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Flammendes Inferno

Der Katastrophenfilm "Flammendes Inferno" aus dem Jahr 1974 beruht gleich auf zwei erfolgreichen Romanen, die einen Brand in einem Hochhaus zum Thema haben. Fox und Warner Bros. verbündeten sich für diesen Film, da sie sich mit den eigenen Einzelverfilmungen der beiden Romane nicht im Weg stehen wollten und dies kam dabei heraus: Ein geradliniger und spannender Actionfilm, der technisch perfekt ist, auf Handlungsebene allerdings mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hat...

FLAMMENDES INFERNO


Architekt Doug Roberts (Paul Newman) hat dabei geholfen, eines der größten Gebäude der Welt fertigzustellen. 138 Stockwerke misst der Wolkenkratzer, welcher der Firma "Duncan Enterprises" gehört und die Eröffnungsfeier im obersten Stock mit allerlei Prominenz wird sehnlichst erwartet. Als dabei jedoch im 81. Stock ein Kabelbrand entsteht und das Feuer sich rasch über die Decke ausbreitet, wird der Wolkenkratzer schließlich zu einem tödlichen Gefängnis...

Erst einmal war ich schockiert von der Laufzeit. Ein Film mit dieser schnell zusammenfassbaren Geschichte, die auch nicht sonderlich viel weiter als über das bloße Spektakel hinausgeht, soll ganze 165 Minuten dauern? Da hatte ich schon leichte Zweifel und diese waren dann zumindest teilweise auch berechtigt, denn gerade im Mittelteil, nachdem das verheerende Feuer sich langsam seinen Weg bahnt, kommt es doch zu einigen enormen Längen, wenn die im Wolkenkratzer eingeschlossenen Menschen immer wieder von Stockwerk zu Stockwerk hetzen und neue Pläne und Fluchtmöglichkeiten besprechen und ausprobieren müssen. Hier zeigt sich, dass die im Kern wirklich mickrige Geschichte dann doch mit viel Mühe auf eine solche Laufzeit gestreckt wird, was sich als nicht ganz so gute Idee herausstellt, da auch die Subplots um die handelnden Charaktere eher flach ausfallen und nicht mit Stereotypen geizen. Einzig, dass der Bürgermeister diesmal ein nettes, sympathisches Kerlchen ist, ist etwas anders als bekannt, ansonsten hat man mit den mutigen Feuerwehrmännern, der netten Single-Frau, dem eigensinnigen Verantwortlichen und dem freundlichen alten Mann dann doch eher die Leute am Start, die man in solcherlei Filmen immer findet. Überwindet man zwischendrin dann aber die ein oder andere Durststrecke, liefert "Flammendes Inferno" spannende Unterhaltung, die immer wieder fesselt und gerade im Finale mit einigen überraschenden und packenden Szenen aufwartet. Auch die Technik aus dem Jahr 1974 funktioniert heute immer noch und die Flammen, die sich immer und immer weiter das Gebäude hinauffressen, wirken nicht lächerlich, sondern durchgehend bedrohlich. Die Ideen, mit denen die Autoren es den handelnden Figuren immer schwerer machen, sodass eine durchgehende Bedrohung besteht, sind dann auch nicht schlecht und so kommt es dann gerade in der letzten Stunde doch zu einigen wirklich starken Momenten, wenn man sich nie sicher sein kann, wer es nun noch lebend aus dem todbringenden Gefängnis hinausschafft. Für die bekannten Darsteller gibt es dabei sicherlich forderndere Rollen, aber Paul Newman und Steve McQueen machen weiterhin das beste aus ihren Charakteren und überzeugen besonders physisch im Kampf gegen das Feuer. Auch die Nebenfiguren sind passend besetzt, sodass sich jeder seine eigenen Favoriten herauspicken kann, um mit ihnen mitzufiebern. Ab und zu wäre ein wenig mehr Emotionalität zwar schön gewesen, sodass man sich auch über den ein oder anderen überraschenden Charaktertod noch zu sehr am Spektakel festhält, aber hey, aufregend ist es immerhin. Fazit: Spannender Katastrophenfilm mit einer Technik, die sich auch heute noch gut hält und einem bombastischen Finale. Mit 165 Minuten ist der Film aber deutlich zu lang geraten, die an sich dünne Geschichte verliert sich gerade im Mittelteil in störenden Langwierigkeiten.

Note: 3


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