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A Cure for Wellness

Der zuvor doch recht erfolgsverwöhnte Gore Verbinski musste 2013 mit dem kollossal gefloppten Mega-Blockbuster "Lone Ranger" einen recht heftigen Rückschlag einstecken, doch weg vom Fenster ist er damit natürlich noch lange nicht. Ganz im Gegenteil, Verbinski nutzte diesen Flop dazu, sich fünfzehn Jahre nach "The Ring" erneut dem Psycho-Horror-Thriller zuzuwenden und drehte sein neuestes Werk dabei zu Großteilen in Deutschland. Das klingt doch alles schon ziemlich vielversprechend und die Trailer taten ihr übriges, die hohen Erwartungen zu schüren. "A Cure for Wellness" kann diese aber leider keinesfalls erfüllen...

A CURE FOR WELLNESS


Der junge, schnell aufsteigende Angestellte Lockhart (Dane DeHaan) soll in die Schweiz fahren, um dort seinen Mitarbeiter Pembroke (Harry Groener) aus einer Klinik abzuholen: Pembroke soll anschließend in New York einen wichtigen Fusionsvertrag unterzeichnen, welcher ohne dessen Unterschrift nutzlos wäre. Lockhart hat jedoch einen schweren Autounfall und wird kurz darauf als Patient in die Klinik eingeliefert, wo er auch die Bekanntschaft mit ihrem Leiter Dr. Heinrich Volmer (Jason Isaacs) macht. Lockhart möchte eigentlich gemeinsam mit dem widerspenstigen Pembroke so rasch wie möglich wieder abreisen, das Klinikpersonal scheint jedoch etwas dagegen zu haben. Als Lockhart merkwürdige Dinge sieht, die auf dem Klinikgelände passieren, bekommt er es schließlich mit der Angst zu tun...

Wo Gore Verbinski draufsteht, bin ich ohnehin dabei, schließlich hat der Mann mit der "Fluch der Karibik"-Trilogie meine absoluten Lieblingsfilme abgeliefert und nach der Information, dass er nun nach einer selbstgeschriebenen Geschichte einen neuen Psycho-Thriller abliefern würde, war ich mehr als nur erwartungsfreudig. Nach einem vielversprechenden Beginn, während welchem uns Verbinski in kühlen Bildern unsere heutige, arbeitsbegierige Welt präsentiert, kommt er jedoch schon recht bald ins Schleudern. 
Die erste Hälfte des 147 Minuten langen Horror-Thrillers kommt über einige Strecken recht zäh daher. Auch wenn ich diese ruhige Erzählweise begrüßt und auch die Atmosphäre genossen habe, die Verbinski in grandios komponierten Bildern erschafft, so wäre etwas Tempo dennoch angemessen gewesen, denn nach dem gefühlt fünften Mal, während welchem sich Lockhart durch die Klinik schleicht, um seltsame Dinge zu sehen und anschließend von Wärtern oder Krankenschwestern aufgegriffen zu werden, habe ich mich tatsächlich ein wenig gelangweilt. Die wunderbaren Bilder, der nette Soundtrack und manch eine nette Fährte tragen zwar über einige Längen hinweg, dennoch hätte man hier locker zwanzig Minuten kürzen können. 
Anschließend nimmt "A Cure for Wellness" mehr an Fahrt auf, erreicht einige spannende Höhepunkte, entwickelt sich von einem nervenaufreibenden Psychoduell mit einigen schwer zu ertragenden Folterszenen zu einer trickreichen Schnitzeljagd, die immer wieder an "Shutter Island" erinnert. Ebenso wie in dem Mystery-Thriller von Martin Scorsese tappen die Zuschauer gemeinsam mit Lockhart lange Zeit im Dunkeln darüber, was genau in dieser Klinik eigentlich vor sich geht. Ist Lockhart vielleicht einfach durchgedreht oder spielt sich im Hintergrund wirklich etwas schier Unmenschliches ab? Nach diesem klaren Tempoanzug schlängelt sich der Film dann zu seinem Showdown, während welchem die Geschichte leider vollkommen entgleist. Verbinski reicht hier nicht eine klare Auflösung, er schraubt diese Wendung um Wendung immer höher, was die Story und deren Erklärungen leider nach und nach immer bescheuerter macht, bis man sich sogar in billige Trash-Gefilde stürzt. Letzten Endes saß ich tatsächlich kopfschüttelnd da angesichts des Schwachsinns, den man uns hier als Auflösung des großen Geheimnisses verkaufen wollte, denn das war nicht nur unsinnig, sondern auch mehrfach unfreiwillig komisch, was gerade angesichts des großen Potenzials der Ausgangssituation schade ist. 
Immerhin fühlten sich die Darsteller jedoch wohl: Auf die ganz großen Namen wurde verzichtet, was sicherlich angenehm ist und so haben wir mit Dane DeHaan einen Schauspieler im Handlungzentrum, der talentiert ist, auch schon ein wenig bekannt und auch die Sympathien der Zuschauer auf sich vereinen kann... auch wenn er kein typischer Held ist. DeHaan ist der Aufgabe, diesen Film zu tragen, mehr als gewachsen und liefert sich mit einem wie immer herrlich kühlen und undurchsichtigen Jason Isaacs ein interessantes Duell, wobei beide Akteure zu hoher Form auflaufen. Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen, die größtenteils deutschlandigen Außenlocations sind ein Fest für die Augen und transportieren die kühle, düstere, unangenehme Atmosphäre immer wieder passend.
Fazit: Atmosphärisch hat Gore Verbinski einen treffsicheren Thriller erschaffen, dessen Story erst zäh, später spannend und gegen Ende vollkommen blödsinnig wird. Trotz vielversprechender Ansätze gerät der Film selten packend und stürzt sich letztendlich sogar in seltsame Trash-Gefilde.

Note: 4+





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