Direkt zum Hauptbereich

Das große Disney-Jubiläum: Filmkritik zu "Wish (2023)"

Im Königreich Rosas kümmert sich König Magnifico um die Wünsche der Bevölkerung - er sammelt ihre größten Herzenswünsche ein und bewahrt sie in seinem Schloss, um letztendlich zu entscheiden, welchen der Wünsche er erfüllen kann. Die siebzehnjährige Asha bewirbt sich als Assistentin des Königs und muss in einem persönlichen Gespräch mit dem König jedoch erfahren, dass die meisten Wünsche der Menschen niemals erfüllt werden... so auch nicht der Wunsch von Ashas Großvater, der darauf aus war, der ihm nachfolgenden Generation etwas von Wert mitzugeben. Desillusioniert und frustriert marschiert Asha davon, um einen Weg zu finden, den Menschen ihre Wünsche zurückzugeben, damit sie diese selbst erfüllen können, wobei sie einen magischen Stern trifft, welcher ihr bei diesem Abenteuer womöglich noch sehr nützlich sein könnte.

Für das hundertjährige Jubiläum von Walt Disney sollte es im Jahr 2023 einen ganz besonderen, abendfüllenden Film geben, der möglichst jede Note atmet, welche die Filme des Studios in den letzten zehn Dekaden ausgemacht hat. Dabei schwimmt Disney, wie man es mittlerweile bereits gewohnt ist, voll auf der Nostalgieschiene und hat in seinem Film etliche Easter Eggs und Anspielungen auf die gesamte Disney-Historie versteckt. Das soll dann wohl der ganz große Clou sein, bleibt jedoch ein laues Lüftchen, da einem diverse Cameos im Grunde aufgezwungen werden, ohne dass sie innerhalb der Geschichte einen Mehrwert entfalten würden - wie man Fanservice und Nostalgie richtig verpackt, hat vor rund zwei Jahren der Marvel-Kracher "Spider-Man: No Way Home" wesentlich energetischer bewiesen. Zudem gab es vor nicht allzulanger Zeit ausgerechnet einen Disney-Film, der in Sachen Anspielungen deutlich besser, weil frecher und origineller war: Der "Chip & Chap"-Film hat dabei so richtig abgeliefert, aber auch seinen ganz eigenen Charme nicht vergessen, was zumindest "Wish" in dem Versuch, es wirklich jedem recht zu machen, nicht gelingt.
Man hat sich hier nämlich für eine recht klischeehafte Geschichte entschieden - ein solides Märchen sozusagen, inklusive eines Königreichs, einer mutigen Hauptfigur, sprechenden Tieren und allerlei Gesang. Eine eigene Note geht "Wish" dabei ab... tatsächlich erinnere ich mich nicht daran, wann ich mich zuletzt bei einem klassischen Disney-Film angesichts der drögen Geschichte so gelangweilt habe. Das liegt auch an der Heldin, die keinerlei Ecken und Kanten besitzt und durch ihre ungebrochene Gutmütigkeit schlichtweg keine Energie besitzt. Und auch der Bösewicht bleibt flach, da nie ganz klar wird, warum er eigentlich so handelt, wie er es letztendlich tut. All diese Ebenen wirken wie eine typische Disney-Checkliste, die "Wish" leidenschaftslos abhakt, von den typischen, tierischen Sidekicks bis hin zu emotionalen Songs, die hier jedoch keine Wirkung oder gar Ohrwurm-Charakter entfalten. Man spürt, dass Disney es hier möglichst allen Fans rechtmachen wollte, sich dabei jedoch auch zwischen alle Stühle setzt. Der klassische Märchen-Charme, der hier heraufbeschworen werden soll, wirkt jedenfalls sehr bemüht, der Humor bleibt mau, große Emotionen kann der Film selbst im Finale nicht versprühen.
Was "Wish" dann aber doch noch zu einer kleinen Perle macht, ist seine Optik. Der Stil mit teils gezeichneten Hintergründen und etwas gröber animierten Figuren weiß nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr zu gefallen und besticht vor allem durch seine kräftigen Farben und einen gewissen, klassischen Charme, der auch die neueste Technik rund um die Animationsfilme angemessen einfließen lässt. Das sorgt immer wieder für wunderschöne Bilder innerhalb der doch recht langweilig aufgezogenen Geschichte. Das rettet "Wish" aber natürlich nicht wirklich, denn selbst die wunderbarste Technik kann nicht über eine recht öde Nostalgie-Schiene (die immer wieder als Selbstbeweihräucherung enttartnt wird) und die fehlende Magie der Erzählung hinwegtäuschen. Was gerade dahingehend enttäuscht, da man Disney zu ihrem eigenen, großen Jubiläum etwas Magischeres zutrauen wollte... solcherlei Risiken wollte man hier aber offensichtlich nicht eingehen und begnügte sich daher mit Altbekanntem. Da "Wish" an den Kinokassen ordentlich floppte, scheint dies aber auch ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, künftig wieder mehr auf originelle und mutige Stoffe zu setzen, statt immer mehr der guten, alten Zeit zu fröhnen.

Fazit: "Wish" fährt mit aller Wucht auf der Nostalgieschiene, entwickelt dabei aber keinen eigenen Charme und bleibt in seiner mauen Märchen-Geschichte voller Kitsch und unterentwickelter Figuren fürchterlich blass. Da kann auch der interessante Look wenig retten.

Note: 4



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...