerisch ist die sechste Staffel die wohl beste... was etwas heißen will, haben Fox, Lilly, Holloway und Co. doch schon zuvor oscarreife Leistungen aufs Parkett gelegt. Geführt wird das Ensemble diesmal klar von den unglaublich starken Matthew Fox, Terry O'Quinn, Mark Pellegrino und Henry Ian Cusick getragen. Auch die musikalische Untermalung von Michael Giacchino erreicht eine neue Qualität. Am Ende entlässt "Lost" uns mit vielen Tränen, aber einem zufriedenen Lächeln: Die letzte Staffel ist ab und an zu langsam und löst nicht alle Versprechen ein, bringt den Charakteren aber einen zutiefst würdigen und herzzerreißend schönen Abschied. Wir haben hier ein Stück Fernsehgeschichte, welches so in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird. Danke dafür! Jetzt heißt es: Erinnern und loslassen.

Note: 2

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