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Run All Night

Auf die harten Action-Thriller mit Liam Neeson ist mittlerweile so alljährlich Verlass wie auf die Streifen des Marvel Cinematic Universe oder den neuen Michael Bay-Actioner. Vielleicht ist es noch zu früh, den "Neeson-Thriller" als eigenes Sub-Genre zu formulieren, aber sie sind schon klar in der Filmgeschichte stationiert, lange nachdem der ehemalige Charakterdarsteller in "96 Hours" einen üblen Amoklauf durch Paris startete. 2015 ging Neeson in "Run All Night" erneut auf die Jagd und erneut gibt es anschließend etliche Filmleichen zu verzeichnen...

RUN ALL NIGHT


Jimmy Conlon (Liam Neeson) arbeitete früher als Auftragskiller, wird auch noch immer von der Polizei beäugt, fristet mittlerweile aber ein eher harmloses Leben im Alkohol. Doch dann gerät sein Sohn Michael (Joel Kinnaman) ins Visier des Mafia-Bosses Shawn Maguire (Ed Harris) und Jimmy muss doch wieder zur Waffe greifen. Maguire möchte nämlich Rache für seinen Sohn Danny (Boyd Holbrook) nehmen, welchen Jimmy töten musste, um seinen eigenen Sohn zu schützen. Maguire hat es mit einem Mal auf die ganze Familie abgesehen und die Conlons werden zudem wegen Mordes auch von der Polizei gejagt...

Bislang waren die Neeson-Thriller ja zumindest einigermaßen durchwachsen und man kann schon gewisse Entwarnung geben, dass man sich mit "Run All Night" zumindest im soliden Mittelfeld einpendelt: Weit besser als der schläfrige "Ruhet in Frieden", aber nicht so clever und temporeich wie "Non-Stop" oder eben "96 Hours". Das könnte daran liegen, dass es sich hier im Kern eben doch nur um eine simple Rachestory handelt, die wir so schon sehr oft gesehen haben und das Regisseur Jaume Collet-Serra (welcher nach "Unknown Identity und "Non-Stop" hier bereits zum dritten Mal mit Neeson zusammenarbeitete) der Thematik auch nichts wirklich Neues abgewinnen kann. Liam Neeson definiert seine Rolle als kerniger Killer, der alles umnietet, was sich gegen ihn stellt, auch nicht neu. Er überzeugt zwar weiterhin, aber wir haben uns eben bereits so an den Action-Star gewöhnt, dass es schön wäre, doch auch mal wieder frische Nuancen in seiner Darstellung zu sehen, was übrigens auch für Ed Harris gilt, der hier zum wiederholten Male den intriganten Bösewicht gibt. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn immerhin wird beiden Figuren ein überraschend tiefgründiger Background zugesprochen, welcher für einen solchen Thriller doch nicht unbedingt gang und gäbe ist und zumindest einigermaßen unterhalten und sogar über einige Längen hinwegtrösten kann. Da kann Joel Kinnaman als Liam Neesons Filmsohn hingegen kaum Akzente setzen, allerdings ist seine durchgehend gehetzte Figur dann eben auch eine eher undankbare Rolle für einen eigentlich fähigen Schauspieler. Eine noch bessere Figur machen dabei die Actionszenen, hier immerhin das Hauptverkaufsargument und Collet-Serra enttäuscht uns definitiv nicht. Die Schießereien sind blutig, knallhart und haben einiges an Spannung zu bieten, sie fügen dem Genre zwar nichts Neues hinzu, aber Action-Freunde dürften sich dennoch wohlfühlen. Gut, einige Zeitlupen wären nicht notwendig gewesen und die Gesetze der Logik werden dann auch immer wieder gerne etwas gedehnt, wenn keine Kugel trifft, obwohl wild auf alles geschossen wird. Aber gut, das gehört dann wohl zum Genre dazu. Bis hin zu einem sehr spannenden Finale, welches erste beginnt, als man bereits mit dem beginnenden Abspann rechnet, fühlt man sich hier zumindest sehr solide unterhalten und das ist eben mehr, als man nach dem mauen Trailer erwarten durfte. Wer hier einen Neeson-Thriller von der Stange erwartet, liegt auch nicht ganz falsch, aber spannend und gut inszeniert es eben dennoch. Fazit: Neeson als raubeiniger Action-Star ist bereits eine Gewohnheit, "Run All Night" überzeugt dennoch durch starke Szenarien und nett gezeichnete Figuren. Die Story bietet an sich jedoch gar nichts Neues und einige Längen stören ebenfalls.

Note: 3


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