Als erste Verurteilte hat Juliet Nichols (Rebecca Ferguson) während ihres Austritts in die Außenwelt nicht die Bildschirme gereinigt und hat es lebend über den Hügel geschafft. Bürgermeister Bernard (Tim Robbins) bereitet sich daraufhin auf eine Revolte vor und trifft Vorkehrungen, um die aufbegehrenden Bürger und Bürgerinnen des Silos ruhigzustellen. Unterdessen ist es Juliet gelungen, in einen der zahlreichen Bunker einzudringen, wo sie sich auf die Suche nach Spuren von anderen Einwohnern macht. Dabei findet sie zahlreiche Leichen vor, die von einem lange zurückliegenden Krieg zeugen. Während sie durch den Bunker zieht, muss sie nicht nur zahlreiche Hindernisse überwinden, sondern macht letztendlich auch eine Entdeckung, die sie zutiefst schockiert...
Die zweite Staffel von "Silo" erfüllt im Grunde alle Voraussetzungen für eine sogenannte Zwischenerzählung: Die in Gang gerollten Ereignisse spielen zwar eine Rolle, doch die ganz großen Erdrutschmomente will man sich weitestgehend für die beiden noch folgenden Staffeln aufsparen, während die wichtigen Plotelemente bereits in der ersten Season angestoßen wurden und hier allenfalls erweitert werden. Das muss kein Qualitätsmerkmal sein, doch hier fällt tatsächlich auf, dass die Staffel im Grunde genau dann endet, wenn die Dinge endlich wirklich in Bewegung kommen. Zum jetzigen Zeitpunkt, ohne dass wir die beiden nachfolgenden Seasons bereits in Reichweite erahnen können, ist das frustrierend, da sich die Staffel ohne echte Zwischen-Highlights dahinzieht. Das ist in der Tat noch ein ganzes Stück extremer als in der ersten Staffel, die nach einem starken Beginn ebenfalls ordentlich Federn ließ... und ganz besonders schlimm ist es in dem Plot, der sich rund um Hauptfigur Juliette Nichols dreht, denn dieser kommt über mehrere Folgen praktisch nur in Minischritten voran. Das gereicht auch Rebecca Ferguson zum Nachteil, deren Leistung mittlerweile reichlich unmotiviert erscheint.
Der parallel dazu laufende Plot in Silo 18, bei dem auch alle anderen bekannten Figuren noch im Rennen sind, bewegt sich im direkten Vergleich mehr, fühlt sich aber ebenfalls reichlich zäh an. Die einzelnen Konflikte, über eine geplante Revolte der Mechaniker-Gruppe bis hin zu den fiesen Machenschaften des Bürgermeisters und seiner Leute, haben zwar Dampf, drehen sich aber über mehrere Episoden im Kreis. "Silo" fühlt sich daher gestreckt an und erweckt den Eindruck, dass man die wirklich wichtigen und alles auf den Kopf stellenden Momente möglichst weit hinauszögern wollte. Und natürlich gibt es diese Momente wieder, doch kommen diese reichlich spät, nachdem man sich zuvor durch eine ganze Menge Füllmaterial boxen musste. Dabei habe ich prinzipiell absolut nichts gegen Füllerfolgen, doch sollte sich selbst in diesen etwas bewegen - wenn es nicht der Plot ist, sollte es zumindest um die Charaktere gehen. Gerade die Nebenfiguren bleiben hier jedoch erneut reichlich farblos, weswegen ein Mitfiebern mit ihnen selbst dann schwer fällt, wenn sich die Ereignisse über ihnen dramatisch überschlagen.
Farblos ist übrigens auch der Look. Das fiel schon in der ersten Season auf - nach einer Gewöhnung an das außergewöhnlich detailreiche Setdesign fiel alsbald auf, dass alles irgendwie gleich aussah. Mit der zweiten Staffel ist der Look noch deutlich düsterer geworden und einzelne Zuschauer beschwerten sich gar, dass sie mehrere Folgen kaum schauen konnten, weil in dem finsteren Wust so gut wie nichts mehr zu erkennen war. Dabei ist das generell sehr düstere Bild gar nicht das Problem, da es die Atmosphäre der Serie eigentlich sehr treffend untermalt. Problematisch ist viel mehr die Entscheidung von Produzentenseite, die ganze Serie völlig farbentsättigt auf den Streamer zu packen und jeden stimmungsvollen Schwarzwert zu tilgen. Deswegen werden dunkle Szenen zwar aufgehellt, wobei man aber nun außer reichlich frustrierenden, grauen Matsch auch nicht viel mehr erkennt. Und vollkommen gräuliche, seltsam aufgehellte Szenarien sehen eben noch ein ganzes Stück hässlicher und monotoner aus als satte Schwarzblöcke, bei denen man zumindest mit dem Kontrast hätte spielen können. Das macht "Silo" dann optisch zu einem (von offensichtlich mehreren) Original-Titeln auf Apple, die mit ihrer monotonen Farbwiedergabe auf wenig Gegenliebe stoßen und bei denen die Sichtung auf Dauer sogar regelrecht anstrengend sein kann.
Fazit: Man möchte die Hoffnung noch nicht aufgeben, denn in einzelnen Momenten ist "Silo" immer noch höchst spannend. Trotzdem entsteht das Gefühl, dass die Serie sich im Kreis dreht und dabei äußerst zäh erzählt werden muss... inklusive eines frustrierenden, grau-matschigen Looks, welcher der Monotonie die Krone aufsetzt.
Note: 4+
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