Direkt zum Hauptbereich

Death Note (2017)

Ich kann mit Animes und Mangas nichts anfangen. Als Kind war ich ein Fan der für eine jüngere Zielgruppe produzierten Serien "Pokemon", "Yu-Gi-Oh" und auch "One Piece", heute komme ich mit dem eigensinnigen Stil dieses japanischen Genres aber nicht mehr zurecht. Selbst der in den Himmel gelobte "Prinzessin Mononoke" gefiel mir nicht und selbstverständlich bin ich daher auch nie in Berührung mit der extrem beliebten Serie "Death Note" gekommen. Das Thema an sich klang aber reizvoll genug, um sich zumindest der Netflix-Verfilmung zu widmen, die vor wenigen Tagen auf dem Streamingportal erschienen ist...

DEATH NOTE


Dem Außenseiter Light Turner (Nat Wolff) fällt das mysteriöse "Death Note"-Buch in die Hände. Unter der Aufsicht des Todesgottes Ryuk (Willem Dafoe) erlaubt dieses dem Besitzer, Namen auf die Seiten zu schreiben, damit die jeweiligen Personen daraufhin den Tod finden können. Gemeinsam mit seiner Freundin Mia (Margaret Qualley) nutzt er das Buch, um flüchtige Mörder, Terroristen und Sexualstraftäter zu ermorden. Schon bald glaubt die Bevölkerung der Welt, auch dank eindeutiger Spuren, die Light seine Opfer zuvor hinterlassen lässt, an die Rache eines Gottes. Dadurch wird jedoch auch das FBI und die CIA auf die Taten aufmerksam...

Natürlich habe ich hier den Vorteil, wenn man das so nennen möchte, dass ich weder die Manga-Vorlage noch die zugrundeliegende Anime-Serie nicht kenne und mich daher voll und ganz frisch auf dieses Filmerlebnis einlassen konnte. Ich musste nichts vergleichen, mich nicht über Veränderungen der Charaktere oder Zusammenkürzungen der Plots aufregen... ich war schlicht und einfach unvoreingenommen. Doch selbst als Neuling in der Welt von "Death Note" lässt sich leicht feststellen, dass diese Handlung eigentlich ein weitaus größeres Universum beherbergt und sich als Serie wesentlich mehr Zeit lassen kann, um seine Geschichte zu erzählen. 
So hetzt der Film geradezu atemlos durch seine Erzählung und lässt keine zwanzig Minuten vergehen bis sich Light bereits als gnadenloser Killer eingefunden und das Buch, gemeinsam mit seiner Freundin, ausgiebig nutzt. Durch diese enorm rasante Erzählung fällt ein Warmwerden mit den handelnden Charakteren enorm schwer, ganz schlimm hat es dabei die Beziehung zwischen Light und Mia erwischt. Warum genau die beiden eigentlich innerhalb weniger Filmminuten zum Paar werden, wer diese Mia eigentlich ist und was genau beide im Innersten antreibt, das Buch zu nutzen... das alles wird zwar irgendwie mal kurz nebenbei thematisiert, bleibt aber bloße Behauptung. Wir erhalten niemals einen Einblick in das Innenleben der Charaktere, sondern müssen sie eben so nehmen, wie sie sind - angesichts des Themas, welches ja geradezu eine Reflexion des Zuschauers voraussetzt (was würde ich im Besitz dieses Buches tun?) doch eine ziemliche Schwachstelle. 
Dieses Minus an Tiefe wird aber nicht zugunsten von etwas mehr visueller Power genutzt, sondern muss eben so gemacht werden, um überhaupt noch die ganze Handlung innerhalb der unwahrscheinlich knappen 100 Minuten zu erzählen und daraus noch ein einigermaßen rundes Ding zu machen. Da bleibt für interessante Einzelheiten oder nähere Blicke auf das, was Mia und Light da eigentlich genau treiben, eben keine Zeit. All das muss im doch enorm gehetzten Schnellverfahren durchgekaut werden, um anschließend eine an Wendungen sicher nicht arme, recht spannende aber eben auch viel zu flotte Geschichte zu erzählen. Das sorgt dann dafür, dass manch eine Regel, welche die Handlung hier aufstellt, auch gerne mal verbogen wird, um in der Erzählung die nötigen Schritte zu unternehmen... genauer eingehen kann man auf diese dank der kurzen Laufzeit eh nie. So verpuffen ambitionerte Einzelszenen im emotionalen Kontext regelrecht und treiben den Zuschauer nur zu dem Gedanken, dass all dies als Serie doch wirklich wesentlich besser aussehen muss. 
 Immerhin findet Regisseur Adam Wingard den passenden visuellen Ton und liefert einige tolle, düstere Bilder, tolle Actionszenen und während der ersten Hälfte gar einige irrwitzige Todesszenarien, die glatt aus der "Final Destination"-Reihe stammen könnten. Auch die Schauspieler, insbesondere der aus "Margos Spuren" bekannte Nat Wolff, machen einen sehr guten Job. Schließlich führt dies dazu, dass man doch immer wieder Spaß mit diesem rasanten Durchsausen eines eigentlich wesentlich tieferen Plots hat... sofern man eben die originalen Vorlagen nicht zu gut kennt.
Fazit: Wer bislang nicht mit dem zugrundeliegenden Manga in Kontakt kam, den dürfte die Geschichte durchaus faszinieren. Doch auch als Nichtkenner fallen die gehetzte Handlung und einige Logikschlenker durchaus auf und mildern das Filmvergnügen deutlich.

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se