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Nicht das erhoffte Highlight: Filmkritik zu Zack Snyder's "Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers"

Seit geraumer Zeit beherrschen die Armeen der "Mutterwelt" die gesamte Galaxie und plündern ärmliche Planeten aus. Auch die friedliche Kolonie der jungen Kriegerin Kora (Sofia Boutella) auf dem Mond Veldt macht die Bekanntschaft mit den brutalen Armeen, als der grausame Admiral Atticus Noble (Ed Skrein) mit seinen Männern auf diesem landet und die dortige Bevölkerung unter seine Befehle zwingt. Kora ergreift daraufhin die Flucht, um in den Weiten der Galaxie eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die sich Noble und seinen Häschern als Rebellen entgegenstellen kann. Begleitet wird sie dabei von dem Bauern Gunnar (Michiel Huisman). Doch die tatkräftigen Krieger und Kriegerinnen, welche Kora und Gunnar auf verschiedenen Planeten aufsuchen wollen, müssen erst einmal von den Aussichten der Schlacht überzeugt werden, ehe sie sich überhaupt auf einen solch gefährlichen Kampf einlassen möchten...

In der Größenordnung irgendwo zwischen "Star Wars" und "Dune" soll dieses große Science-Fiction-Franchise von Netflix und Zack Snyder auftrumpfen. Laut dem Gros der Kritiker ist dieser Ansatz schon mit dem ersten Film gescheitert, denn deren Rezensionen waren zum Großteil desaströs. Ein bisschen Entwarnung möchte ich deswegen direkt zu Beginn geben: Mit "Rebel Moon" stimmt zwar so einiges nicht, eine weitere Blockbuster-Bauchlandung hat uns Netflix aber dann auch nicht angetan. Denn man kann zwar durchaus meckern, dass sich Snyder in seinem Franchise recht einfältig bei den Genre-Kollegen bedient und sein Film deswegen eher wie ein Flickwerk aus etlichen, bereits gesehenen Ideen anfühlt. Ich hingegen freue mich jedoch lieber über einen echten, großen Originalstoff statt der x-ten Fortsetzung... dafür muss dann auch nicht gleich das Rad des Genres neu erfunden werden. Das, was Snyder dann als Plot abliefert, kommt zwar recht simpel daher, ist aber in seiner Größenordnung aufregend und spannend genug, um über zwei Stunden mitzufiebern. Das Problem liegt dabei weniger an der recht simplen Gut-Böse-Schematik, sondern an der Einfachheit der Charaktere und dieses großen Universums, bei dem deutlich mehr drin gewesen wäre.
Denn "300"-Regisseur Snyder entführt uns zwar in so manche Welt, hat aber gar nicht genug Zeit, die dortigen Rassen, Probleme und Eigenarten genauer vorzustellen. Dementsprechend feuert er allerlei Ideen ab, bleibt aber stets an der Oberfläche, da er alsbald schon zum nächsten Gefecht eilen muss. Zahlreiche Charaktere muss er vorstellen, um die schlagkräftige Truppe zusammenzuballen und hat sich dafür auch einige namhafte Stars eingekauft. Die haben jedoch aufgrund der wenigen Zeit, die sie wirklich in diesem Film verbringen dürfen, kaum etwas zu tun - sogar die eigentliche Hauptdarstellerin Sofia Boutella wird immer wieder deutlich an den Rand gedrängt. Ihre Kora ist zwar tough, bekommt ansonsten jedoch kaum markante Charakterzüge zugesprochen, was so auch für die restliche Heldenschar gilt, die zumeist nur ein paar trockene Sprüche klopfen und ansonsten gar nichts zu sagen haben. Einzig "Maleficent"-Star Ed Skrein kann sich als eiskalter Bösewicht noch nach vorne spielen und kann mit seinen gemeinen Taten einen zwar einseitigen, aber auch durchaus hassenswerten Antagonisten erschaffen, der es in Sachen rustikalem, bösem Charme locker mit allen Hauptfiguren aufnehmen kann.
Ernsthafte Längen sind in diesem Spektakel dann auch nicht zu beklagen, denn für richtige Ruhepausen fehlt Regisseur Snyder bei all diesen Figuren, Welten und kleinen und großen Scharmützeln einfach die Zeit. Optisch kann und will er aber auch nicht aus dem Vollen schöpfen, was vor allem mit einer Eigenart seiner Inszenierung zu tun hat, die ihn seit "Army of the Dead" (den er ebenfalls für Netflix entwickelte) verfolgt. Snyder arbeitet erneut mit einer Art blasser Milchglas-Optik und seltsamen Super-Unschärfen, was die ohnehin recht blassen Kulissen noch mal ein ganzes Stück unattraktiver, wenn nicht gar hässlicher aussehen lässt. Zudem haben die einzelnen Actionszenen zwar durchaus Wumms, leiden aber mehrfach darunter, dass Snyder seine eigentlich deutlich brutalere Version für Netflix auf ein harmloses FSK-12-Gemetzel zurechtschneiden musste. Nicht, dass ein Weltraum-Epos wie "Rebel Moon" nun dringend Übermaße an Blut brauchen würde, doch fallen die harschen Schnitte gerade in den Szenen, in denen statt Schusswaffen auch Klingen und Messer zum Einsatz kommen, sehr unangenehm auf. Und diese Herangehensweise einer Zusammenschneidung für ein jüngeres Publikum erstaunt, wo solche Filme doch schon seit zehn Jahren finanziell scheitern, während brutalere und ungeschnittene Stoffe im Blockbuster-Kino mehr Beliebtheit entfachen. Ob sich diese Probleme letztendlich erledigen werden, sehen wir dann im April 2024, wenn der nächste Teil der "Rebel Moon"-Saga auf Netflix erscheint. Meine Vorfreude ist zwar nicht unendlich groß, aber auch nicht erloschen, denn Snyder könnte einige der Probleme, an denen der erste Teil nun noch deutlich leidet, für die Fortsetzung ausmerzen. Tut er das und traut seiner eigenen Welt zudem etwas mehr Tiefe und Staunen zu, könnte hier tatsächlich ein recht feines Franchise geboren worden sein, welches später noch seinen Kurs finden mag.

Fazit: "Rebel Moon" leidet an den unansehlichen, inszenatorischen Entscheidungen seines Regisseurs, den blassen Charakteren und den recht schnöden Actionszenen. In seinem Kern hat er jedoch eine ebenso simple wie aufregende Geschichte zu bieten, die noch viel Potenzial verbergen könnte - ob dieses noch richtig genutzt wird, werden wir dann in Zukunft sehen.

Note: 3-



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