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Die Kammer

Ich habe tatsächlich noch keine einzige John-Grisham-Verfilmung gesehen... wenn man einmal davon absieht, dass ich in sehr jungen Jahren "Der Klient" sah, ihn damals aber kaum verstand und mich heute auch an nichts mehr davon erinnern kann. Somit stellt "Die Kammer" also gewissermaßen einen Startpunkt da, hört man doch sowohl von Grishams Romanen (die in meiner Familie fleißig gelesen werden) als auch von den meisten seiner Verfilmungen nur Gutes. Ich war jetzt jedoch enttäuscht, denn entgegen meiner sehr hohen Erwartungen hat sich der Justizthriller von James Foley als recht müde und zäh erwiesen.

DIE KAMMER


Der junge Anwalt Adam Hall (Chris O'Donnell) übernimmt den Fall des zum Tode verurteilten Mörders Sam Cayhall (Gene Hackman)... seines Großvaters, zu dem er jedoch nie Kontakt hatte. Cayhall soll vor einigen Jahren eine Bombe in einer Kanzlei gelegt haben, bei der Explosion kamen zwei Kinder ums Leben. Die Schuldfrage wird im Grunde nicht gestellt, da Cayhall seine Taten auch zugibt - Hall bleiben nur noch achtundzwanzig Tage, um vor dem Gericht eine Änderung einzureichen, denn dann soll sein Mandant hingerichtet werden. Tatsächlich findet Hall Beweise, welche die Tat in einem neuen Licht erscheinen lassen... überraschenderweise ist es jedoch Cayhall selbst, der bei diesem neuen Spiel nicht mitmachen will.

John Grisham selbst nannte diese Verfilmung eines seiner bekanntesten Romane ein "Desaster"... angesichts von weitaus besseren Verfilmungen seiner Werke, wie "Die Firma" oder "Die Jury", ist es schon verwunderlich, dass dies hier plötzlich so enorm schiefgelaufen sein soll. Doch genauso ist es: Auch die Kritiker ließen an dem Film kaum ein gutes Haar und auch ich muss in diesen Tonus miteinstimmen - "Die Kammer" hat mich über weiteste Strecken dieser doch sehr zähen 112 Minuten gelangweilt. Es ist nicht so, dass die Geschichte per se unspannend ist, sie wird nur leider sehr behäbig inszeniert und erzählt. Die Idee eines jungen Anwalts, der einen bereits zum Tode erklärten Schwerverbrecher aus der Zelle retten will, weil er an dessen Unschuld glaubt, ist nun auch nicht neu und wurde auf diverse Arten schon mehrmals fürs Kino aufgelegt... und die meisten dieser Werke sind in der Tat überzeugender, fokussierter und packender als das, was "Fifty Shades of Grey"-Regisseur James Foley im Jahr 1996 präsentierte. 
Tatsächlich sticht beinahe alleine Gene Hackman heraus - dass er in der Rolle des zum Tode verurteilten Greises aber brillieren würde, dürfte auch niemand ernsthaft bezweifelt haben. Der Rest des Casts bleibt dagegen erstaunlich blass: "Flammendes Inferno"-Star Faye Dunaway wurde sogar als schlechteste Nebendarstellerin für die Goldene Himbeere nominiert (und ihre Darstellung ist tatsächlich überzogen und desaströs) und Chris O'Donnell bleibt in der Hauptrolle erschreckend blass und farblos. So entstehen in diesem sehr dialoglastigen und weitestgehend vorhersehbaren Thriller auch kaum Momente, in denen sich die Schauspieler die Bälle zuspielen können. 
Trotz einiger interessanter Szenen bleibt die Dramatik gedeckelt und Momente, in denen sich Vater und Tochter aussprechen, bleiben kleine Fußnoten in einem ansonsten weitestgehend zähen Drama. Bis hin zum sicherlich bewegenden, in dieser Form aber auch absehbaren Schlussakt sticht nichts wirklich heraus, man bleibt dem Mainstream des Genres treu, unternimmt keine Versuche, den Plot irgendwie aus der Masse herausragen zu lassen. Deswegen fühlen sich die knappen zwei Stunden, die man hier verbingt, auch ziemlich mühselig an. 
Die Musik von "No Country For Old Men"-Komponist Carter Burwell trompetet lautstark, um irgendwie unsere Gefühle anzusprechen - natürlich ist das Gegenteil der Fall. Die Autoren bemühen sich redlich, irgendwie Zug in die trockene Geschichte zu bringen, doch angesichts der lauwarmen Charaktere und ihrer doch recht einseitigen Konflikte bleiben auch diese Bemühungen stecken. Das ist dann alles nie wirklich schlecht, da James Foley eine saubere Inszenierung vorweisen kann und mit Gene Hackman einen Superstar am Start hat, der es durchaus versteht, seine Szenen an sich zu reißen, den Bildschirm zu füllen. Aber das reicht nicht, um einen im Kern ansonsten sehr mauen Thriller zu retten, den man sich sicherlich nur einmal ansieht, um ihn dann recht fix wieder zu vergessen und sich den interessanteren Verfilmungen von Grishams Werken zu widmen.

Fazit: Müder Thriller, der seinen vorhersehbaren Plot durch altbekannte Bahnen lenkt und es dabei versäumt, seinen Charakteren ein überzeugendes Gesicht zu verleihen. Der zentrale Konflikt bleibt handzahm und von der Besetzung überzeugt einzig und allein Gene Hackman mit einer kraftvollen, mutigen Performance.

Note: 4




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