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Paddington

Alte und nostalgisch angehauchte Figuren aus frühester Kindheit neu aufgepeppt zurück in die Kinos zu bringen (vorwiegend in 3D) kann eine ganz schlechte Idee sein. Zugegeben, ich habe mir so gut wie alles gespart, was unter diesem Kontext lief, allerdings schreckten mich die ersten Ausschnitte zu "Die Schlümpfe" beispielsweise bereits so sehr ab, dass ich auch glaube, nichts verpasst zu haben. Von "Paddington" hörte man aber fast nur Gutes, weswegen ich mir diesen nun endlich einmal angesehen habe...

PADDINGTON


Nachdem sein Zuhause im dunkelsten Peru bei einem Erdbeben verwüstet worden ist, tritt der kleine Bär Paddington die Reise nach London ein. Dort soll Freundlichkeit herrschen und er soll dort leicht eine Familie finden können, die ihn aufnimmt. Dies geschieht mit der Familie Brown, allerdings sind nur zwei von vier Familienmitgliedern von dem kleinen Bären wirklich angetan, vor allem der Vater Mr. Brown (Hugh Bonneville) hält so gar nichts von einem wilden, sprechenden Tier im eigenen Haus. Unterdessen macht die fiese Millicent (Nicole Kidman) Jagd auf Paddington: Sie will ihn für ihre Museumssammlung ausstopfen lassen!

Die Macher von "Paddington" haben tatsächlich das Beste beider Welten verbunden, ähnlich wie es die Disney Studios mit ihren fabelhaften Zeichentrick- und Animationsfilmen immer wieder schaffen. Sie unterhalten die jüngeren Zuschauer mit viel Slapstick, harmloser Action und einem knuffigen Bären als Sympathisanten der Geschichte, während die Erwachsenen mit jeder Menge lustiger Anspielungen, cleverem Wortwitz und einer herzlichen Story auf ihre Kosten kommen. Tatsächlich, "Paddington" ist nicht nur sehr charmant und in seinem 90 Minuten äußerst kurzweilig geraten, er ist über weite Strecken sogar verflixt lustig und sorgt für mehr als nur einen lauten Lacher, ganz gleich ob er das Badezimmer der Familie Brown unter Wasser setzt oder ob fantastische Wortwitze anfangen zu sprühen... hier ist tatsächlich für jede Altersklasse genug dabei, um viel Spaß zu haben! Dabei verraten die Macher ihre altbekannte Figur nicht, schleusen sie angenehm und mit viel Liebe zum Detail in unsere neue Welt und lassen ihn viele Abenteuer erleben. Der Film kommt sehr schnell in Schwung, gefällt schon früh mit seinen butterweichen Animationen, den ständigen neuen Ideen und den sympathischen Charakteren. Natürlich, sie sind alle Klischees (ganz besonders Nicole Kidman als oberböse Millicent), aber es ist eben ein Familienfilm, da muss man es ja nicht gleich hochkomplex halten. "Paddington" will einfach nur unterhalten und das gelingt ihm auf ganzer Linie: Mal sehr wild, teils auch überraschend frech und metatextuell... dass man das von einem Familienfilm, der nicht von der Marke Pixar kommt, mal sagen würde, ist ja schon ein kleines Wunder. Gegen Ende geht "Paddington" dieser wunderbare Charme in einem etwas zu banalen Finale abhanden, man vermisst die cleveren Späße der ersten Stunde. Das ist aber halb so schlimm, denn nach dieser vergnüglichen Achterbahnfahrt schlägt man scih dann gerne durch einen etwas halbgaren Showdown, der es dann mit der gespielten Dramatik gerne mal übertreibt. Auch die Schauspieler scheinen ihren Spaß gehabt zu haben, ganz besonders Sally Hawkins, die als etwas naive, aber durchaus herzliche Mutter einige wundervolle Szenen hat. Die meisten Lacher staubt indes "Harry Potter"-Star Julie Walters als kauzige und auch mal dem Alkohol zugeneigte Haushälterin Mrs. Bird ab. Ihr Trinkduell mit einem tumben Wachmann ist schlichtweg herrlich. Und auch die beiden Kinderdarsteller nervten kein bisschen und zeigen in ihrem jungen Alter bereits ein nicht zu unterschätzendes Potenzial. In der deutschen Version fällt Elyas M'Barek als Stimme des titelgebenden Bären übrigens nicht auf, was ja nichts Schlechtes ist. Die Vertonung des deutschen Komödien-Stars gelingt professionell genug, alsdass man den Unterschied zwischen einem sehr bekannten Schauspieler wie ihm oder einem meist im Dunkelgewerbe arbeitenden Synchronsprecher nicht wahrnimmt. Fazit: Sehr schöner Familienfilm mit dem Herz am rechten Fleck, cleverem und wildem Witz und wundervollen Ideen. Nur gegen Ende geht dem Werk ein kleines bisschen die Puste aus.

Note: 2-


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