Direkt zum Hauptbereich

Ein Königreich für ein Lama

Disney ging es eine ganze Weile lang nicht sonderlich gut und obwohl sie meiner Meinung nach ihre Qualität auch bis kurz vor der Jahrtausendwende mit Meisterwerken wie "Tarzan" und "Mulan" klar halten konnten, sanken die Zuschauerzahlen doch beträchtlich. Riskiert wurde weiterhin und so kam 2001 mit "Ein Königreich für ein Lama" eine Originalstory in die Kinos, die besonderen Wert auf Slapstick und Selbstironie legte. Die Zuschauer wollten das kaum sehen und ließen den Film an den Kassen böse floppen, gute Unterhaltung bietet er dennoch auch heute noch...

EIN KÖNIGREICH FÜR EIN LAMA


König Kuzco regiert sein Reich, wie es ihm gefällt. Er scheucht seine Untertanen herum, behandelt die dörflichen Bauern wie Abschaum und lässt sogar seine Beraterin Yzma, die seit jeher auf den Thron hofft, feuern. Zur Rache möchte Yzma Kuzco vergiften, doch der Plan geht schief: Anstatt seines Todes wird der König in ein Lama verwandelt und in die Wildnis geschickt. Dort trifft Kuzco auf den gutmütigen Bauern Pacha, der ihm anbietet, ihn zum Palast zurückzubringen... doch nur gegen eine Gegenleistung.

"Ein Königreich für ein Lama" unterscheidet sich in vielen Punkten von den anderen Disney-Klassikern, was manch einem Fan sauer aufstoßen mag und auch bei mir verhindert, dass er voll und ganz überzeugen kann, für andere war gerade diese Frischzellenkur jedoch das entscheidende Salz in der Suppe. Zum einen lässt der Film zwei Sachen außer Acht, die für die Disney-Zeichentrickfilme bislang absolut prägend waren: Zum einen gibt es keinerlei Gesangseinlagen (darauf wird am Ende des Filmes sogar noch einmal ironisch angespielt) und zudem gibt es dieses Mal auch keine Liebesgeschichte, was einzig "Vaiana", der Disney-Weihnachtsfilm 2016, sich so auch noch einmal traute und damit ziemlich gut fuhr. 
Beide Punkte vermisst man in "Ein Königreich für ein Lama" jedoch keineswegs, wären sie hier wohl eh fehl am Platz gewesen. Eine Dame für eine Liebesgeschichte ist hier sowieso nicht dabei, es ist eher eine Buddy-Komödie, in welcher sich zwei komplett verschiedene Gesellen, die sich eigentlich gar nicht ausstehen können, zusammenraufen müssen, um ans Ziel zu gelangen. Dieses Genre ist ja sowieso zumeist ziemlich witzig und neben den herrlichen Slapstick-Einlagen ist genau dies das Thema, wo der Film die meisten gelungenen Gags rauszieht. Die ständigen Streitereien zwischen dem egomanischen Kuzco und dem herzensguten Bauern Patcha sorgen für mehrere Lacher und somit auch dafür, dass die ohnehin sehr kurzen 75 Minuten wie im Fluge vergehen. 
Abstriche muss man dafür bei der Bösewichtin machen, denn Yzma wirkt nie wirklich bedrohlich und wird von ihrem Sidekick Kronk, für viele wohl der absolute Fan-Favorit des Films, locker übertrumpft. In perfekt getimten Comedy-Szenen ist es gerade Kronk, der die Lacher auf seiner Seite hat. Wie er zu Beginn des Films den Gifttrank vertauscht und anschließend ein heilloses Chaos anrichtet, das muss man einfach gesehen haben und erinnert an wirkliche, starke Komödien. 
Störend fällt neben den vielen gelungenen Gags und einem absolut herrlichen, schwungvollen Finale jedoch der Zeichenstil ins Auge, denn im Gegensatz zu den sehr liebevollen animierten Klassikern a la "Der König der Löwen" oder "Die Schöne und das Biest" wirken die Bilder von "Ein Königreich für ein Lama" doch eher grob gezeichnet und selbst pompöse Landschaftsbilder wollen angesichts der fehlenden Details nie wirklich fehlen. Gleiches gilt im übrigen auch für Stings doch eher mauen Soundtrack, dem es an erinnerungswürdigen Themen fehlt.
Fazit: Rasanter Disney-Spaß mit tollen Slapstick-Szenen und wunderbarer Selbstironie, dem der letzte Funke aber fehlt. Es wird viel gelacht, dennoch kann der Film längst nicht mit den großen Meisterwerken der Mausstudios mithalten.

Note: 3+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...