In der Zukunft haben die von den Menschen erschaffenen KI-Roboter vor einigen Jahren zu einem verheerenden Schlag gegen ihre Schöpfer ausgeholt, wobei unzählige zivile Verluste zu beklagen haben. Der Anführer des Aufstands, die KI Harlan (Simu Liu), floh schließlich auf einen fernen Planeten und auf der Erde beschäftigte man sich mit der Suche nach seinen Helfern. Achtundzwanzig Jahre später wird Harlan schließlich auf einem gefährlichen Planeten ohne echte Lebensbedingungen aufgespürt und ein Team aus Soldaten wird entsandt, um diesen zu schnappen. Dieses wird von der Datenanalystin Atlas Shepherd (Jennifer Lopez) begleitet, die eine düstere Vergangenheit mit den KI's zu bewältigen hat und jedem technischen Nutzen durch diese sehr negativ gegenübersteht. Nach einer katastrophalen Bruchlandung auf Harlans derzeitigem Heimatplaneten muss sich Atlas jedoch ausgerechnet mit einer KI namens Smith zusammentun, um den Roboter-Terroristen aufzuspüren...
Kurz vor meiner Sichtung des neuen Netflix-Blockbusters habe ich mir die Review des Filmkritikers David Hain auf YouTube angesehen und stieß dabei auf einen interessanteren Rückschluss, den ich nun nur bestätigen kann. Nach dem enormen Hit des ansonsten reichlich unterdurchschnittlichen Actioners "The Mother" scheint der Netflix-Algorithmus nämlich davon ausgegangen sein, dass das Publikum nach mehr Actionstoff mit Hauptdarstellerin Jennifer Lopez dürstet... und da ihr letzter Film nicht wirklich überzeugend geschrieben war, schien man zugleich davon auszugehen, dass das Drehbuch für den nachfolgenden Film ebenfalls zu vernachlässigen sei. Wieso sollte man auch Power in das Schreiben des Skripts stecken, wenn das vorher ebenfalls nicht nötig war, da das Streaming-Publikum den Film zu einem großen Erfolg machte? Das sind nun natürlich nur kaum beweisbare Mutmaßungen, doch bei der Sichtung von "Atlas" drängt sich einem diese These förmlich auf... denn auch hier haben wir eine generische Story, die durchaus ihr Potenzial hatte, aber angesichts eines schwachen Skripts mit allerlei peinlichen Dialogen niemals wirklich aus ihrem Schneckenhaus kommen darf.
Nun habe ich von Anfang an nicht erwartet, hier etwas wirklich Neues vorgesetzt zu bekommen und die recht typische Buddy-Geschichte, bei welcher sich zwei gegensätzliche Typen verbünden müssen, um zum Ziel zu kommen (hier eine körperlose KI und eine Frau, die KI's grundsätzlich misstraut), haben wir auch im Sci-Fi-Genre bereits gesehen - hat da jemand "I,Robot" gerufen? Aber das muss ja nichts heißen, denn mit überzeugenden Charakteren kann auch eine solche Geschichte im Jahr 2024 noch überzeugen... und der mittlerweile ja gar nicht mehr so unrealistische Zukunftschrecken um die Menschheit bekriegende KI's könnte hier auch noch einige nette Fußnoten bereithalten. An den arg zahnlosen und sich in Erklärbär-Phrasen verlierenden Dialogen spürt man aber schon früh, dass man trotz des Themas kaum bereit war, sich tiefer mit der Materie auseinanderzusetzen. Das schnell abgehakte Trauma der Hauptfigur bringt da noch am ehesten Tiefe in diese ansonsten sehr konturlose Blockbuster-Bombastik, bei der sich die netflix-typischen, miesen Spezialeffekte in den ansonsten eigentlich recht netten Actionszenen ein Stelldichein geben. Hier und da ein bisschen Humor, ein blasser Bösewicht und eine recht simple Geschichte - das ist der Stoff, aus dem die Netflix-Blockbuster sind und da macht "Atlas" leider keine Ausnahme.
Jennifer Lopez mag man dabei ohnehin keine Schuld zuschieben, denn die wird von dem Drehbuch, welches aus ihrer titelgebenden Heldin wirklich nur eine rein funktionale und unzureichend geschriebene Figur macht, meist im Stich gelassen. Und das obwohl Lopez hierbei fast der ganze Film gehört und sie sich einen gehörigen Teil der Laufzeit nur mit einer gesichtslosen Stimme teilen muss. Gut, dass Lopez sich dabei immerhin wenig Blöße gibt und den zahnlosen Textzeilen immer wieder noch einen Hauch von Ironie beifügt und physisch angenehm aus dem Vollen schöpft - ohne sie wäre "Atlas" jedenfalls noch deutlich seelenloser geraten. Die weiteren großen Namen sind teils nur in sehr kleinen Rollen zu sehen, was schade ist. Denn warum kauft man sich eigentlich Marvel-Star Simu Liu oder den großartigen Mark Strong ein, wenn man sie im Anschluss daran eigentlich gar nichts tun lässt? Liu fällt dabei die Rolle des ohnehin arg flachen Bösewichts zu, der letztlich nicht mehr machen muss, als eine recht aufwändige CGI-Kampfchoreo zu bestreiten... da hat er in dem Superhelden-Kracher "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" eigentlich bereits bewiesen, dass er zu deutlich mehr fähig ist.
Fazit: "Atlas" hat sicherlich seine unterhaltsamen Momente, die oftmals auf das Konto des Buddy-Gespanns um Jennifer Lopez und der gesichtslosen KI gehen. Doch auch hier zeigt sich schon, dass das Drehbuch sich nur auf altbekannten Schemata ausruhen mag und der Geschichte darüber hinaus keine Tiefen verleihen kann... von dem mal wieder arg mäßigen CGI-Tricks ganz zu schweigen.
Note: 4+
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