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The Impossible

Bis heute können sich viele Comic-Fans noch immer nicht mit der neuen und mittlerweile dritten filmischen Besetzung Spider-Mans anfreunden. Seit der Wandkrabbler nun auch Seite an Seite mit den Avengers innerhalb des Marvel Cinematic Universe zusammenarbeitet und auch kurz vor seinem ersten eigenen Solofilm steht, wird der Held von dem jungen Tom Holland dargestellt. Ich liebte diese Neuinterpretation von der ersten Minute in "Civil War" und wer "The Impossible" gesehen hat, weiß auch, wieso gerade er für diese gewichtige Rolle besetzt wurde... zeigte der damals gerade vierzehnjährige doch bereits eine schauspielerische Bandbreite, die absolut erstaunt.

THE IMPOSSIBLE


2004: Während eines gemeinsamen Urlaubes in Khao Lak, Thailand, wird die Familie Bennett von einem gigantischen Tsunami überrascht, welcher das Land verwüstet und tausende Todesopfer fordert. Maria (Naomi Watts) kämpft sich mit ihrem ältesten Sohn Lucas (Tom Holland) durch die reißenden Fluten, wobei die Mutter schwer verletzt wird. Von ihrem Ehemann Henry (Ewan McGregor) und den beiden jüngeren Söhnen Simon (Oaklee Pendergast) und Thomas (Samuel Joslin) fehlt jede Spur. Während Maria mit ihrer Verletzung ringt, muss Lucas über sich hinauswachsen, um der gefährlichen Situation zu trotzen...

Wieder eine wahre Geschichte. Dass sich Hollywoods Filmindustrie nicht immer darum kümmert, ob diese Geschichten auch so richtig wahr sind und sich gerne einige kreative Freiheiten herausnimmt, ist sicherlich keine neue Nachricht mehr. Innerhalb eines solch grauenvollen Geschehens, welches vor dreizehn Jahren unzählige Todesopfer forderte, Familien auseinanderriss und Leben zerstörte, ist solch eine Herangehensweise umso komplizierter, würde doch ein arg fader Beigeschmack bleiben. Gut, dass sich Regisseur J.A. Bayona (der dieses Jahr das Drama "Sieben Minuten nach Mitternacht" in die Kinos brachte) hier tatsächlich weitestgehend darauf festlegt, die Geschichte wirklich so zu erzählen, wie sie war.
Zwar werden mancherlei Geschehnisse gerade in der zweiten Filmhälfte zwar etwas überspitzt dargestellt und gegen Ende wird es dann leider doch ab und an etwas zu konstruiert, gar auch mal ein wenig überkitschig. Zuvor vermeidet Bayona solcherlei Ausrutscher aber ungemein gekonnt und sorgt mit einer herausragenden Inszenierung für perfekte Dramatik. Manche Szenen sind dabei so ungemein schmerzhaft und bedrückend, dass man am liebsten die Augen vor allem verschließen möchte... doch dann würde einem einiges entgehen. Der "Das Waisenhaus"-Regisseur erschafft mit der gigantischen Flutwelle, welche direkt nach fünfzehn Minuten über den Zuschauer und die Protagonisten hereinbricht, als auch mit dem anschließenden Kampf ums Überleben in und außerhalb der reißenden Ströme, einige der intensivsten Filmminuten dieser Dekade: Technisch perfekt, herausragend gut gefilmt und stets ganz nah an den leidenden Protagonisten dran gelingt es Bayona, die große Tragik niemals für das Unterhaltungsmedium auszuschlachten, sondern sie so glaubwürdig und ehrlich wie möglich auf Film zu bannen.
Für die drei Hauptdarsteller ist dies natürlich ein gefundenes Fressen und alle bringen dementsprechend auch Leistungen, für die sie jeglichen Preis verdient gehabt hätten. Naomi Watts war sogar völlig zurecht für einen Oscar nominiert; wie sie hier vollkommen schamlos und zermürbt um jeden Atemzug kämpft, das hat man so auch noch nicht gesehen. Ewan McGregor bringt indes eine grandiose, entblätternde Performance und wenn er am Telefon seiner Familie gestehen muss, dass er seine geliebte Frau nicht finden kann, dann ereilt den wehrlosen Zuschauer eine Gänsehaut nach der anderen. Die große Entdeckung von "The Impossible" war jedoch der heutige Spider-Man Tom Holland, der sich in großen und kleinen Szenen zu schier unmenschlichen Taten aufschwingt und das Publikum somit nuanciert und kraftvoll in seinen Bann zieht.
Bis auf kleinere Ausrutscher gegen Ende, in denen der Zuschauer durch zwar herausragend spannende, aber eben doch etwas zu konstruierte Einfälle manipuliert wird, ist das hier tatsächlich ganz, ganz großes, dramatisches Kino, ohne dabei in Pathos zu versinken... gegen Ende werden da gar noch einige unangenehme Wahrheiten bezüglich unserer heutigen Gesellschaft ausgesprochen. Dass Bayona sogar dafür zum Schluss noch Zeit findet, ohne dass solcherlei moralische Zeigefinger weit hergeholt oder unpassend wirken, ist ein weiteres Lob, welches man seinem Projekt unbedingt geben muss.
Fazit: Intensives Drama nach den wahren Geschehnissen in Thailand, welches inszenatorisch Maßstäbe setzt und grausam unter die Haut geht. Die grandiosen Darstellerleistungen von Watts, McGregor und Holland wissend dabei, trotz einiger unnötiger Überdramatisierungen, durchgehend zu packen.

Note: 2



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