Direkt zum Hauptbereich

Orphan Black - Die fünfte Staffel

Und dann ist es auch schon wieder vorbei. Fünf Staffeln klingen eigentlich ziemlich lang für eine Serie, die über die Hälfte ihrer Zeit lang nie wirklich vorankam und qualitativ nicht zu überzeugen wusste. Dennoch kann man wohl kaum eine Serie so flott durchgucken wie "Orphan Black", laden die einzelnen Staffeln, die nur aus zehn vierzigminütigen Folgen bestehen, doch geradezu dazu ein. Und dementsprechend flott läuft auch das große Finale ab, an dem dank der weitaus gelungeneren vierten Season doch wieder höhere Erwartungen hingen. Schnell, geradlinig und eben auch ohne größere Überraschungen... Typisch "Orphan Black" halt!

ORPHAN BLACK - STAFFEL 5


Sarah Manning (Tatiana Maslany) kämpft auf der Insel ums Überleben, während sich Cosima (Tatiana Maslany) in dem Dorf einlebt und sich auch wieder mit der zuvor totgeglaubten Delphine (Evelyne Brochu) zusammenfindet. Währenddessen sind Kira (Skyler Wexler) und Siobhan (Maria Doyle Kennedy) von den mysteriösen Hintermännern von Neolution verschleppt worden und Sarah erfährt, was sie wirklich wollen. Nun muss sie sich, gemeinsam mit ihren Klonschwestern, ein letztes Mal aufrappeln, um den Konzern endgültig zu zerschlagen und ihr altes Leben zurück zu bekommen...

So richtig nach Finale fühlt sich das allerdings während den ersten Folgen nicht an. Statt die bestehenden Geheimnisse zu lüften und die bekannten Charaktere endlich auf ihre letzte Mission zu schicken, verbringen die Macher tatsächlich noch ein paar Stunden Zeit damit, einige neue Mysterien in den Ring zu werfen. In Form eines seltsamen Dorfes mitten im Wald und einem schrecklichen Ungeheuer, welches zwischen den Bäumen lebt, werden weitere Fragezeichen aufgestellt, das Ganze ist mittlerweile allerdings so obskur und seltsam geraten, dass sich wirkliche Spannung nicht mehr einstellen möchte. Dies gilt auch für den endlich enthüllten Oberbösewicht, der so klischeehaft als grausamer Antagonist daherkommt, dass von ihm deutlich weniger Bedrohung ausgeht als noch zu Zeiten von Rachel oder Aldus Leeky. Etwas weniger Pompösität hätte der finalen Staffel von "Orphan Black" hier sicherlich gut gestanden, denn das wirkt streckenweise gar unfreiwillig komisch... dabei hatte man sich zuvor doch so überraschend gut von sinnfreien Klischees abgesetzt. Aber gut, nun haben wir eben doch "unsterbliche" Bösewichte, die am Tisch flanieren, weiterhin ihre Gen-Experimente durchführen und sich böse grinsend in gewissen Hinterzimmern die Hände reiben - die leisen Töne waren eben noch nie die Stärke dieser sehr gewitzten, aber auch ziemlich rasanten Serie. 
Dass man hier eine Zeitlang nicht weiß, wo man hinwill, zeigen auch zwei miese Folgen, welche zum einen erneut die Taten rund um Alison und Ehemann Donnie in den Mittelpunkt stellen (der skurille Gaga-Humor stört in der düsteren Kulisse weiterhin, wird aber immerhin nicht mehr allzu oft eingesetzt) und sich zum anderen mit dem noch recht frischen Klon Krystal beschäftigen, die auch eine Mission leiten darf. Dieses krakeelende Blondchen, die jegliche Ernsthaftigkeit auch im Rahmen dieses verzichtbaren und recht unsinnigen Subplots im Keim erstickt, nun auch noch einmal in den Fokus zu rücken, war allerdings keine gute Idee, kostet es doch den eigentlichen Hauptfiguren das dringend benötigte Rampenlicht. Wenn Sarah, Siobhan, Cosima und Arthur aber wieder zur Rettung eilen, dann wird es, ganz im Stil der gelungenen vierten Staffel, auch wieder ziemlich spannend und die Macher warten auch mit manch einer gelungenen Wendung auf. 
Leider vertrödeln sie auf dem Weg etwas zu viel Zeit mit einigen Subplots, die nun während des Showdowns doch arg verzichtbar anmuten und eigentlich früher in der Serie mehr Gewicht gehabt hätten... sich nun noch darauf zu versteifen, die Charaktere zu formen, die wir schon so lange kennen, hat keinen echten Sinn mehr. Dementsprechend müssen die Macher in den letzten drei Folgen dann auch enorm Vollgas geben und feuern einen Showdown ab, der es definitiv in sich hat. Leider bleibt angesichts des hohen Tempos aber nur noch wenig Zeit, manch einen Charakter-Tod zu betrauern oder die vielen Bösewichte passend in den Abgrund zu schicken. Dass sie all das dennoch überraschend rund, wenn auch schließlich arg kitschig und bilderbuch-mäßig zum Ende bringen (auch hier sind die leisen Töne also definitiv wieder versteckt worden, obwohl damit wesentlich mehr Emotionen hätten erschaffen werden können), ist aber immerhin eine Überraschung - ich jedenfalls hatte nach der wirren Handlung und den etlichen Story-Fäden mit einem Potpurri gerechnet, welches viele Fragen offenließ, das Ende ist aber ein passender und recht eindeutiger Abschluss, der für sich gut funktioniert. 
Was bleibt zum Abschluss bezüglich der ganzen Serie also noch zu sagen? Es war vielleicht doch keine Zeitverschwendung, aber eben auch keine gute Unterhaltung. Ein enorm flottes, dementsprechend aber auch weitestgehend oberflächliches und zu schlecht durchdachtes Spektakel, welches auf Wendungen und Überraschungen und weniger auf Charaktere setzte. Die Schauspieler zeigen auch im letzten Akt noch einmal, dass sie einiges draufhaben, besonders Tatiana Maslany ist hier erneut zum Niederknieen gut. Mit etwas talentierteren Machern hinter den Kameras und einem versierteren Autorenteam hätte man aus der ganzen Idee aber sicherlich dennoch mehr herausholen können. Also: Es war nett, aber mehr leider auch nicht.
Fazit: Die finale Staffel bringt die Klon-Geschichte recht rund zu einem Abschluss, hat zuvor aber auch mit einigen öden Subplots und unnötigen Wirrungen zu kämpfen, bevor es zu einem geradlinigen, etwas gehetzten, aber immerhin zufriedenstellenden Ende kommt. 

Note: 3






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se