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Atemlos - Gefährliche Wahrheit

Ich war wenn überhaupt immer im Team Edward. Gut, eigentlich in gar keinem Team, denn die "Twilight"-Filme haben mich nie zu irgendwelchen Begeisterungsstürmen hinreißen lassen, müsste ich mich aber bei der Frage, welcher der beiden "hotten Boys" denn nun der Favorit ist (eine Frage, die in weiblichen Fankreisen zu dem Thema auch heute noch emotional geführt wird), dann wäre es wohl Edward. Zum einen, weil mir Jacob durch seine egoistischen Stalker-Eigenschaften stets suspekt war und zum anderen, weil ich Taylor Lautner als Schauspieler so gar nicht mag. Das hat sich auch mit der Sichtung von "Atemlos", in welchem er seine erste Hauptrolle spielte, nicht geändert, obwohl der Film gar nicht so übel ist...

ATEMLOS


Highschool-Schüler Nathan Harper (Taylor Lautner) findet eines Tages ein Kinderfoto von ihm auf einer Website für vermisste Kinder. Als er näher nachforscht, findet er sich plötzlich ein einem großen Tohuwabohu wieder und muss gemeinsam mit Mitschülerin Karen (Lily Collins) fliehen. Erst nach und nach beginnt Nathan zu verstehen, was genau eigentlich los ist, wieso er vermisst wird und wer seine angeblichen Eltern waren, bei denen er wohnte. Doch dann ist auf einmal auch noch das CIA, angeführt von Frank Burton (Alfred Molina), hinter ihm und Karen her...

Groß waren die Erwartungen sicher nicht und das liegt nicht unbedingt an dem deutschen Titel, bei welchem heutzutage ja jeder Deutsche an diesen furchtbaren Schlager-Schmachtfetzen von Helene Fischer denken muss, der in jedem Club rauf und runter gespielt wird. Mit diesem Liedchen hat der Action-Thriller von John Singleton natürlich nichts zu tun und nach den eher mittelmäßigen Trailern war die Überraschung nun doch gar nicht mal so klein, denn der Film ist zumindest einigermaßen gelungen.
Natürlich ist die ganze Geschichte, der eine wirklich interessante und spannende, allgemeine Idee zu Grunde liegt, kompletter Murks und sollte man irgendwann tatsächlich den Versuch wagen, all diese Wendungen auf ihre Plausibilität hin zu überprüfen, würde "Atemlos" wohl ohne weitere Taten zusammenbrechen. Da gibt es gigantische Plotholes und Wendungen eben um der Wendung willen. Dennoch macht das ganze irgendwie Spaß, da Regisseur Singleton das Tempo nach einem hoffnungslos verkitschten und schon böse Vorahnungen erweckenden Beginn, welcher den "obercoolen" Nathan oberkörperfrei und posend während seines Alltags zeigt, doch relativ hoch hält, sich keine Hänger leistet und die sinnfreie, aber beim Haken haltende Geschichte über die Laufzeit immer höher schrauben kann. Dass die bei einem solchen Film ja irgendwie zwingend notwendige Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren da recht wenig Feuer hat (obwohl die Darsteller damals sogar in Wirklichkeit ein Paar waren), stört da sogar auch eher wenig, wenn das Tempo eben dennoch so konstant hoch gehalten wird.
An den vielen Actionszenen darf man sich, trotz mittelmäßiger Spezialeffekte, erfreuen, denn diese sind durchgehend sehr gut inszeniert und mit Taylor Lautner als Karate-Profi macht man diesbezüglich natürlich auch nichts falsch, denn in den vielen Kampfchoreos und Verfolgungsjagden macht der durchtrainierte "Twilight"-Star selbstverständlich eine sehr gute Figur und braucht sich dabei nicht hinter seinen älteren, erfahrenen Kollegen verstecken. Verstecken muss er sich nur, wenn es dann um wirkliches Schauspiel geht, denn da bleibt Lautner wie erwartet weiterhin enorm blass und kann sich niemals vollkommen freispielen. Besonders wenn Emotionen ins Spiel kommen und Lautner mit heftigem Atem vollkommen überzieht, als stände er gerade auf einer Theaterbühne, wirkt dies unfreiwillig komisch und auch sonst ist er keinesfalls in der Lage, den Film zu tragen.
Sein Co-Star Lily Collins hat da durchgehend mehr Charme und Ausstrahlung, dementsprechend legte sie bis heute auch eine weitaus steilere und vielversprechendere Karriere hin als Lautner, von dem man nach dem Abschluss der kitschigen Vampirsaga ja nicht mehr viel hörte. Die erfahrenen Stars wie Sigourney Weaver, Alfred Molina oder Jason Isaacs haben indes wenig zu tun, dennoch können sie mit Präsenz überzeugen und ihre wesentlich interessanteren Charaktere besser füllen. Das Drehbuch spielt ihnen dabei jedoch in die Karten, da sie alle eher undurchsichtig aufgebaut sind und sie deswegen trotz wenig Leinwandzeit mehr Ecken und Kanten zeigen dürfen. Einzig Michael Nyqvist als blasser Bösewicht bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück und hat kaum etwas zu tun, außer grimmig zu gucken.
Fazit: Temporeicher Thriller mit schöner Grundidee. Die Story ist zwar ziemlicher Murks, dafür überzeugt aber das hohe Tempo und die schön inszenierten Actionszenen. Taylor Lautner als Hauptdarsteller indes geht aber erwartungsgemäß gar nicht.

Note: 3





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