Es ist die größte Kinoreihe der Neuzeit. Die erste Blockbusterserie im Kino. Elf Jahre, zweiundzwanzig Filme, eine große Geschichte, die sich über alles erstreckt. Nun kommt die Geschichte, die vor elf Jahren mit "Iron Man" begann, zu ihrem Ende. Das Marvel Cinematic Universe wird noch fortgesetzt, doch die uns bekannte Geschichte endet - es ist wohl das größte Kinofinale seit "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs", wenn das einmal reicht. Dementsprechend lässt sich "Avengers: Endgame" mit nichts vergleichen, was in den letzten Jahren an Blockbustern zu sehen war. Aber ist es auch ein guter Film? Schließt er diese gigantische Reihe, die unzählige Fans mehrmals im Jahr in den Kinos vereinte, würdig ab? Die Antwort ist: Ja. Verdammt noch mal, ja.
AVENGERS: ENDGAME
Der brutale Massenmord von Thanos (Josh Brolin) hat seine Spuren hinterlassen. Tony Stark (Robert Downey Jr.) trudelt gemeinsam mit Nebula (Karen Gillan) ziellos durchs All, während die verbliebenen Avengers auf der Erde den Schock verdauen. Schon früh kommt jedoch die Erkenntnis, dass sie nun nicht einfach die Hände in den Schoß legen: Durch die Ankunft von Carol Danvers (Brie Larson) fühlen sich die Helden in dem Gedanken erstarkt, noch einmal aufzustehen. Sie wollen Thanos finden und Rache für ihre gefallenen Freunde und Mitstreiter nehmen. Ein Ausflug, der nicht unbedingt so verläuft wie geplant... bis schließlich Scott Lang (Paul Rudd) zurückkehrt, der den Avengers eine wichtige Neuigkeit zu überbringen hat.
181 Minuten ist das Finale des Marvel Cinematic Universe, wie wir es kennen, lang und jede einzelne Minute wird gebraucht. Für den zweiundzwanzigsten Film und den großen Showdown wollen die Russo Brothers, die bereits ein Jahr zuvor mit dem direkten Vorgänger "Infinity War" einen der besten Blockbuster aller Zeiten erschufen, noch einmal alles aufsatteln, was dieses Franchise so groß und prägnant gemacht hat. Von vielen ist es die große Abschiedsvorstellung und für diese nehmen sich alle Beteiligten viel Zeit. Alle sollen sie noch einmal ihre großen Momente bekommen, natürlich gibt es auch noch einmal eine gigantische Schlacht, es gibt (diesmal passenderweise dosierteren) Humor, starke Spezialeffekte und Schauspieler, die mittlerweile so mit ihren Rollen verwachsen sind, dass wir uns ein wenig so fühlen, als würden wir nach Hause kommen.
Drei Stunden Laufzeit sind in erster Linie dafür gut, um die "Infinity"-Saga so episch, so breit und so emotional wie möglich abzuschließen. Actionmäßig schießen die Russo's, ganz anders als noch im Vorgänger, aber nicht aus vollen Rohren - sie nehmen sich Zeit für kleine Momente, formen die Charaktere, die wir bereits seit Jahren kennen und lieben, im Angesicht der Apokalypse neu. Wahrscheinlich haben wir in einem Film des Marvel Cinematic Universe noch nie so wenig Action gesehen - der Abschluss des Franchise bis zu diesem Punkt ist insgesamt der ruhigste, leiseste Film der Reihe.
An dieser Stelle unterscheidet sich "Endgame" enorm von "Infinity War", der sich weitestgehend auf das Sammeln der Figuren und auf epische Schlachten sowie die Geschichte des großen Widersachers Thanos konzentrierte. Der wird hier dann, auch aufgrund des enormen Ensembles, an den Rand gedrängt, ist aber dennoch weiterhin einer der bösartigsten und zugleich tiefsten Antagonisten, die das Blockbuster-Kino jemals gesehen hat. Innerhalb seiner Charakterstudie, und gerade in der ersten Stunde, ist "Endgame" genau das, haben die leisen Töne dann durchaus ihren Reiz - die Russo's wissen genau, wo sie ansetzen müssen. Hin und wieder verheben sie sich damit aber auch ein wenig: Was aus den einst so brillanten Charakteren Thor und Hulk geworden ist, hat mich enttäuscht. Gerade ersterer erlebt hier eine enorm veralberte Version seiner selbst, die auf ziemlich pubertäre Lacher aus ist und diese kaum einzusammeln vermag.
Andere Figuren halten sich wesentlich besser, im Fokus steht dabei klar die alte Garde rund um Iron Man und Captain America. Doch auch darüber hinaus bekommt jede Figur noch einmal Raum, angefangen bei den Helden erster und zweiter Reihe, über wichtige Nebencharaktere und überraschend charmante Gastauftritte. Alles kulminiert im großen Finale, die Russo's wissen, was sie hier beenden und fahren deswegen von allem so viel es geht auf. Überraschenderweise überladen sie "Endgame" dank perfekt platzierter Ruhepausen, allgemein hohem Tempo und einem durchweg spannenden Plot aber nicht, finden immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Und wenn sie schließlich nach über zwei Stunden zur größten Schlacht blasen, die das Kino jemals gesehen hat, möchte man nur noch den Hut ziehen. Unter Tränen habe ich den Fanservice genossen, die brillanten Bilder aufgesogen, geweint, gelacht, geklatscht. Ich kann mich an kaum einen Film erinnern, welcher mich im Kino so emotional aufgewühlt und mitgerissen hat. Die Russo's übertreffen die kühnsten Erwartungen und machen die letzte Stunde dieses bereits zuvor ungemein trickreichen Blockbusters zu einem absoluten Fest für alle Fans. Nebenbei finden sie dann auch noch ebenso konsequente wie emotional absolut treffsichere Abschlüsse und treffen Herz und Magengrube. Ein richtiger Punch, ein ungemein befriedigendes Ende. Das Ende einer Ära, wenn man so will. Und besser hätte es kaum sein können.
Fazit: Trotz minimaler Schwächen ist "Endgame" der beste Abschluss, den man sich für die "Infinity"-Saga nur vorstellen konnte: Dosierter Humor, emotionale Punches, eine clevere und spannende Geschichte und ein Finale, welches in Sachen Superlative unschlagbar bleiben wird. Das MCU hat sich nun auf ewig unsterblich gemacht - ein absoluter Wahnsinn von einem Film!
Note: 1
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