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Comicverfilmung XY: Filmkritik zu "Blue Beetle"

Eigentlich hat College-Absolvent Jaime Reyes (Xolo Mariduena) bei der gigantischen High-Tech-Firma Kord Industries nur nach einem Job gesucht, um seiner kurz vor der Pleite stehenden Familie mit ein wenig Geld aushelfen zu können - da hat es sich gut getroffen, dass er mit der gleichaltrigen Jenny Kord (Bruna Marquezine) zuvor eine hochrangige Mitarbeiterin kennenlernte, die ihm bei dieser Jobsuche helfen sollte. Jenny jedoch wettert in diesem Moment gegen ihre Tante und die Chefin des Imperiums, Victoria Kord (Susan Sarandon), welche aus einem zuvor geborgenen, mythischen Skarabäus-Artefakt eine Superwaffe herstellen will. Über einen Zufall gerät nun Jaime in den Besitz des Skarabäus... welcher sich sogleich als High-Tech-Anzug herausstellt, der mit seinem Träger verschmilzt. Victoria, die ihre Waffe unbedingt zurückhaben will, fährt alles auf, was sie gegen Jaime einsetzen kann und bedroht dafür auch dessen Familie. Für Jaime ist daher die Zeit gekommen, zum Helden zu werden... wenn er mit der Technik in seinem Körper denn nur umgehen könnte.

Das aktuelle DC-Kinouniversum ist mit dem vergangenen Start des zweiten "Aquaman"-Abenteuers endgültig abgeschlossen. Trotzdem hat James Gunn, welcher das neue DC-Reboot ab dem Jahr 2025 übernehmen wird, bereits verlauten lassen, dass er zumindest einen Teil der Figuren der "alten Ära" wieder zurückholen wird, was ich jedoch für keine gute Idee halte. Ein gnadenloser Schnitt und ein kompletter Neuanfang würde dem Franchise sicherlich besser tun, als nun ein paar Figuren zurückzubringen und andere wiederum komplett neu zu besetzen, sodass schließlich doch niemand mehr weiß, welche Werke denn nun noch zum neuen DC-Universe gehören und wo nun Anfang und Ende bestehen. Und dass Gunn sich dann auch noch für den "Blue Beetle" als eine der Konstanten entschieden hat, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Der floppte nämlich ähnlich gehaltvoll wie alle anderen DC-Filme dieses Jahres, sondern sticht aus der Masse aus gesichtslosen CGI-Helden auch nicht wirklich heraus. Tatsächlich hat dieser bunte Held nämlich ähnliche Probleme wie seine Kollegen: Man weiß bei DC nie wirklich, was diese Helden nun eigentlich besonders macht und was sie können. Auch "Blue Beetle" kann mit seinem Anzug irgendwie alles - er kann fliegen, er hat Blaster, er kann Laserstrahlen verschießen und sogar Waffen entstehen lassen. Eine Wundertüte voller Superkräfte also... wie auch Superman, Aquaman und Wonder Woman zuvor.
Das führt dann zu den üblichen CGI-Bombastorgien, die praktisch niemand von DC mehr sehen mag, auch wenn man diesmal die ätzenden und mies animierten Superzeitlupen außen vor gelassen hat. Das entschädigt aber nicht dafür, dass der große Showdown über mehrere Etappen bereits kurz nach der Halbzeit (!) beginnt und dann schlichtweg nicht mehr enden will. Das zeigt auch, wie wenig uns dieser Film zu erzählen hat, obwohl er zu Beginn mehr als umständlich versucht, die neuen Figuren einzuführen und ihnen so etwas wie einen emotionalen Bogen mitzugeben. Das klappt jedoch nicht, da diese Charaktere zumeist nur Stichwortgeber für den extrem penetranten Humor-Sektor sind (die Familie des Hauptcharakters geht einem in diesem Bereich schon nach fünf Minuten wahnsinnig auf den Zeiger) und sowieso stets die nächste Actionszene wartet, bevor Gefahr droht, dass das maue Drehbuchgepinsel dieser Comicverfilmung doch noch zu viel über die Charaktere erzählen könnte. Und da kaum Zeit ist, um neben dem CGI-Dauerfeuer und dem pubertären Gaga-Humor noch so etwas wie eine Geschichte zu erzählen, haben wir es hier mal wieder mit dem blassen, heldenhaft auftretenden Hauptcharakter, einem Love Interest ohne echte Eigenschaften sowie einer völlig banalen Bösewichtin zu tun - nichts, was wir in diesem Genre nicht schon mehrfach besser gesehen haben.
Dass die Antagonistin dabei von einem Star der Marke Susan Sarandon gespielt wird, wirkt schon wie ein Hohn - der "Speed Racer"-Star bekommt als eigenschaftslose Feindin rein gar nichts von Bedeutung zu tun. Ähnlich verhält es sich mit den restlichen Figuren: Xolo Mariduena und Bruna Marquezine agieren in den Hauptrollen sicherlich nicht ganz ohne Charme, haben aber auch keine Chance, sich abseits des Dauerfeuers wirklich zu profilieren. Gerade ihre gemeinsame Liebesgeschichte versprüht aufgrund der fehlenden Chemie der beiden keinerlei Funken. Und dann lässt DC mit der Chance, etwas über mexikanische Familien in den USA zu erzählen, auch noch ganz viel Potenzial liegen, indem es den emotionalen Grundboden der Geschichte entweder nur für schnöde Witzchen verbraucht oder auch dieses Drama sogleich wieder von der Action übertünchen lässt. Sicherlich kann man den Film dahingehend loben, dass er die großen Materialschlachten nicht ganz so überinszeniert wie in anderen Werken des Franchise - doch auch hier verliert man alsbald wieder den Boden unter den Füßen und kleistert jeden Bit mit allerlei miesen CGI-Effekten zu. Man kann nur hoffen, dass diese nervigen Ansätze unter der Führung von James Gunn bald besser werden, denn richtig lernen wollte Warner mit seinem großen Superhelden-Franchise aus solchen Fehlern ja nie... und das Publikum straft sie bereits seit Jahren dafür ab.

Fazit: Auch neue Figuren verhelfen dem verstorbenen DC-Kinouniversum zu keinem neuen Aufschwung mehr. Alberner Humor, ermüdendes Dauerfeuer und eine banale Handlung mit einem furchtbar eindimensionalen Bösewicht sorgen weitestgehend nur für altbekannte Langeweile in diesem Franchise.

Note: 4



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