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Oscar-Geschichte für die Riesenechse: Filmkritik zu "Godzilla Minus One"

Während der letzten Tage des Zweiten Weltkrieges muss der Kamikaze-Pilot Koichi Shikishima (Ryunosuke Kamiki) auf der kleinen Insel Odo notlanden - aufgrund eines Maschinenschadens, sagt er. Kurz darauf wird die gesamte, dort stationierte Besatzung von einer monströsen Riesenechse getötet. Für Shikishima besteht kein Zweifel, dass es sich dabei um den legendären Godzilla handelt. Nach dem Abwurf der Atombombe ist Japan ein Niemandsland, doch bemüht sich Shikishima darum, dort ein Leben mit Frau und Kind aufzubauen... und geht sogar einer geregelten Arbeit nach, indem er als Teil einer Dampfercrew die ungesprengten Wasserminen der Amerikaner aufspürt und geplant auslöst. Dann jedoch taucht Godzilla wieder auf, gigantischer und ungestümer als zuvor, und schwimmt sogleich auf Tokio zu. Shikishima und seine Bande aus mutigen Gesellen wollen das Monster aufhalten, doch nichts scheint ihm etwas anhaben zu können...

"Godzilla Minus One" ist der erste Film dieses enorm langlebigen Franchise (allein in Japan entstanden weit mehr als dreißig Filme über die monströse Kreatur), der einen Oscar gewonnen hat. Und als wäre das schon nicht beeindruckend genug, verleibte sich das Werk ausgerechnet den Preis für die besten visuellen Effekte ein. Das ist deswegen so erstaunlich, weil der japanische Monsterfilm mit einem Budget von rund 40 Millionen Euro nur einen Bruchteil von dem kostete, was heutige Blockbuster eigentlich kosten... die dann oftmals nicht mal ansatzweise gute Computertricks aufweisen können. Dass die reihenweise floppenden und bisweilen optisch arg hässlichen Marvel-Streifen der letzten Monate nun ausgerechnet von einem (im direkten Vergleich) Mini-Budget ausgestochen werden, sorgte für ein nötiges Raunen in der Blockbuster-Landschaft. Doch ein wenig muss man die Kirche dabei auch im Dorf lassen, denn "Minus One" mag gemessen an seinem Budget tatsächlich fabelhafte Effekte besitzen, stinkt im direkten Vergleich mit wesentlich teureren Mitnominierten wie The Creator oder Mission: Impossible - Dead Reckoning doch noch mal eindeutig ab. Denn die legendäre Echse selbst fügt sich selten stimmig ins Bild ein und gerade die Wassereffekte wirken bisweilen ziemlich matschig.
Dieser Markierungspunkt in der Geschichte der visuellen Effekte war aber natürlich trotzdem wichtig - denn die Computertricks sind hier weitestgehend gut, nur nicht ganz konkurrenzfähig mit eben jenen wirklich richtig großen Blockbustern, die ebenfalls starke Effekte haben. Einen superteuren und gleichzeitig superhässlichen Marvel-Film wie "Antman and the Wasp: Quantumania" schnupft dieser Godzilla-Streifen mit links, was angesichts der grundverschiedenen Budgets erstaunlich und erfreulich ist. Dies zeigt nämlich, dass keine Kosten von 200 Millionen notwendig sind, um große CGI-Kreationen zu erschaffen, die darüber hinaus dann noch nicht mal gut aussehen... es geht auch mit wesentlich weniger. Fairerweise hätte einer der großen Blockbuster rund um den dritten Guardians-Teil zum Beispiel den Oscar noch eher verdient als "Minus One", denn die Effekte sind hier einfach noch spektakulärer, noch griffiger. Aber der Aufschrei war groß und wichtig, weswegen vielleicht auch bei den großen Hollywood-Studios mit der Zeit ein Umdenken stattfinden wird - zu wünschen wäre es ihnen, denn dann wäre die Wahrscheinlichkeit eines weiteren, superteuren Flops an den Kassen etwas unwahrscheinlicher.
Darüber hinaus ringt "Minus One" dem alten Franchise mit seiner Verlegung in die 40er Jahre durchaus neue Aspekte ab, bleibt im Kern aber immer noch ein recht vorhersehbarer und in dieser Linie auch recht kühler Monsterfilm. Man bemüht sich um ergreifendere, menschliche Schicksale, letztendlich führt all dies aber doch nur zur üblichen Monsterkloppe, die hier visuell okay, aber keinesfalls frisch rüberkommt. Fans der Riesenechse dürfen sich hier über einige frische Ideen durchaus freuen und auch die Anspielungen auf die filmische Vergangenheit dieses Titanen geht locker von den Lippen. Darüber hinaus leistet sich der Film aber auch bisweilen arg schwache Schauspielleistungen, eine visuell nicht immer überzeugende Riesenechse und einige Längen in der zweite Hälfte - so richtig kurzweilig ist das Werk, welches die Zwei-Stunden-Marke vor allem mit deutlichem Leerlauf sprengt, also nicht. Fans wird das nicht kümmern, denn hier zeigt endlich wieder Godzillas Geburtsland Japan, dass diese Echse auch abseits stumpfer Sci-Fi-Marotten wie "Godzilla vs. Kong" noch richtig zupacken kann. Für mich war das dann zwar deutlich weniger als zuvor erwartet, aber es bleibt zu hoffen, dass der Eindruck dieses Werks weitere Wellen schlägt, die andere Blockbuster auf gewisse Arten beflügelt. Sparen kann hier dann tatsächlich wieder etwas Gutes sein.

Fazit: Gemessen an seinem Budget wartet "Godzilla Minus One" zwar mit erstaunlichen Special Effects auf, die große Lobhudelei hält aber trotzdem nicht mit den meisten teureren Blockbustern mit. Auf dramaturgischer Ebene bemüht man sich zwar um mehr Tiefe, erschafft angesichts der recht flachen Geschichte aber mehr Leerlauf, als es einem simplen Monsterfilm gut tun würde.

Note: 4+



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