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Who You Gonna Call?: Filmkritik zu "Ghostbusters: Frozen Empire"

Dass er mit seiner Entscheidung vor über dreißig Jahren schon mal mehr als daneben lag, scheint ihm mittlerweile herzlich egal zu sein: Der inzwischen zum Bürgermeister aufgestiegene Walter Peck (William Atherton) möchte die Einsätze der Ghostbusters auf lange Sicht verbieten, nachdem die nun in New York operierende Familie Spengler bei der Jagd auf einen Geisteraal einen beachtlichen Sachschaden verursacht hat. Besonders die fünfzehnjährige Phoebe (Mckenna Grace) hat Peck dabei auf dem Kieker, weswegen sie vorerst nicht mehr bei den gefährlichen Einsätzen mitmischen soll. Indes stößt Ray Stantz (Dan Aykroyd) in seinem Buchladen auf die merkwürdigen Hinterlassenschaften seines Kunden Nadeem (Kumail Nanjiani) - ein seltsames Artefakt, in dem eine große Macht zu hausen scheint. Als dann auch noch die Geister in ihren Gefängnissen verrückt spielen, ist mehr als klar, dass eine weitere, große Bedrohung auf New York und die Ghostbusters, alt wie neu, wartet...

Es war nicht zu erwarten, dass dem Franchise der Geisterjäger noch mal ein solch nostalgischer Überraschungswurf gelingen würde wie vor rund zweieinhalb Jahren beim wunderbaren "Legacy" - damals zog der Film seine Begeisterung aus einer gewissen Eigenständigkeit, die jedoch auch mit vielen nostalgischen Ausflügen und Anspielungen sowie den Überraschungsauftritten bekannter Figuren spielte. All das fällt für eine Fortsetzung, bei welcher die Staffelübergabe vollzogen ist und die altbekannten Recken längst wieder im Sattel sitzen, natürlich weg und auch die persönliche, private Ader, durch die der direkte Vorgänger seine enorme Herzlichkeit zog, ist diesmal nicht mehr wirklich dabei. Stattdessen kann man "Frozen Empire" schlicht und einfach als ein neues, recht simples Abenteuer mit der Geisterjäger-Crew anzusehen... nicht mehr und nicht weniger. Und das muss ja nichts Schlechtes sein, denn nicht immer muss ein neuer Franchise-Eintrag gleich die ganze Nummer auf den Kopf stellen. Allerdings ist dieses Abenteuer aufgrund seiner enormen Figurenanzahl und der daraus resultierenden Zahl an Handlungssträngen viel zu überladen, um auf Dauer zu packen.
So muss man sich angesichts der vielen Charaktere und der im Vorgänger rührend vollzogenen Staffelübergabe an eine jüngere Generation schon fragen, warum die alten Geisterjäger hier weiterhin von der Partie sind - gebraucht wird von ihnen eigentlich nur Dan Aykroyd, der dann folgerichtig auch fast durchgehend mit an Bord ist. Bill Murray und Annie Potts sind im Grunde nur noch fürs Namedropping dabei, bekommen weder in der Handlung noch in den Actionszenen etwas zu tun und blähen das ohnehin enorme Figurenensemble dadurch nur unnötig auf... auch wenn ein Verzicht auf diese bekannten Recken von einigen Fans sicherlich übel aufgenommen worden wäre. Neben den alten Figuren ist hier dann natürlich noch die gesamte Familie Spengler samt Sidekicks Podcast und Lucky mit dabei und ein ganzer Haufen neuer Figuren will ebenfalls noch ein wenig Screentime abhaben - dabei gelingt es vor allem Kumail Nanjiani aus seiner Rolle noch ein wenig Bedeutung herauszukratzen, auch wenn sein Plot unter den vielen Handlungssträngen bisweilen unterzugehen droht. Im Grunde kann sich einzig und allein Mckenna Grace in ihrem eigenen Plot noch ein wenig nach vorne spielen, auch wenn der zentrale Konflikt für ihre Rolle arg forciert daherkommt.
In Sachen Action setzt der neue Regisseur Gil Kenan hingegen auf altbewährte "Ghostbusters"-Kost und kann besonders mit einem aufwendigen und trickreichen Finale, bei dem alle bekannten Figuren endlich gemeinsam an einer Leine ziehen, punkten. Die Computereffekte, die immer wieder auch einen Hauch von altmodischer Nostalgie in sich tragen, wissen zu gefallen und trösten dementsprechend darüber hinweg, dass die Handlung im ersten Drittel aufgrund zu vieler einzelner Geschichten ein wenig schwach in Gang kommt. Für alteingesessene Fans bietet dieser Beitrag aber wieder genug, um angemessen zu staunen und sich über diverse Zitate und Anspielungen zu freuen. So frisch, herzlich und überraschend wie in "Legacy" ist das natürlich nicht mehr, doch war damit auch nicht ernsthaft zu rechnen - "Frozen Empire" fehlt im direkten Vergleich einfach der dramatische und zudem lockerleichte Unterbau. Man muss dem Film allerdings vorwerfen, dass er mit seinem großen Ensemble eben auch wenig anzufangen weiß und viele Figuren deswegen als Klischees an den Rand drängt. Gerade Finn Wolfhard bekommt als Phoebes älterer Bruder im Grunde nur noch ein paar halbgare Sprüche zum Klopfen an die Hand. Immerhin macht der neue, durchaus gruselig inszenierte Gegenspieler aber Laune, auch wenn er erst in der letzten halben Stunde so richtig von der Leine gelassen wird.

Fazit: "Frozen Empire" ächzt unter zahlreichen, unsauber geschriebenen Handlungen und seinem großen Charakter-Ensemble, welches sich gegenseitig auf die Füße tritt. Tricktechnisch zwar mehr als sauber und mit einigen nostalgischen Späßen, aber ohne das Herz und den hohen Überraschungsfaktor, den der Vorgänger noch zweifelsohne besaß.

Note: 4+



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