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Das Streben nach Glück

Nachdem sich Will Smith über seine Hauptrolle in der Kult-Sitcom und über weitere, gewichtige Rollen in gigantischen Blockbustern wie "Independence Day" und "Men In Black" Mitte der Neunziger zum absoluten Hollywood-Star entwickelte, fragte man sich, was dieser Mann denn eigentlich noch so auf dem Kasten hat. Für "Ali" wurde er zum ersten Mal für einen Oscar nominiert und auch später zeigte sich Smith immer wieder gegen den Strich besetzt in bewegenden Dramen aller Art. Dass er diese ebenfalls durchaus zu stemmen weiß, bewies er nachhaltig in "Das Streben nach Glück", welcher auf der wahren Lebensgeschichte des heutigen Börsenmaklers und Unternehmers Chris Gardner beruht...

DAS STREBEN NACH GLÜCK


Chris Gardner (Will Smith) arbeitet Anfang der 80er Jahre als selbstständiger Handelsvertreter und lebt gemeinsam mit seiner Frau Linda (Thandie Newton) und dem gemeinsamen Sohn Christopher (Jaden Smith) in einer kleinen Wohnung. Die Investition in medizinische Geräte, die Gardner versucht zu verkaufen, lohnte sich für seine Familie nicht, weswegen sie seitdem am Hungertuch nagen. Die letzte Chance auf finanzielle Unausgeglichenheit ereilt Gardner, als er einen jungen Börsenmakler kennenlernt. Dieser erzählt von einem Praktikum in einer nahen Firma und Gardner entschließt sich, sich auf dieses zu bewerben. Es wird nicht bezahlt und die Aussichten, letztendlich einen Job zu erhalten, sind verschwindend gering. Dennoch tut Gardner alles dafür, in der Firma Fuß zu fassen, um endlich Geld zu verdienen und somit seine Familie vor der finanziellen Notlage zu retten...

Ein paar Jahre später gefiel mir Will Smith im selben Genre in dem Film "Sieben Leben" nicht sonderlich gut, da er hier doch viel zu stark auf die Tränendrüse drückte und seine Performance dahingehend sehr unnatürlich wirkte. In "Das Streben nach Glück" werden zwar ähnliche Versuche unternommen, den Zuschauer auch ja emotional zu berühren, diesmal gelingt es aber auch sehr viel besser. Will Smiths Darstellung wirkt dabei ebenso glaubwürdig wie kraftvoll und man nimmt ihm die Rolle eines Mannes, der sich trotz aller Widerstände behauptet, jeden Schlag doch noch einmal wegsteckt und sich nach oben kämpft, zu jeder Sekunde ab. Eine Oscar-Nominierung ist dafür natürlich mehr als gerechtfertigt gewesen, vor allem da sich Smith mit diesem Film fest als Größe etablierte, der nicht nur großen Action-Blockbustern seinen Stempel aufdrücken kann. Neben ihm überzeugt auch "2012"-Star Thandie Newton, die in der Rolle von Gardners unzufriedener Frau schier die Leinwand auffrisst. Die Dialogszenen zwischen Newton und Smith gehören zu den Highlights des Films und sorgen mehr als einmal für Gänsehaut. 
Auch darüber hinaus ist "Das Streben nach Glück" ein sehr schöner Film geworden. Die Geschichte bewegt und gewinnt gerade durch ihre realen Begebenheiten ordentlich an Fahrt. Natürlich wurde dramaturgisch mehr als einmal nachgeholfen und manch ein unglaublicher Zufall wirkt hier wirklich ein wenig unglaubwürdig. Diese Szenen sind jedoch in der Unterzahl, über weite Strecken berührt der Film tatsächlich und erzählt eine auch heute noch hochaktuelle und herzerwärmende Geschichte über einen Mann und dessen Sohn, die lange Zeit kämpfen mussten, am Abgrund standen und dennoch niemals aufgaben. 
Nicht jedem dürfte dabei die zentrale Botschaft des Filmes gefallen und ab und zu übertreibt Regisseur Gabriele Muccino dann leider doch ein wenig. Dass Geld alleine glücklich macht, ist zwar nicht die alleinige Aussage, vieles driftet jedoch in diese Richtung und wenn er aufzeigt, wie die stinkreichen Börsenmakler grinsend und lachend von der Arbeit kommen, eben glücklich, weil sie finanziell unabhängig sind, dann hat das schon einen recht faden Beigeschmack. Schließlich zeigt die Story des Filmes, dass Gardner gerade durch die Liebe zu seinem Sohn Glück erfährt, auch wenn er finanziell am Abgrund steht. Dass man dies letztendlich auf eine doch eher karge Parabel zusammenstaucht, in welcher Geld allein für die Lebensfreude steht, ist dann schon etwas schade, auch wenn Muccino diesen Aussagen bis zum Ende doch noch recht clever ausweicht. 
Übertünchen tut er solcherlei Sozialkitsch dann mit kraftvollen Szenen, in welchen Gardner versucht, seinem Sohn die missliche Lage zu verschönern. Wenn er eine Bahnhofstoilette allein aus purer Fantasie in einen Dschungel verwandelt oder Nächte durcharbeitet, um Christopher vielleicht irgendwann ein schöneres Leben zu bescheren, dann trifft dies mitten ins Herz. Das wirkt dann nicht immer ganz kohärent und besitzt im letzten Drittel auch einige kleinere Längen, aber das macht wenig, denn Muccino hat sein Werk zum Glück immer unter Kontrolle, erweckt mit sympathischen Details und einem schönen Soundtrack die 80er Jahre zum Leben und lehrt uns sogar in einigen Bereichen, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu weit in die Höhe zu recken.
Fazit: Bewegendes Drama mit einem grandiosen Will Smith, welches sich zwar manchmal in seinen kitschigen, geradlinigen Aussagen verfängt, diese aber mit kraftvollen und herzlichen Einzelszenen sowie einer schönen Inszenierung mehr als ausgleicht.

Note: 2-




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