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The Big Lebowski

Ich habe ein paar kleine Probleme mit den Filmen der Coen Brothers. Gefühlt wird mindestens jeder zweite Film von ihnen auf einen edlen Kultstatus erhoben, den ich jedoch nicht anerkennen kann, da mich zu viele Kleinigkeiten an ihren Werken stören. So erging es mir bei "Fargo", "Burn After Reading", "No Country for Old Men" und auch bei ihrem stets verteidigten Meilenstein "The Big Lebowski". Denn obwohl ich ziemlich viel Spaß beim Ansehen der verrückten Abenteuer des Dudes hatte, gibt es für mich doch massig Schwachstellen...

THE BIG LEBOWSKI

Jeffrey Lebowski (Jeff Bridges), besser bekannt als "Der Dude", lebt sein arbeitsloses Leben offensichtlich nur für seine White Russians, seine Joints, seinen Seelenfrieden und das alltägliche Bowlen mit seinen Freunden Walter (John Goodman), einem schnell reizbaren Kriegsveteranen, und Donny (Steve Buscemi), einem kaum beachteten Außenseiter. Als eines Tages zwei dümmliche Verbrecher den Dude jedoch mit einem reichen Mann verwechseln, dessen Frau Bunny (Tara Reid) diesen massig Geld schuldet, gerät sein Leben aus den Fugen... und er gerät in eine seltsame Verschwörung aus mehreren Parteien, in denen Geld, Frauen, Erpressung und besonders ein vollgepinkelter Teppich eine große Bedeutung spielen.

Es ist schon sehr gut nachzuvollziehen, warum "The Big Lebowski" einen solch gigantischen Kultstatus vor allem bei den jüngeren und junggebliebenen Generationen besitzt. Der ironische Wortwitz ist in den meisten Szenen phänomenal, die Dialoge sind spritzig, zielen dabei aber nicht auf ständige Lacher, sind unglaublich metatextuell und fantastisch geschrieben. Die Story ist so verzwickt, dass sie am Ende keinerlei Sinn mehr ergibt und genau darauf wollten die Macher auch hinaus... zum Schluss löst sich alles, ähnlich wie in "Burn After Reading" in Nichts auf und die Charaktere setzen ihr Leben wie gehabt fort. Der Weg ist schließlich das Ziel und dieser sollte möglichst amüsant und unterhaltsam sein, das Ziel selbst ist dabei wirklich nicht so wichtig, ein Argument mit welchem ich auch immer meine Lieblingsserie "Lost" verteidige. Lustig, denn einer ihrer Stars, Mark "Jacob" Pellegrino, hat hier eine skurille Nebenrolle abbekommen. Aber ich schweife ab und möchte lieber zu dem Thema kommen, wieso mir das überall bejubelte Werk der Coens nicht immer gefallen hat. Die Idee dahinter ist super, man merkt das Herzblut, welches in die Produktion floss und auch die Charaktere sind sehr hübsch ausgearbeitet, der Witz trifft und es gibt einige Lacher, vor allem in den spaßigen Dialogen. Leider hält sich dieses Experiment nicht über zwei Stunden Laufzeit. Nachdem man sich erstmal daran gewöhnt hat, dass der Dude und sein ständig alles kaputtmachender Kumpel Walter eh immer auf der falschen Fährte sind, nachdem wir einige der skurillen, aber spaßigen Weed-Träume gesehen haben, welche der Hauptcharakter durchlebt, wenn er eins auf die Mütze bekommt und auch nachdem wir einigen der flapsigen Dialogen gefolgt sind, ermüdet das Geschehen nach gut der Hälfte. Der Spaß beginnt zu sinken und während sich die Macher in immer neuen, unwichtigen Wendungen ergötzen, habe ich als Zuschauer schon bald abgeschaltet, warte auf die nächsten guten Gags, die nun viel seltener kommen. Dies erkennt man an dem vollkommen unnötigen Charakter von Julianne Moore... ihr Auftreten sorgt weder für Witz noch bringt es irgendeinen Mehrwert, leider werden ihre Szenen ausgewalzt und führen zu schon bald konstanter Langeweile. Ihr gegenüber steht ein Feuerwerk an ansonsten großartigen Stars, allen voran natürlich Jeff Bridges, welcher tatsächlich eine unvergessliche Kultfigur erschaffen hat und in dieser wundervoll aufgeht. Erwähnenswert ist auch ein fantastischer John Goodman als leicht neben der Spur lebender, ständig die Beherrschung verlierender bester Freund des Dudes, welcher in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt. Und wem das nicht reicht, der darf sich die weiteren Namen, die hier in kleinen und großen Rollen auftreten, auf der Zunge zergehen lassen: Steve Buscemi, John Turtorro, Peter Stormare, Tara Reid, David Thewlis und ein absolut köstlicher, leider nur zu Beginn agierender Philip Seymour Hoffman. Das reicht aber nicht, denn insgesamt ist "The Big Lebowski" irgendwann doch zu anstrengend und dauert für einen spaßigen Film dieser Sorte eindeutig zu lang... irgendwann hat man von den Blödeleien, den Sprüchen und den Schlamasseln ohne Handlung genug gesehen, weshalb der Film sich klar Lob für starke Einzelszenen verdient, die teilweise schlichtweg phänomenal sind (das Ascheverstreuen!), als ganzes Werk jedoch zerfasert. Nein, für mich ist das nicht Kult.

Note: 3-

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