Direkt zum Hauptbereich

Spider-Man: No Way Home

Nachdem nicht nur die wahre Identität von Spider-Man enthüllt, sondern dieser zudem als Mörder von Quentin Beck (Jake Gyllenhaal) beschuldigt wurde, steht Peter Parker (Tom Holland) einem chaotischen Leben gegenüber. Er bekommt die Abneigung der Bevölkerung mit voller Wucht zu spüren, doch ist es erst die Tatsache, dass auch seine Freunde Michelle Jones (Zendaya) und Ned Leeds (Jacob Batalon) unter der Enthüllung leiden, die Peter zum Handeln bringt. Er sucht den Magier Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) auf, damit dieser auf magische Art und Weise die Enthüllung von Peters Identität rückgängig machen. Der Zauber geht jedoch schief, woran Peter selbst nicht unschuldig ist, und löst ein Chaos im Multiversum aus. Plötzlich tauchen ungebetene Besucher aus anderen Welten auf, die zuvor bereits auf Spider-Man trafen... doch scheinbar nicht auf diesen Spider-Man. 

Und diese "Besucher" sind, wie es die geniale Marketing-Kampagne dieses insgesamt siebenundzwanzigsten, filmischen Beitrag zum Marvel Cinematic Universe bereits verriet, nicht nur einfach Personen aus einem anderen Universum, sondern gar aus anderen Filmreihen. Nachdem Marvel mit dem gigantischen "Avengers: Endgame" quasi alles aufbot, was das Kino und das Superhelden-Franchise zu bieten hatte und somit in Sachen Gigantismus kaum zu toppen ist, gehen die Macher rund um Produzent Kevin Feige und Regisseur Jon Watts den logischen, nächsten Schritt. Der Einzug des Multiversums ins Marvel Cinematic Universe (welches zuvor ja schon in den Marvel-Serien "Loki" und "What If..?" thematisiert wurde) hält quasi unendliche Möglichkeiten für Verzweigungen, neue Handlungsstränge und Helden bereit. Und wie die Macher diese neue Plotausrichtung hier vollführen, ist schlichtweg erstaunlich. Da wäre zum einen der grandiose Fanservice, der langjährige Fans von Superhelden und von Spider-Man im Allgemeinen aufjubeln lassen wird und der hier in perfekt durchtaktierten, detailreichen Szenen ausgelebt wird. Zum anderen (und das ist die wirkliche Meisterleistung) ruht sich "No Way Home" auf diesem Fanservice nicht aus, sondern integriert diesen emotional, spannend und clever in seine grundlegende Geschichte.
Dabei bleibt Tom Holland's Wandkrabbler, trotz des immensen Casts aus neuen, alten und lang nicht mehr gesehenen Gesichtern, das emotionale Zentrum des Films. "No Way Home" verwebt dessen MCU-Geschichte nicht nur mit denen aus anderen Universen (bzw. aus den Geschichten aus der "Spider-Man"-Trilogie von Sam Raimi und den "The Amazing Spider-Man"-Filmen), sondern führt auch Peter Parkers Geschichte mit den Avengers fort. Das ist ganz schön viel Holz und deswegen braucht der Streifen auch seine stolze Laufzeit von 148 Minuten - und selbst die kommt einem manchmal verdammt kurz vor. Das liegt natürlich daran, dass das Tempo enorm hoch ist und der Film einen wahnsinnig hohen Unterhaltungsfaktor liefert. Der typische Marvel-Humor funktioniert wie gewohnt und wird hier durch zahlreiche Anspielungen und kleine, feine Details weiter aufgewertet. Darüber hinaus hat der Film aber auch das Herz am rechten Fleck und schreckt nicht vor emotionalen und gar sehr düsteren Szenarien zurück, die Peter Parker reifen lassen und seinen Charakter weiterentwickeln. Dabei lässt sich die darstellerische Leistung von Tom Holland kaum hoch genug bewerten, denn seine Entwicklung zwischen den einzelnen Filmen des MCU ist deutlich sichtbar. Neben ihm muss auch unbedingt Zendaya erwähnt werden, die Peter's großer Liebe Michelle Jones neue, tiefe Seiten zu geben vermag.
Zudem feiern einige Gesichter einen Einstand ins MCU, die wir aus anderen Filmreihen kennen. Ein jeder von ihnen bekommt dabei seine zentralen Momente, keiner bleibt wirklich außen vor oder wird nur auf den reinen Fanservice zurechtgemünzt. Herausragend agieren dabei besonders Alfred Molina und Willem Dafoe, die offenbar einen tierischen Spaß dabei hatten, in ihre ikonischen Rollen zurückzukehren. Ihnen und einigen anderen Rückkehrern verdanken wir zudem ikonische Szenen, die sowohl als emotionale Tearjerker funktionieren als auch schlichtweg epische Momente kreieren, die man sich als Fan zuvor ausmalen wollte, jedoch nie damit rechnete, diese in solch einer grandiosen Perfektion noch zu Gesicht zu bekommen. "No Way Home" wird so sicherlich auch noch in vielen Jahren zitiert werden und als absoluter Ausnahme-Film der Reihe in Erinnerung bleiben. Besonders die letzte Stunde dieses Films und das wahnsinnig spektakuläre Finale glänzen in dieser Hinsicht und reihen förmlich einen grandiosen Moment an den nächsten. Dabei stimmen die visuellen Effekte, die Größe der Action-Setpieces und ganz besonders die musikalische Untermalung, die immer wieder für Entzückung unter den Fans sorgen.
Am Ende muss ein klein wenig Kritik aber auch erlaubt sein, denn bei all diesen magischen Momenten, die man so im Kino noch nie sah (und vielleicht nie wieder so sehen wird), fallen einzelne Schwächen ein wenig deutlicher auf. So macht es sich "No Way Home" mit der Etablierung seiner Geschichte in einzelnen Szenen etwas zu simpel - gerade der Grund für den fehlgeschlagenen Zauber, der das ganze Multiversums-Chaos erst in Gang bringt, wirkt hier doch etwas lasch aus der Tasche gezogen und stellt Stephen Strange entgegen seiner Taten in den vorhergehenden Filmen als ziemlich kopflosen Magier dar. Auch fallen, sobald man die Emotionen über das Gelingen dieses grandiosen Werks überwunden hat, durchaus einige Logikfehler auf, die das Grundgerüst ein wenig ins Taumeln bringen. Da "No Way Home" uns jedoch mit der Achterbahnfahrt der Gefühle und so vielen ikonischen Momenten förmlich überrollt, fallen solcherlei Stolperer während des laufenden Films kaum auf. Und man sollte sich wohl auch nicht zu sehr über sie ärgern, sondern einen magischen Film wie diesen mit all seinen wunderbaren Ideen, herzlichen Einschüben und (ich kann es nicht oft genug sagen) brillantem Fanservice einfach nur genießen. Nach diesen Ereignissen und nach einem sehr konsequenten Schlussakt ist das Marvel Cinematic Universe nicht mehr das, was es einmal war und hat somit in seiner laufenden vierten Phase eine frische DNA gefunden, die uns sicherlich noch lange beschäftigen wird.

Fazit: Der dritte "Spider-Man"-Film im MCU ist eine grandiose Achterbahnfahrt, die alles aufbietet, was sich Superhelden-Fans nur wünschen können. Mit erstaunlicher Sicherheit und dem richtigen Sinn für Details, ikonische Momente, Humor und düsterer Tragik liefern Watts und Feige einen herausragenden Marvel-Film ab, der ebenso mutig wie frisch ist und an jeder Ecke mit Überraschungen aufwartet.

Note: 1-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid