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Furiosa: A Mad Max Saga

Die junge Furiosa (Alyla Browne) lebt auf einer kleinen, noch Nahrung und Wasser spendenden Oase, während die restliche Welt um sie herum zu einer tödlichen Wüstengegend verkommen ist. Von dort wird das Mädchen schließlich von Eindringlingen entführt und zu dem grausamen Dementus (Chris Hemsworth), dem Anführer einer nordischen Bikergang, gebracht. Dementus versucht seinerseits, nicht nur Furiosas lebensrettenden Heimatort zu finden, sondern bricht auch einen Konflikt mit dem über die Zitadelle herrschenden Immortan Joe (Lachy Hulme) vom Zaun. Inmitten eines brodelnden Krieges positioniert sich Furiosa als eine Art Bindeglied und versucht, die Schwächen und Stärken der beiden Anführer zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen, um überleben zu können. Zudem schwört sie aufgrund seiner Vergehen auf Rache gegenüber Dementus...

"Furiosa" stellt inmitten der mittlerweile fünfteiligen "Mad Max"-Reihe durchaus ein Novum dar. Zum einen ist dies der erste Film des Franchise, der ganz eindeutig Bezug nimmt auf einen anderen Teil der Reihe (natürlich "Fury Road" aus dem Jahr 2015) und somit nicht einfach nur für sich allein steht. Alle anderen Teile der Reihe ließen sich ja niemals wirklich als klare Fortsetzungen zu den anderen verstehen, sondern fungierten immer wieder auch als Reboot, wobei vorhergehende Erzählungen nicht nur nicht weiterverfolgt, sondern ihnen bisweilen sogar vehement widersprochen wurde. Zudem handelt es sich hier auch um den ersten Film seit dem die Reihe ausmachenden "Mad Max II", der nicht nur lange Actionszenen bietet, sondern drumherum auch eine klare Handlung ausbreitet, die man sich nicht selbst erschließen muss. Es ist nun nicht so, dass dieses Mehr an Plot plötzlich auch zu mehr Komplexität führen würde, handelt es sich im Kern doch um eine recht simple Rache-Geschichte, die fortwährend vor dem enorm faszinierenden und detaillierten Hintergrund einer vollkommen vor die Hunde gehenden Ödnis ausgetragen wird. Was dieses Worldbuilding angeht, so ist Regisseur George Miller hier auch weiterhin voll in seinem Element. Darüber hinaus ist ihm mit "Furiosa" erneut ein starker Actionfilm gelungen, der aber erwartungsgemäß nicht noch einmal einen solch enormen Überraschungseffekt hervorrufen kann wie seinerseits "Fury Road".
Der war aufgrund seiner dichten Atmosphäre, seiner minimalistischen, oftmals nur im Hintergrund ablaufenden Handlung und besonders wegen seiner handgemachten, ungemein spektakulären Actionszenen ein echter Hingucker. Und an diesen setzt "Furiosa" rein inszenatorisch und optisch zwar auch an, erreicht aber nicht dessen Qualität. Das liegt zum einen daran, dass man hier nicht mehr nur auf handgemachtes Dauerfeuer setzte, sondern die üblichen CGI-Effekte diesmal ebenfalls einen großen Teil zu den Materialschlachten beitragen... und immer dann, wenn man auf den Computer und nicht mehr auf echte Autos, Explosionen und Landschaftsgemälde vertrauen könnte, schleicht sich ein digitaler Look ein, der irgendwie unecht wirkt. Verglichen mit vielen anderen, modernen Blockbustern ist das aber Jammern auf sehr hohem Niveau, denn die zentralen Actionszenen sind in ihrer Dynamik und ihrem Einfallsreichtum, ihrer Härte und dem Tempo weiterhin beispiellos und stehen jenen in "Fury Road" vor allem nur deswegen zurück, weil ihnen selbstverständlich das Neuartige, das so noch nicht Gesehene fehlt. Zudem ist es tatsächlich mehr als angenehm, dass wir nicht erneut eine zweistündigen Verfolgungsjagd ohne Atempausen zusehen (so packend diese in "Fury Road" natürlich auch war), sondern stattdessen auch mal eine Geschichte mit echten Höhen und Tiefen erzählt bekommen. Denn ein unendliches Actionfeuerwerk zum fünften Mal wäre in dieser Form wohl auch schnell repetitiv geworden.
Dass die Geschichte dabei keine Originalitätspreise gewinnt, kann verziehen werden. Dafür wird die Erzählung der Furiosa vor allem für all jenen, die "Fury Road" geliebt haben, sehr rund dargeboten, schließt perfekt an den Vorgänger an und bietet allerlei bekannte Orte und Charaktere, um endlich mal ein wenig Übersicht und Wiedererkennungswert in das Franchise Einzug zu halten. Den Erwartungen entsprechend liefert "Dune"-Star Anya Taylor-Joy dann auch physisch voll ab und muss sich in Sachen Ausstrahlung und Ausdauer keinesfalls hinter Charlize Theron verstecken, die diese Rolle vor neun Jahren noch spielte. Eine Schwäche bleibt hingegen Chris Hemsworth, der die undankbare Aufgabe hat, sein mittlerweile bekanntes, überzeichnetes Comedy-Spiel in ein Franchise zu übertragen, in der fast alle Antagonisten genau solche überzeichneten Comedy-Vögel waren. Sein Dementus wirkt deswegen auch niemals wirklich bedrohlich, sondern eher wie ein halbgarer Tölpel, der selbst gar nicht genau weiß, was er möchte. Eine Gefahr scheint dementsprechend niemals von ihm auszugehen, weswegen er mit seinem übertriebenen Mimikspiel auch deutlich hinter dem diabolischen Immortan Joe aus "Fury Road" zurückbleibt. Immerhin haben die Maskenbildner hier aber ebenso grandiose Arbeit geleistet wie die zahlreichen Set-Designer, Kostümbildner und Ausstatter, denn wie sie den wunderschönen Hemsworth hier mit einer grandiosen Maske entstellen, das muss man einfach gesehen haben.

Fazit: "Furiosa" ist in Sachen Action und Atmosphäre zwar nicht mehr der große Wurf wie sein Vorgänger, aber wahrscheinlich so nah dran wie es nur geht. Dass sich mehr Zeit für eine echte Erzählung genommen wird, auch wenn diese eher unoriginell bleibt, ist eine angenehme Abwechslung. Die Geister werden sich hingegen an der Leistung von Chris Hemsworth als arg veralberter Möchtegern-Bösewicht scheiden.

Note: 3 



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