Fragt man nach dem wohl größten Kinoflop des Jahres, liegt die Antwort nahe: "Fantastic Four". Denn das Reboot der Comicverfilmung rund um vier Helden mit außergewöhnlichen Kräften ging nicht nur finanziell an den Kinokassen ordentlich baden, sondern verschmähte auch Kritiker und Fans. Doch wie schlecht kann der Film schon sein? Auch wenn die Trailer nicht unbedingt Gutes verhießen, neugierig war ich schon und näherte mich dem Werk von Josh Trank vollkommen unbelastet. Geholfen hat das wenig, denn "Fantastic Four" ist trotzdem schlecht.
FANTASTIC FOUR
Schon seit Kindertagen arbeitet Reed Richards (Miles Teller) mit seinem Freund Ben Grimm (Jamie Bell) an einer Maschine, die es Menschen erlaubt, sich zu teleportieren. Bei einem Wissenschaftswettbewerb werden die beiden von Professor Franklin Storm (Reg E. Cathey) und seiner Tochter Susan (Kate Mara) entdeckt, welche ihre Forschungen unterstützen möchten. Wenig später gelingt es dem Team, zu dem auch noch Susans Bruder Johnny (Michael B. Jordan) sowie der Wissenschafts-Profi Victor von Doom (Toby Kebbell) stoßen, das "Quantum Gate" fertigzustellen, welches das Reisen in eine andere Dimension ermöglicht. Als die fünf Jungspunde sich in dieser Dimension umsehen möchten, kommt es zu einem Vorfall, nach welchem sie alle seltsame Kräfte entwickeln...
Nach diesem Vorfall, der sämtlichen Fans und Kennern der Comicvorlage oder der beiden ehemaligen Filme (damals noch mit Jessica Alba und Chris Evans in den Hauptrollen) deutlich bekannt sein dürfte, hat "Fantastic Four" bereits deutlich die Halbzeit überschritten. Wie kommts? Der Film beschäftigt sich in seiner ersten Hälfte extrem lange mit seinen Figuren und den Irrungen und Wirrungen, welche diese bei der Planung des gigantischen Experiments auffinden. Generell ist das ja keine schlechte Idee, ein wenig Charaktertiefe in die spätere Heldengruppe zu bringen, das misslingt hier nur leider völlig. Angesichts der sehr langwierigen, beinahe schläfrigen Exposition der handlungstragenden Figuren und Elemente bleibt nämlich rein gar nichts hängen, was irgendeine Tiefe nach sich ziehen könnte. Die Charaktere bleiben eindimensional, wir erfahren so gut wie nichts über sie und auch über den Aufbau des Experiments erfahren wir dementsprechend wenig, außer dass eigentlich alles soweit reibungslos läuft. Dass Regisseur Josh Trank bis zu diesem Schritt über vierzig Minuten braucht und dennoch kaum etwas zu erzählen hat außer eine Figuren-Konstellation klarzumachen, die man auch innerhalb von zehn Minuten hätte klären können, das ist schon schade. Als hätte Trank diesen Fauxpas selber bemerkt hetzt er in der zweiten Hälfte schließlich so atemlos durch den eigentlich interessanteren Story-Part, dass man kaum noch mitkommen mag. Das Erlernen der Fähigkeiten wird gar komplett ausgespart und mit einer simplen "Ein Jahr später"-Texteinblendung übersprungen... womit genau der Teil, der in den meisten Comic-Erstlingen eben der unterhaltsamste ist (zum Beispiel in "Iron Man" oder "Spider-Man") hier eben gar nicht vorkommt. Auch die Actionszenen werden gnadenlos durchgehetzt, sodass vom Finale wenig hängen bleibt als ein paar sparsame Moves und ein sehr flottes Ende. Kein Wunder, wenn man den finalen Bösewicht erst zwanzig Minuten vor dem Abspann überhaupt offenbart und angesichts der verbleibenden Zeit dann eben sofort zum Showdown übergehen muss. Beim Skript muss dabei wirklich einiges vollkommen schiefgelaufen sein, denn die Verteilung der Laufzeit ist hier tatsächlich böse in die Hose gegangen. So böse sogar, dass wir nur zwei richtige Actionszenen zu sehen bekommen, die dann aber angesichts der größtenteils miesen Effekte (wo ist denn da das Budget hingegangen?) und fehlender Kreativität keinesfalls zu fesseln wissen. Den Darstellern kann man dabei wenig ankreiden, denn wir wissen ja, dass Kate Mara, Michael B. Jordan und Co. allesamt talentierte Jungschauspieler sind. Abgesehen von einem blassen Miles Teller (der hier auch negativ überrascht, war er doch sonst immer sehr solide) können sie aber allesamt nichts für das Misslingen des Films, denn trotz der grausamen Dialogzeilen ziehen sie sich hier noch sehr achtsam aus der Affäre. Das ist dann also schon ein ziemlicher Reinfall, in den man sich hier reingeritten hat und es ist verwunderlich, dass dies offenbar keinem der Verantwortlichen aufgefallen ist: Ein Film über Superhelden, in welchem Action Mangelware ist und welcher sich anstattdessen ewig lang mit einer unnötigen, weil kaum etwas zu erzählenden Exposition aufhält. So wirkt "Fantastic Four" eben doch nur wie ein billiger Teaser für ein Sequel, welches nach diesem finanziellen Misserfolg sicher nicht kommen wird. Muss es auch nicht, denn von diesem uncharmanten Blödsinn, der einzig durch seine Besetzung und einige wirklich nette Ideen, die ungenutzt bleiben müssen unterhalten kann, brauche ich nicht mehr. Fox, gebt die Rechte an diesen Superheldentrubb doch bitte an Marvel zurück. Die wissen nämlich, wie es wirklich geht und Storm, Richards und Co. würden sich an der Seite der "Avengers" sicherlich auch gut machen.
Note: 4-
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