Die "X-Men" hatten es pünktlich zur Jahrtausendwende vorgemacht und gezeigt, dass Comicverfilmungen nicht immer knallbunt sein müssen... und darüber hinaus auch noch richtig gute Unterhaltung sein können! Die Bühne war also endlich frei für den berühmtesten Wandkrabbler aller Zeiten und dessen erstes, filmisches Denkmal hätte auch kaum besser ausfallen können, denn Sam Raimi schuf mit dem ersten Teil seiner Trilogie einen sehr spaßigen, rasanten und tiefgründigen Superhelden-Actioner, der sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut.
SPIDER-MAN
Peter Parker (Tobey Maguire) ist ein Looser, wie er im Buche steht. Seine große Liebe Mary-Jane Watson (Kirsten Dunst) übersieht ihn permanent, er ist ständig das Opfer der Provokationen des Schulschlägers Flash Gordon (Joe Mangeniello) und sogar sein bester Freund Harry Osborn (James Franco) nimmt ihn nicht so ganz ernst. Doch all dies ändert sich, als Peter während eines Schulausfluges von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird und auf einmal Superkräfte entwickelt. Nach einem einschneidenden Erlebnis in seiner Familie will Peter diese Kräfte für das Gute einsetzen und trifft rasch auf einen ebenbürtigen Gegner: Den Grünen Kobold...
"X-Men" und zwei Jahre später auch "Spider-Man" sorgten zur Jahrtausendwende dafür, dass der Boom an Comicverfilmungen so richtig losging... bis heute erreichen uns somit jährlich immer wieder neue Produkte von Marvel, DC und Co. Sam Raimis "Spider-Man" trägt indes eine Art Ehrenposition: Zum ersten Mal konnte der Wandkrabbler mit technisch gelungenen Tricks auf die Leinwand gebannt werden (das zweite Reboot, diesmal innerhalb des Marvel Cinematic Universe, folgt bekanntlich bereits 2017) und zudem auch noch zeigen, dass Superhelden auch abseits des knallbunten Krachbumm als eigenständige Figuren funktionieren. Peter Parker ist dafür natürlich prädestiniert: Seine Superkräfte sind allzu beeindruckend, er ist weder übermächtig noch als normaler Mensch sonderlich aufregend... man kann sich mit dem jungen Mann also gut identifizieren, denn wer mag keine Außenseiter? Tobey Maguire ist indes natürlich die Idealbesetzung für diese Rolle. Andrew Garfield zeigte rund zehn Jahre später zwar euch sehr erfrischende Ansätze, aber Maguire ist in Sachen Witz, Charme und Ausstrahlung dennoch die klare Nummer 1. Ebenfalls zu gefallen wissen J.K. Simmons als grandios-gemeiner Zeitungschef J. Jonah Jameson, Rosemary Harris und Cliff Robertson als gutmütiges, älteres Ehepaar und James Franco als Peters bester Freund Harry Osborn, der dabei auch einige zwiespältige Charaktereigenschaften offenbart. An Willem Dafoe dürften sich dabei die Geister scheiden: Seine Performance ist sehr gut, seine Figur an sich aber doch ein wenig untercharakterisiert, was seinen Bösewicht dann leider etwas austauschbar und teilweise sogar unfreiwillig komisch agieren lässt. Selbiges gilt für Kirsten Dunst als Mary-Jane. An ihrer Leistung ist eigentlich wenig auszusetzen, doch muss gerade sie sich durch einige doch arg kitschige und melodramatische Szenen schlagen, was ihre Figur sowieso zu einer der am schlechtesten durchdachtesten der Trilogie macht. Ist aber halb so schlimm, dafür hat man abseits viel Spaß. Wenn Peter Parker mit großer Freude seine Kräfte entdeckt, freut sich der Zuschauer mit, denn die Macher schießen hier mit witzigen Ideen nur so um sich. Gerade in Sachen Humor ist "Spider-Man" erstaunlich treffsicher, sorgt für etliche Lacher, verrät dafür aber niemals seine grundsympathischen Figuren. Die Actionszenen sind ebenfalls gelungen, gerade im Vergleich zu den Nachfolgern aber noch deutlich langsamer und unspektakulärer, wobei auch die Effekte nicht immer ganz ausgereift wirken. Besonders wenn Peter Parker sich zu Beginn noch ohne sein markantes Outfit durch die Straßen schwingt, wirken die Computeranimationen gerne mal arg schwach. Zu erwähnen ist auch noch der grandiose Soundtrack von Danny Elfman, der hier wieder einmal Melodien erschaffen hat, die wir noch in Jahrzehnten mit dem Wandkrabbler verbinden werden und den man auch ohne den Film wunderbar hören kann. Fazit: "Spider-Man" ist eine gelungene Comicverfilmung mit viel Witz, Charme und Tiefe. Die Nachfolger überzeugten noch mehr, doch als Einstieg in die Welt dieses Superhelden macht der Film fast alles richtig.
Note: 2-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen