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Zerstörung von innen und außen: Filmkritik zu "Back to Black"

Von Anfang an nutzt Amy Winehouse (Marisa Abela) ihre eigenen, persönlichen Erfahrungen und Empfindungen für ihre Songs - alles, was sie berührt und erlebt, findet sich in ihrer Musik wieder. Amy träumt von einer Karriere als Jazz-Musikerin und als plötzlich ein Label an ihre Tür klopft, scheint alles ganz schnell zu gehen. Die junge Sängerin möchte sich dem Mainstream und dem auferlegten Schein des Labels jedoch nicht beugen und unbedingt ihr eigenes Ding durchziehen. Ähnlich emotional und ungefiltert agiert sie, als sie in einer Bar den eigentlich vergebenen Blake (Jack O'Connell) kennenlernt... und mit ihm eine stürmische Beziehung eingeht, die sie auf Dauer beide an den Rand der Zerstörung treiben soll. 

Hier haben wir mal wieder einen Fall von "Das wurde aber auch Zeit". Dreizehn Jahre sind seit dem Tod der großartigen Amy Winehouse vergangen und seitdem gab es mehrere Versuche, der Ausnahme-Musikerin ein filmisches Denkmal zu setzen. Im Falle der zurzeit noch in den Kinos laufenden Version "Back to Black" wurden gleich zu Beginn kritische Stimmen laut, die vor allem mit der Wahl der Hauptdarstellerin zu tun hatten. Diese sähe Amy Winehouse kaum ähnlich und könne sie auch stimmlich nicht kopieren. Ich verstehe sowieso nicht, warum beides nötig sein müsste, denn eine Kopie geht in den seltensten Fällen gut - Marisa Abela schafft es hingegen, ihrer eigenen Präferenz den Stempel aufzudrücken und mehr als glaubhaft den Fall einer Ikone darzustellen. Abela spielt eindringlich, kraftvoll und kaum überzeichnet... wenn man von einigen etwas zu dick aufgetragenen, emotionalen Momenten zu Beginn einmal absieht. Ihre Stimme ist angenehm, ihr Spiel auffallend energetisch und somit fällt es auf Dauer schwer, den Blick von ihr abzuwenden. Neben ihr schlagen sich Jack O'Connell und vor allem "White Boy Rick"-Star Eddie Marsan als Amys Vater mindestens genau so gut.
Die drei Hauptdarsteller*innen gewinnen vor allem dadurch, da das Drehbuch ihnen (zumeist getreu der Lebensgeschichte von Amy Winehouse) ambivalente Charaktere zugesteht. Keiner von ihnen ist sympathisch, zeichnen sie sich alle doch durch eine teils grausame Toxizität aus, was auch das Kernthema dieser Verfilmung ist. Allenfalls Amy selbst gefällt zu Beginn noch durch ihre rotzige Maßlosigkeit und ihren angenehmen Mut, was sogar ihre Karriere hätte zerstören können, bevor sie begonnen hat. Darüber hinaus hat der Film ein feines Gespür dafür, aufzuzeigen, was das Leben dieser jungen Frau beeinträchtigt hat. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Schuld dafür den beiden Männern in ihrem Leben in die Schuhe zu schieben, die daran auch sicherlich nicht unschuldig waren - gerade die toxische Beziehung zu Blake wird hier sehr genau unter die Lupe genommen. Doch man richtet das Augenmerk auch auf Amy selbst, die hier einen groben Stil der Selbstvernichtung an den Tag legte, ob durch ihre eigene Extravaganz, ihre Anhänglichkeit oder auch den klassischen Hang hin zu Drogen und vor allem Alkohol.
Letztere Auswirkungen verpackt Regisseurin Sam Taylor-Johnson in eindringliche Bilder. Zugleich hat sie auch den Einsatz der Songs von Amy Winehouse gut im Griff. Hin und wieder hätte man sich dennoch etwas mehr Eindeutigkeit gewünscht, denn gerade Amys Vater kommt hier in vielen Momenten noch zu gut weg: Was seine Entscheidung, seine Tochter nicht in eine Klinik einzuweisen, für Konsequenzen hatte, lässt sich kaum mehr beziffern. Hier gerät "Back to Black" bisweilen noch ein wenig zu brav und hat im Mittelteil, wenn der Film bisweilen seinen Fokus zu verlieren und sich in Daueraufnahmen von Amys eigener Zerstörung zu suhlen droht, auch mit Längen zu kämpfen. Vielleicht wollte man dem Mainstream-Publikum eine zu grobe Abhandlung, welche die richtigen Auswirkungen einer Alkoholsucht mit sich bringt, so nicht zumuten... aber da bleibt dann eben doch das Gefühl zurück, hier gewisse Dinge glattzubügeln. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau, denn in seinen stärksten Momenten zieht uns der Film mehrfach schmerzhaft den Boden unter den Füßen weg - und das sogar, obwohl natürlich jeder weiß, wie tragisch das Werk enden wird.

Fazit: Marisa Abela ist in der Hauptrolle allen vorigen Unkenrufen entgegen richtig stark und das Drehbuch spielt ihr und ihren Co-Stars etliche, prägnante Szenen zu. In Verbindung mit der grandiosen Musik und einigen schmerzhaften Stichen entsteht zwar kein perfektes Biopic, da es sich das Drehbuch bisweilen etwas zu einfach macht... aber dennoch eine bleibende Erfahrung.

Note: 3+



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