Owen Hendricks (Noah Centineo) ist eigentlich Anwalt, nahm aufgrund seiner generellen Abenteuerlust jedoch ein Jobangebot von der CIA an. Dort wird er zu Beginn noch mit den Jobs abgespeist, die keiner will - so zum Beispiel, hunderte Drohbriefe gegen die CIA auf ihre Echtheit zu überprüfen. Unter etlichen Bluffs findet er dabei jedoch auch einen Brief der wegen Mordes inhaftierten, ehemaligen Agentin Max Meladze (Laura Haddock), die damit droht CIA-Geheimnisse zu veröffentlichen, sofern sie nicht aus der Haft entlassen wird. Owen nimmt sich des Falls an und folgt den Spuren der damaligen Agentin, wobei er in den Jemen und auch zu Meladze persönlich reist. Offensichtlich ist er dabei kurz davor, eine Verschwörung aufzudecken und stellt bald die Vermutung an, dass seine Kollegen und Vorgesetzten bei der CIA genau diesen Job nutzen wollen, um den unbedarften und zu viele Fragen stellenden Owen auszumerzen...
"The Recruit" hat ein paar Probleme, die mich anfangs mit der Serie fremdeln ließen. So ist der allem übergeordnete Haupt-Plot rund um die inhaftierte Agentin Max Meladze zwar einigermaßen spannend, aber schlichtweg nicht packend genug, um so richtig bei der Stange zu halten und braucht zudem eine ganze Weile, um wirklich in Fahrt zu kommen. Zudem hat man das Gefühl, dass die acht Folgen bisweilen ein wenig vollgestopft werden, um wirklich alles zu erzählen, was in dieser ersten Staffel erzählt werden soll und muss. Da kommen dann sogar ein paar halbgare Subplots zusammen, die ebenso unspektakulär eingeführt wie dann wieder abgefrühstückt werden und bei denen dann der Mehrwert fehlt - hier hätten zwei oder drei mehr Episoden wohl nicht geschadet, um die einzelnen Folgen nicht etwas überfüllt wirken zu lassen und das Tempo ein bisschen zu entschleunigen. Das größte Problem ist jedoch die Hauptfigur, der wie ein wandelnder Widerspruch daherkommt. Mal ist eher (als Anfänger bei der CIA) etwas tapsig und gar tollpatschig, fünf Minuten später wirkt er jedoch wieder völlig abgeklärt und abgebrüht. Mal ist er ein echter Womanizer, dann wieder ein völlig verschreckter, junger Erwachsener. Das macht es schwer, diesem Charakter zu folgen, der sich innerhalb weniger Minuten immer wieder um sich selbst dreht und deswegen erstaunlich unnahbar daherkommt, weil er so unfokussiert geschrieben ist.
Dabei ist der Ansatz, einen unerfahrenen Anfänger plötzlich mit einem CIA-Fall, der viel größer ist als zuvor angenommen, in Verbindung zu bringen, ein höchst spannender und immer wieder gelingen der Serie dabei auch leichtfüßige, aber niemals alberne Comedy-Elemente, welche diese Serie von bierernst vorgetragenen Thrillern ähnlicher Marke absetzen. Doch so richtig entscheiden konnte man sich da wohl nicht, da die Geschichte generell sehr dramatisch und auch düster erzählt wird und man den leicht komödiantischen Touch irgendwann beinahe vollständig fallen lässt - auch hier wirkt "The Recruit" in seiner Ausrichtung dann sehr unentschlossen. Abseits der etwas undifferenziert auftretenden Hauptfigur hat die Serie aber etliche Charaktere zu bieten, die man schnell ins Herz schließt. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten treten dabei besonders Owens drollige Kollegen und Kolleginnen bei der CIA als das Herz der Serie hervor, aber auch dessen Mitbewohner, die einige knackige, private Konflikte anschieben. Man verzeiht bei der Sympathie zu den Nebenfiguren dann auch gerne, dass die üblichen, romantischen Dramen bisweilen ein wenig soapy daherkommen.
Und trotz all dieser deutlichen Schwächen hat mich "The Recruit" mit fortschreitender Episodenanzahl immer mehr in seinen Bann gezogen. Das liegt an den Charakteren einerseits und der butterweichen Inszenierung andererseits und auch in dem zwar niemals runden, aber auch irgendwie erfrischenden Mix aus süffisanter Komödie und knallhartem Thriller. Auch wenn die ganze Nummer dramaturgisch immer wieder unausgegoren daherkommt und sich später viel zu ernst nimmt, so wollte ich stets wissen, wie es weitergeht, da der Plot oft clevere Haken schlägt und die verschiedenen Figuren auf interessante Art und Weise erzählt und gegeneinander aufstellt. Das Finale ist dann gar ein echter Adrenalinschub und sorgt mit allerlei Verstrickungen und Herzklopf-Momenten dafür, dass man so richtig um die liebgewonnenen Figuren bangt. Das erstaunlich sympathische Wechselspiel aus leichtfüßigen Momenten hinter den Mauern der CIA und adrenalintreibenden Aufdeckungsmissionen, leiser Romantik, flotten Sprüchen und kleinen Nebengeschichten ergibt letztendlich Sinn und wirkt regelrecht dynamisch. Nach einem hundsgemeinen Cliffhanger ist man zudem regelrecht angefixt auf die Fortführung.
Fazit: Ich brauchte eine Weile, um mich mit der etwas langsam in die Gänge kommenden Hauptstory und dem bisweilen arg unfokussiert geschriebenen Hauptcharakter zu erwärmen. Doch mit der Zeit zog mich der erfrischende Mix aus leichtfüßigen Späßen und düsterem Thriller, obwohl beide Genres hier bemerkenswert unrund nebeneinander herlaufen, immer mehr in seinen Bann.
Note: 3+
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