Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers
Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schweighöfer liefert als skrupelloser Produzent eine ganz starke Leistung ab. Insgesamt ist es der womöglich beste Film, den man aus dem Material machen konnte, auch wenn bisweilen einige allzu bekannte Abzweigungen des typischen Musik-Biopics nicht ausbleiben... was die wahre Geschichte hinter diesem Duo aber natürlich auch so mit sich bringt.
Note: 2-
The Holdovers: Tragi-Komödie von Alexander Payne, mit Paul Giamatti, Dominic Sessa, Da'Vine Joy Randolph, Carrie Preston, Gillian Vigman, Andrew Garman und Tate Donovan
Alexander Payne bleibt seinem Stil auch im fünffach oscarnominierten "The Holdovers" treu und inszeniert die Geschichte über drei völlig verschiedene Außenseiter, die während der Weihnachtstage zwangsläufig auf dem Gelände einer Elite-Schule verbleiben müssen, mit ganz viel Ruhe und unaufdringlichen Messages. Große Überraschungen gibt es dabei nicht und wie die sich anfangs ziemlich kabbelnden Figuren im Verlauf entwickeln werden, kann man immer ziemlich genau voraussehen. Dafür versetzt Payne diese Vorhersehbarkeit mit einigen gesalzenen Dialogen, charmanten Momenten mit nettem Humor und starken Darstellerleistungen. Besonders die Leistung des grandiosen Paul Giamatti hilft dabei über einige merkliche Längen hinweg, auch wenn sich der Film im Mittelteil ein wenig in seinen üblichen Klischees verzettelt. Schade, dass es bei ihm nicht für den Oscar gereicht hat, dafür durfte aber Da'Vine Joy Randolph die begehrte Goldstatue als beste Nebendarstellerin mit nach Hause nehmen - völlig verdient, denn ihre Schulköchin Mary sticht aus dem kleinen Ensemble noch einmal deutlich hervor. Gefallen tut auch der eigenwillige Stil Paynes, welcher die Geschichte, die in den 70er Jahren spielt, auch optisch deutlich dort verankert.
Note: 3+
Resident Evil: Welcome to Raccoon City: Horror von Johannes Roberts, mit Kaya Scodelario, Hannah John-Kamen, Neal McDonough, Robbie Amell, Avan Jogia und Donal Logue
Es geht tatsächlich noch schlimmer - der Reboot der "Resident Evil"-Reihe aus dem Jahr 2021 ist tatsächlich noch schlechter als die meisten Verfilmungen rund um Milla Jovovich's Alice. Dabei haben sich die Macher diesmal tatsächlich in vielerlei Form an die Videospielvorlage gehalten und können dabei zumindest optisch Wiedererkennungswerte liefern. Leider finden diese Referenzen in einem katastrophalen Drehbuch statt, welches den ohnehin schon arg schmal gezeichneten Figuren banalste Expositions-Dialoge in den Mund legt, die zum Schlimmsten gehören, was man im Horrorkino der letzten Jahre vorgelegt bekommen hat. Auch seine Suspense-Momente hat Regisseur Johannes Roberts nicht im Griff, obwohl er auf dem Papier einige Szenen entwickelt hat, die das Zeug für richtig schönes Terrorkino gehabt hätten. Seine limitierten, inszenatorischen Fähigkeiten lassen jegliche Spannung jedoch früh im Keim ersticken, während sich die für diese Aufgaben viel zu guten Schauspieler*innen verloren durch düstere Sets bewegen, ohne dass dabei auch nur ansatzweise irgendeine Atmosphäre aufkommen würde. Für Fans der Spiele ist diese Verfilmung ein (weiterer) Schlag ins Gesicht - für alle anderen immerhin nur ein ziemlich mieser Horrorfilm, der sich hinter einem großen Markennamen versteckt.
Note: 5+
Silent Night - Stumme Rache: Action-Thriller von John Woo, mit Joel Kinnaman, Scott Mescudi, Harold Torres, Vinny O'Brien, Yoko Hamamura, Anthony Giulietti und Catalina Sandino Moreno
Das Gimmick dieses Films ist leider nicht mehr wirklich neu - die Idee, seine Charaktere gar nicht (oder hier eher so gut wie gar nicht) sprechen zu lassen, war schon im Horrorfilm "No One Will Save You" dabei und wurde dort deutlich besser eingesetzt. Hier erklärt sich das komplette Schweigen zwar noch in der Hauptfigur, doch dass alle anderen Charaktere durchgehend die Klappe halten, wirkt ungemein forciert. Darüber hinaus muss ein Film wie dieser, in welchem eben keine Dialoge stattfinden, mit einer sehr simplen Dramaturgie daherkommen und dem hat "Face/Off"-Regisseur John Woo leider nichts mehr entgegenzusetzen. Er verheddert sich in den üblichen Klischees des Rache-Thrillers und sogar die Actionszenen wissen nur solide zu gefallen - da hat Mr. John Wick in den letzten Jahren doch deutlich mehr abgeliefert. Einige Plotholes fallen zudem extrem ungünstig auf: Wenn sich ein rachsüchtiger Mann schon monatelang auf seinen Rachefeldzug vorbereitet, wirkt es nun mal arg hanebüchen, wenn ihm gleich bei seinem ersten Nadelstich der dümmste aller vermeidbaren Fehler unterläuft. Immerhin wirkt Joel Kinnaman in der schweigsamen Hauptrolle recht energetisch und gegen Ende kann Woo zumindest ein paar nette Action-Setpieces liefern, auf die wir zuvor lange warten mussten. Darüber hinaus hätte man sich von der Rückkehr der Regielegende aber deutlich mehr erwartet.
Note: 4
Wo die Lüge hinfällt: Romantic Comedy von Will Gluck, mit Sydney Sweeney, Glen Powell, Alexandra Shipp, Dermot Mulroney, Bryan Brown, Hadley Robinson und Rachel Griffiths
In Deutschland war diese unscheinbare RomCom ein riesiger Überraschungshit, der sich (vielleicht auch aufgrund eines mangelnden Alternativprogramms) gefühlte Ewigkeiten in den Charts hielt. Das ist sicherlich auch der Starpower einer Sydney Sweeney zu verdanken - ich kann den Hype um ihre Person zwar (noch) nicht wirklich nachvollziehen, da sie nicht die gleichen, enormen Schauspielqualitäten wie die ähnlich gehypten Florence Pugh oder Jenna Ortega abliefert, aber im Zusammenspiel mit "Top Gun"-Star Glen Powell fliegen bei den beiden schon ordentlich die Funken. Zudem liefert Regisseur Gluck ein harmonisches Ensemble sowie einige flinke Dialoge. Letztendlich fehlt es jedoch am richtigen Humor, der gesamte Film wirkt auch innerhalb seiner vorhersehbaren Formel letztendlich zu brav, was die wunderschönen Postkartenmotive noch unterstreichen. Es ist eben eine altbekannte Geschichte zweier Menschen, die sich ziemlich hassen, tief in sich aber dennoch ziemlich gut finden... wie das am Ende ausgeht und wer zum Schluss mit wem erfolgreich anbandeln wird, ist von Anfang an klar. Und da Gluck zwischendrin enttäuschend wenige, komödiantische Highlight-Momente abliefert, holt uns nur das überzeugende Hauptdarsteller-Paar bisweilen ein wenig aus der Langeweile ab. Das ist immerhin schon etwas, doch hätte man mit diesem Duo auch deine deutlich spitzzüngigere und nicht so glatte RomCom abliefern können.
Note: 4+
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