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John Kramer ist zurück: Filmkritik zu "Saw X"

Nach manch einer fiesen Falle, die er seinen Opfern gestellt hat und nachdem er zwei Männer in einem verschlossenen Badezimmer in ein grausames Puzzlespiel verstrickt hat, kämpft John Kramer (Tobin Bell) alias "Jigsaw" mit seinem Krebsleiden. Die Ärzte geben ihm nur noch wenige Monate, als plötzlich eine neuartige Heilmethode einer im Verborgenen arbeitenden Gruppe von Chirurgen die Rettung verspricht. Kramer reist nach Mexiko, um sich einer lebensbewahrenden Operation zu unterziehen. Kurz darauf muss er jedoch feststellen, dass die Leiterin Dr. Cecilia Pederson (Synnove Macody Lund) und ihr Team nur Betrüger sind - sein Tumor wurde nicht entfernt, sein Geld ist trotzdem in ihren Händen. Kramer legt anschließend natürlich nicht die Hände in den Schoß, sondern beschließt sich an den Betrügern zu rächen... auf seine eigene Art.

Die "Saw"-Reihe war schon lange ziemlich verloren, nur wollten dass die Macher hinter dieser weiterhin geldbringenden Kuh nicht wirklich einsehen. Der letzte Beitrag der Reihe, bei welchem kurzzeitig Chris Rock das Ruder übernahm, wirkte dann aber tatsächlich wie der endgültige Todesstoß für ein Franchise, welches sich schon spätestens nach dem dritten Film völlig verrannt hatte. Ganz so schlimm war es für die Studios aber wohl doch nicht, denn nur wenige Jahre später kommt nun "Saw X" - der mittlerweile zehnte Teil, der nun ordentlich damit zu ringen hatte, zuvor verprellte Fans wieder zurück ins Boot zu holen. Und wie gelingt dies nun am besten? In Zeiten von diversen Legacy-Sequels, in welchen altbekannte Stars in ihre seit Dekaden nicht mehr gesehenen Rollen zurückkehren, müssen da natürlich die alten Leute vom Reihenbeginn noch einmal ran, weswegen John Kramer alias Jigsaw hier höchstpersönlich wiederkehrt. Der zehnte Teil ist somit rein chronologisch eigentlich erst der zweite Film und füllt dabei die Lücke zwischen dem großartigen Original und dem immerhin noch soliden ersten Sequel
Das machte viele Fans natürlich wieder neugierig, denn Tobin Bell hatte in seiner mittlerweile zum Kult aufgestiegenen Figur ja förmlich im Alleingang dafür gesorgt, dass die Teile Zwei und Drei zumindest noch einigermaßen okay funktionierten. Und mit einer Backstory, die sich wirklich sehr persönlich mit dieser Figur befasst, geht man zumindest einen interessanten Weg und beschließt sogar ein Novum für das Franchise - zum ersten Mal sehen wir einen "Saw"-Film direkt aus der Sicht des sadistischen Jigsaw und sehen seine auserkorenen Opfer als fiese Gegenspieler. Die Steilvorlage, dabei auch John Kramer selbst und seine ziemlich verquere, widerliche Moral ambivalent aufzubrechen, wird hier jedoch nicht genutzt: "Saw X" biegt sich eben diese Moral immer wieder recht bequem zurecht, indem er die (immerhin recht gut ausgearbeiteten) Opfer von Anfang an als absolute Schweine kennzeichnet und sich weiterhin nicht wirklich mit Kramers eigenen Vorstellungen und Sichtweisen auseinandersetzt. Viel mehr dient der recht lange Aufbau, der dann auch in einer nicht gänzlich ohne Hänger ablaufenden Rekordlaufzeit von fast zwei Stunden resultiert, nur dafür, um Kramer ein persönliches Drama anzudichten. Eines, welches im Grunde nur noch auf der Behauptungsebene eine Rolle spielt, sobald nach ungefähr vierzig Minuten die altbekannten und mittlerweile recht dürftig abgehangenen "Saw"-Manirismen das Ruder übernehmen.
Getreu nach den bisherigen Pfaden des Franchise liefert auch "Saw X" einige perfide Fallen, die sich angesichts ihres Blutgehalts und ihrer widerlichen Folter-Wirkung keinesfalls hinter den heftigsten Beiträgen der Reihe verstecken müssen. Dabei vergisst der Film aber zum wiederholten Male, dass das Abschneiden von Köpfen oder das Auslöffeln des eigenen Gehirns trotz all der extremen Bilder nicht die gleiche Intensität besitzt wie eine wirklich ausgeklügelte Geschichte mit allerlei Psycho-Terror - etwas, was die Reihe nach dem ersten Film ohnehin nicht mehr wirklich hinbekam und sich seitdem fast nur noch auf den Ekelfaktor der Fallenschau beschränkte. Dementsprechend liefert auch dieser Film im Grunde nur mehr vom Immergleichen, versucht aber immerhin noch, dem Ganzen ansatzweise einen dramaturgisch dichteren Hintergrund zu verleihen. Dank der weiterhin einnehmenden Präsenz von Tobin Bell funktioniert das über gewisse Strecken, kann aber auch nicht verhehlen, dass man eben diesen einfach unbedingt zurückholen wollte... und sich dabei weniger Gedanken machte, wie man seine Rückkehr zum Franchise wirklich packend ausarbeiten könnte.

Fazit: Natürlich ist die Rückkehr von Tobin Bell erstmal ein Grund zur Freude, doch zum Ende raus haben sich die Macher zu wenig einfallen lassen, um dieses Reihen-Novum auch wirklich von den mittlerweile tausendfach gesehenen "Saw"-Manirismen abzugrenzen. Das Ergebnis ist eine weitere Schau der blutigen Folterfallen, die handlungstechnisch weit weniger spannend und ambivalent ist als heimlich erhofft.

Note: 4+



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