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Kong: Skull Island

Zuletzt durfte King Kong 2005, damals inszeniert von "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson, in einem visuell beeindruckenden und verdammt unterhaltsamen Action-Abenteuer wüten. Da dies nun schon zwölf Jahre her ist und Warner Bros. händeringend versucht, sich mit dem "Monsterversum" ein eigenes, erfolgreiches Franchise aufzubauen, durfte der bekannteste Riesenaffe der Filmgeschichte nun 2017 also wieder ran... damit er schließlich bald in einem eigenen Film auf "Godzilla" treffen darf. Die Zeit war also reif, der neue Film, in welchem Kong auf gewohnte Art und Weise brüllt und haut, ist es aber nicht immer.

KONG: SKULL ISLAND


1973: Dokumentarfilmer Bill Randa (John Goodman) möchte eine Expedition auf eine bislang unentdeckte Insel namens "Skull Island" leiten, auf welcher er etliche bislang unentdeckte Tierarten vermutet. Dabei wird er vom Militär begleitet und gelangt schließlich tatsächlich auf das Eiland, dabei aber nur unter vielen Menschenopfern, als der gigantische Menschenaffe Kong auftaucht und die Helikopter aufs Korn nimmt. Soldat Lt. Colonel Packard (Samuel L. Jackson) macht es sich nun zur Aufgabe, Kong zu finden und zu töten, um Rache für seine verstorbenen Kameraden zu nehmen, während der ebenfalls engagierte Captain James Conrad (Tom Hiddleston) gemeinsam mit der Fotografin Mason Weaver (Brie Larson) versucht, einen Fluchtweg von der Insel zu finden...

Mit nur 118 Minuten Laufzeit ist "Kong" über eine Stunde kürzer geraten als Peter Jacksons Ausflug nach Skull Island vor zwölf Jahren und auch darüber hinaus kann man beide Filme schlichtweg nicht vergleichen. Nahm sich Jackson damals noch viel Zeit, um seine Charaktere zu formen und eine gute, wenn auch nicht originelle Geschichte zu erzählen, so geht es Regisseur Jordan Vogt-Roberts nun mehr nur noch ums Spektakel. Viel mehr als die Inselgeschichte und den Kampf bzw. eher das Weglaufen und Erschrecken zwischen Mensch und Monster bekommen wir hier nicht geboten und angesichts der Menge an lauten Actionszenen wäre für viel mehr hier auch kaum mehr Platz gewesen. 
In den ersten fünfzehn Minuten dürfen wir daher die notwendige Einführung der wichtigsten, menschlichen Handlungsträger bewundern, um anschließend direkt in Richtung geheimnisvolle Insel aufzubrechen. Und einmal dort angekommen verwandelt sich "Kong" in die erwartete Achterbahnfahrt, nimmt das Tempo nicht mehr runter und präsentiert uns bis zum spektakulären Finale eine Actionsequenz nach der anderen. Atemlos hetzt Vogt-Roberts durch sein Nichts an Handlung, vergisst dabei auch seine menschlichen Figuren, die so flach und uninteressant bleiben, dass es uns kaum kümmert, wer da von welchem Monster verspeist wird und wirft anstattdessen einfach nur mit CGI-Effekten um sich, dass die Leinwand wackelt... und wie die wackelt! 
Zwar wünscht man sich gerade in der ersten Hälfte, dass manch eine Begegnung mit einem der fiesen Geschöpfe, wie beispielsweise eine baumhohe Spinne, etwas länger ausgefallen wären (wobei dafür wohl auch keine Zeit gewesen wäre), um sich an den hervorragend designten Kreaturen zu ergötzen, darüber hinaus bietet jede Actionszene für sich aber tolles Augenfutter und erschafft computerdesignte Bilder, die Kino definieren. Zwar kann man nicht sagen, dass man solcherlei Szenarien in 2017 noch nie gesehen hat, aber spektakulär, ansatzweise sogar atemberaubend gestaltet sich diese Monsterhatz dann schon. Die Effekte sind grandios, sogar der titelgebende Riesenaffe, der bislang in keiner Filmversion so gigantische Ausmaße angenommen hat, ist noch besser zum Leben erweckt worden als in Peter Jacksons Version... zumindest visuell, denn in Sachen Handlung stinkt dieser Film natürlich böse ab. 
Die Figuren bleiben uns herzlichst fremd, da wir im Grunde nichts über sie erfahren, die meisten eh recht bald dahingerafft werden und der Rest, trotz namhafter Stars in den Hauptrollen, niemals über den recht öden Blockbuster-Standard hinauskommt. Natürlich werten "Avengers"-Star Tom Hiddleston und die für den großartigen "Raum" oscarprämierte Brie Larson auch einen solchen Film allein durch ihre Ausstrahlung auf, dennoch bleiben sie extrem unterfordert, was auch für den Rest des Casts gilt, in welchem sich unter anderem noch John Goodman, Samuel L. Jackson, "Project X"-Newcomer Thomas Mann und "The Walking Dead"-Star Corey Hawkins tummeln. Die Stars des Films sind nun mal die hervorragend designten Kreaturen, der Rest ist Nebensache und somit wohnen wir einer visuell beeindruckenden Achterbahnfahrt bei, die ab und zu sogar ein wenig passenden Humor einfließen lässt, in Sachen Tiefe oder Originalität aber nur untere Sphären erreicht.
Fazit: "Kong" bietet grandiose Action ohne Atempausen, wobei Charaktere und Handlung rasch auf der Strecke bleiben. Das ist ziemlich unterhaltsam, allerdings auch recht doof und ist somit, trotz viel CGI-Gewitter, schnell wieder vergessen.

Note: 3-




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