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Immerhin sieht's geil aus: Filmkritik zu "Rebel Moon - Teil 2: Die Narbenmacherin"

Gemeinsam mit ihren auf verschiedenen Planeten zusammengesammelten, mutigen Gefährten kehren Kora (Sofia Boutella) und Gunnar (Michiel Huisman) auf ihren Heimatmond Veldt zurück. Dass sie ihr Dorf gegen die finsteren Häscher des Dreadnought-Kriegsschiffes verteidigen müssen, glauben sie nach dem Tod des Admirals Atticus Noble (Ed Skrein) nicht. Doch nach dessen Wiedererweckung durch seine Vorgesetzten macht sich die Nachricht breit, dass Veldt weiterhin attackiert werden soll. Nur fünf Tage bleiben Kora und ihren Verbündeten, um sich gegen den Angriff zu wappnen. Dafür müssen sie nicht nur all ihre Waffen und Kräfte bündeln, sondern auch möglichst trickreich vorgehen, um die Übermacht zurückschlagen zu können...

Dass hinter der Zweiteilung dieses Sci-Fi-Epos zuvorderst profitable Gründe standen, wird mit dem gar nicht mehr so langesehnten zweiten Teil von "Rebel Moon" nun sehr klar. Dieser erzählt im Kern nämlich noch deutlich weniger als der in dieser Hinsicht bereits maue Vorgänger und hätte prinzipiell locker als Mega-Event-Movie irgendwo zwischen drei und dreieinhalb Stunden (was ja heute auch kein Novum mehr wäre) zurechtgestutzt werden können. Dabei hätte man einen Großteil der ersten Hälfte dieses zweiten Teils wohl einfach herausschnippeln können, denn außer der erneuten Herstellung des derzeitigen Status Quo der Handlung sowie einigen banalen Versuchen, den blassen Figuren irgendwie ein wenig Hintergrund zu verpassen, passiert hier tatsächlich nichts. Es ist bemerkenswert, wie Regisseur Zack Snyder diesen Film während der ersten Stunde mit viel Füllmaterial anreichert, um irgendwie noch auf die Länge von zwei Stunden zu kommen. Und damit er irgendwie noch sagen kann, dass er doch noch ein wenig Handlung zu erzählen hätte, lässt er seine unglaublich einseitig geschriebenen Charaktere in einer furchtbar mies konstruierten Szene im Kreis sitzen, damit jeder nach und nach seine Vergangenheit in knappen Sätzen darlegen kann. Geschrieben mit sattsam peinlichen Dialogen und den üblichen Megazeitlupen, in denen Menschen durch goldgelbe Felder rennen, ist diese erste Stunde dann also gefüllt und man hat sich angesichts der flachen Charaktere, aus denen auch mit deutlicher Mühe keine Tiefe mehr herausgequetscht werden konnte, bereits erheblich gelangweilt.
Zack Snyder ist schlicht und einfach kein guter Autor - das hat seine Filmografie auch zuvor schon mehrere Male bewiesen. Was er jedoch hat, das ist ein Auge für sehr schicke Bilder, wenn man seinen generellen Stil denn akzeptieren mag und bei einigen hässlichen Milchglas-Nahaufnahmen mal wieder ein Auge zudrückt. Tut man das, entschädigt die finale Schlacht in der zweiten Hälfte nämlich für so einiges - sowohl für den Leerlauf in der zweiten Hälfte als auch für den bereits mittelmäßigen, ersten Film. So viel CGI-Spektakel sieht man auf dem heimischen Bildschirm wirklich nicht oft und Snyder versteht es, diese kriegsgetränkten Bilder mit viel Opulenz zu versehen. Dabei muss er zwar hüben wie drüben bei besseren Vorbildern klauen, weswegen auch dieser Film im Grunde nur eine aufgepumpte Mixtur aus "Star Wars" und "Die glorreichen Sieben" darstellt. Aber macht nichts: Die finale Schlacht trumpft mit dem Höchstmaß an Action auf, die erst gegen Ende ein wenig zu ermüden beginnt, und mächtig Futter fürs Auge bietet. Aber eben auch nur fürs Auge, das muss man dringend festhalten. Denn aufgrund der flachen Geschichte und der Charaktere, die uns herzlich egal sind, ist die emotionale Fallhöhe trotz des Todes manch einer "tragenden" Figur nur sehr gering. Unklar ist zudem auch, warum man denn nun erneut Ed Skrein als fiesen Obermacker ins Feld führen musste. Nicht nur bleibt dessen Performance diesmal deutlich hinter seinem ersten Auftritt zurück, sondern hat sein fieser Admiral Noble hier im Grunde auch keinerlei bedeutungsvolle Position mehr... weswegen man an seiner Stelle auch einfach einen anderen Bösewicht platzieren und auf die umständliche Wiedererweckungsprozedur des Fieslings in der ersten Hälfte hätte verzichten können.
Es bleibt festzuhalten, dass allen, denen der erste "Rebel Moon"-Film gefiel, auch mit der Fortsetzung ihre Freude haben werden. Auf das deutliche Minus in Sachen Storytelling kommt nämlich ein großes Plus in Sachen krachender Action drauf... und das macht dann doch ziemlichen Spaß. Ein überzeugendes Film-Doppel ist Zack Snyder hiermit aber definitiv nicht gelungen und das Versprechen nach einem Quantensprung für das Sci-Fi-Genre bleibt er uns deutlich schuldig. Man mag also durchaus anzweifeln, ob die versprochenen Director's-Cut-Versionen der beiden Filme, die mit deutlich mehr Laufzeit und mehr Brutalität in den hier erneut sehr blutleeren Schlachten aufwarten sollen, wirklich noch eine große Zuschauerschaft anziehen werden. Denn warum sollte man sich für eine neue Version einer schlechten Filmreihe interessieren, die gerade im Handlungsbereich so enorm flach daherkam? "Rebel Moon" ist, trotz seiner Budget-Größe, eben kein Blockbuster im Bereich eines "Der Herr der Ringe", welcher Fans rund um den Globus mit Kinoauswertungen und zusätzlichen Extended Cuts begeistern konnte. "Der Herr der Ringe" war nämlich schon in seiner kürzeren Version eine echte Offenbarung, wohingegen Zack Snyders Weltraum-Schlachtengemälde dagegen nur ein laues Lüftchen ist. Diese Strategie von Netflix lässt also viele Fragezeichen offen... und zeigt, dass man sich hinsichtlich dieses Events von vornherein etwas zu sicher war.

Fazit: Fans werden am Finale dieses gigantischen Zweiteilers gerade aufgrund der pompösen und wirklich lecker aussehenden Entscheidungsschlacht ihre Freude haben. Auf reiner Handlungsebene ist dies hier aufgrund flacher Charaktere und viel Füllmaterial aber eine echte Bankrott-Erklärung mit teilweise richtiggehend peinlichen Dialogen.

Note: 4+



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