Es ist jetzt tatsächlich schon eine ganze Weile her, dass ein Wochenrückblick erschienen ist - da ich erst eine ganze Weile nicht in der Heimat war und anschließend eine ganze Menge zu tun hatte, sind die kleinen Filmkritiken dieser Art hintenüber gefallen. Es lässt sich auch noch nicht sagen, ob sich dies in den kommenden Wochen wirklich bessern wird, denn noch immer steht bei mir außerhalb des Blogs viel auf dem Zettel, weswegen es wohl noch eine Weile dauern wird, bis der Wochenrückblick wirklich wieder jeden Sonntag erscheint. Hier ist aber nun zumindest einmal... und zur Rückkehr dieses Formats habe ich leider keinen wirklich außergewöhnlichen, sondern eine ganze Menge Mittelmaß bis hin zu echten Ärgernissen anzubieten.
Good Grief: Drama von Dan Levy, mit Dan Levy, Luke Evans, Ruth Negga, Himesh Patel, Arnaud Valois, David Bradley, Jamael Westman und Kaitlyn Dever
Dan Levy inszeniert sich als Regisseur in diesem Netflix-Drama selbst als Hauptdarsteller, was immer wieder ein bisschen verkehrt wirkt: Levy ist als um seinen Ehemann trauender Künstler sicherlich keine Fehlbesetzung, doch spürt man förmlich, wie sehr er sich unter etlichen, tiefen Seufzern der Trauer und schmerzerfüllten Blicken selbst in den Mittelpunkt stellt. Diese Art der Hochinszenierung des sehr dramatischen Stoffs kostet den Film immer wieder Glaubwürdigkeit. Obwohl der zentrale Konflikt der Handlung richtiggehenden Zündstoff bietet und emotional aufwühlt und es sehr schön ist, dass man eben diesen immer wieder auf die Dynamik dreier Freunde, die sich gegenseitig stützen wollen und dabei scheitern, herunterbricht, ist da irgendetwas nicht stimmig. Das hat vor allem mit den Dialogen zu tun, die immer dann besonders schlimm sind, wenn sich die Hauptfiguren geplant zusammensetzen, um ihren jeweiligen Schmerz zu besprechen - da wird dann plötzlich nur noch in furchtbar gestelzten Binsenweisheiten geredet. Abseits von Levy weiß das Ensemble jedoch zu gefallen (vor allem Himesh Patel hat ein paar ganz starke Szenen und auch den intensivsten, moralischen Konflikt) und auch die nett eingefangenen Bilder von Paris und London entschädigen für einige Längen.
Note: 3-
Die Hexen von Eastwick: Horror-Komödie von George Miller, mit Jack Nicholson, Cher, Michelle Pfeiffer, Susan Sarandon, Veronica Cartwright, Richard Jenkins und Carel Struycken
Technisch ist dieser Film aus dem Jahr 1987 über jeden Zweifel erhaben, besonders wenn man dessen fortgeschrittenes Alter bedenkt. Der Soundtrack von John Williams ist mal wieder grandios und die Spezialeffekte wissen auch heute noch sehr zu überzeugen - auch wenn sie im großen Finale etwas zu ausladend eingesetzt werden. Problematischer wirds jedoch beim Drehbuch, welches seine arg vorhersehbare Handlung erst sehr lange vor sich herummäandern lässt und dabei nicht mal Charaktere von wirklichem Wert erschafft. Die drei zentralen, weiblichen Hauptfiguren entwickeln kein echtes Feuer, obwohl sie von Cher, Pfeiffer und Sarandon überzeugend dargestellt werden. Tatsächlich ist dieser Film jedoch eine klare Steilvorlage für den männlichen Hauptdarsteller und obwohl sich Jack Nicholson mit allerlei Verve in Stellung bringt, bringt dessen große Darstellung einige Probleme mit sich. Seine schräge und überzeichnete Performance kostet seinen Charakter nämlich jegliche potenzielle Bedrohung und seine langen Monologe mit allerlei Flüchen verselbstständigen sich bisweilen. Hier gelingt "Die Hexen von Eastwick" nicht der benötigte Spagat zwischen ernstem Horror (einige Szenen sind in der Tat sehr erschreckend) und einer recht simplen Komödie, weswegen sich der Film auf recht langatmige Art und Weise zwischen alle Stühle setzt.
Note: 4+
Inside (2023): Thriller von Vasilis Katsoupis, mit Willem Dafoe, Gene Bervoets und Eliza Stuyck
In "Inside" wird ein Kunstdieb plötzlich in dem Penthouse, welches er ausrauben wollte, eingesperrt - es gibt keine Hilfestellung, kaum Nahrung, kein Wasser und ein Thermostat, welches verrückt spielt. In diesem Kammerspiel kann vordergründig Willem Dafoe beweisen, was für ein brillanter Schauspieler er ist und dass er einen Film, der einzig auf ihn zugeschnitten ist, locker auf seinen alleinigen Schultern tragen kann. Leider ist Dafoes feurige, intensive Solo-Performance aber auch das einzig wirkliche Aufregende an einem Film, der ansonsten leidlich wenig aus seiner Ausgangssituation und seiner nur sehr schmal gezeichneten Hauptfigur macht. Sonderlich viele spannende oder provokante Geschehnisse sind Regisseur Vasilis Katsoupis nicht eingefallen und das Setting wird zwar ansprechend gefilmt, doch kann sich das Publikum nur wenig in die sterilen Räumlichkeiten einfühlen. Auch das Zeitgefühl mag nicht wirklich stimmen, da man nie weiß, wie lange sich der arme Dieb denn nun schon in dem prunkvollen Käfig befindet. Über die Hauptfigur erfahren wir zudem so gut wie nichts und gerade im Mittelteil bewegt sich "Inside" überdeutlich im Kreis.
Note: 4+
Saints & Sinners - Heilige und Sünder: Thriller von Robert Lorenz, mit Liam Neeson, Kerry Condon, Jack Gleeson, Colm Meany, Ciaran Hinds, Sarah Greene und Michelle Gleeson
Der neue Neeson-Thriller, der exklusiv bei Prime Video gestartet ist, ist zum Glück keiner der vielen, austauschbaren Action-Reißer, die der "96 Hours"-Star seit vielen Jahren runterrattert. Stattdessen steht ihm die Rolle des gealterten und mit sich hadernden Auftragskillers, der sich gern zur Ruhe setzen möchte, auch physisch deutlich besser. Dabei ist es aber gar nicht Neeson, der schauspielerisch sonderlich auffällt - stattdessen stehlen ihm die als Antagonistin auftretende Kerry Condon sowie der aus der Hitserie "Game of Thrones" bekannte Jack Gleeson als psychisch angeknackster Killer immerwährend die Schau. Bewegen müssen jedoch auch sie sich in einer Geschichte, die lange Zeit recht ziellos vor sich herum mäandert und dabei viele ihrer guten Ideen sträflich übersieht. So sorgt das Setting des Irlands der 70er Jahre zwar für einige hübsche Bilder und eine recht stimmige Atmosphäre, doch spielt der Hintergrund der IRA-Terroristen, der hier eingefädelt wird, für den Plot praktisch keine Rolle. Auch die Beziehung zwischen dem alternden Auftragskiller und dem jungen Nachzügler hätte deutlich mehr Potenzial gehabt... so wie auch die vielen Nebenfiguren, die hier zu oft in dürftigen Klischees steckenbleiben. So ist "Saints & Sinners" leider ein recht langatmiger Thriller mit viel zu vielen Wegzweigungen, der nur ab und an zu solider Spannung aufläuft (so zum Beispiel bei einem fast zu einem Western eskalierenden Finale) und ansonsten viel Potenzial verschenkt.
Note: 4+
Traumfrauen: Liebeskomödie von Anika Decker, mit Hannah Herzsprung, Karoline Herfurth, Iris Berben, Palina Rojinski, Elyas M'Barek. Frederick Lau, Nina Proll und Friedrich von Thun
Dass diese deutsche Komödie nicht nur von einer Frau geschrieben, sondern auch inszeniert wurde, merkt man ihr zu keiner Sekunde an. Tatsächlich zerstreuen sich die Hoffnungen auf eine Komödie, in der Frauen nicht mehr nur das übliche Klischee darbieten, recht schnell: Auch in "Traumfrauen" ist das größte Problem für selbst die emanzipiertesten Frauen selbstverständlich der nichtvorhandene Mann an ihrer Seite - und wenn der dann endlich da ist, sind sämtliche Schwierigkeiten wie weggeblasen. Diese unglaublich verstaubte und letztendlich auch ungemein nervige Ansicht zieht sich durch den ganzen Film und wird in allen Plots (und der Film hat eine ganze Menge davon) langwierig ausgeschlachtet. Doch die Klischees sind nicht das einzige Problem dieses Werks: Der typische deutsche Humor ist auch wieder drin und Pluspunkte gibt es nur, weil man sich mit dem üblichen Fäkalhumor diesmal ein bisschen zurückhält... eine ultrapeinliche Kotzszene gibt es aber natürlich trotzdem. Und auch schauspielerisch ist "Traumfrauen" eine absolute Bruchlandung und das obwohl sich hier ein Teil der ganz großen Schauspielstars der deutschen Lande vor der Kamera versammelt. Doch was will man auch erwarten, wenn Herfurth, Berben und Co. hier solch unnatürliche Dialoge, die wie aus einem Lebensratgeber herauszitiert daherkommen, in den Mund gelegt werden? Die kann wohl auch die beste Schauspielerin nicht mehr glaubwürdig darbieten. Der einzige, der hier noch mit charmanter Natürlichkeit aufwartet, ist ausgerechnet Elyas M'Barek... und das ist irgendwie sehr bezeichnend bei einem Film, der sich so sehr darum bemüht, starke Frauenfiguren zu erschaffen und dabei doch nur die banalen Klischees ausgräbt. Oben drüber gibts natürlich wieder die kitschigsten Songs, die in jeder Playlist fehlen müssen und eine ziemlich ideenlose Regie - fertig ist das, was wir in deutschen Komödien nicht sehen wollen und trotzdem immer wieder zu sehen bekommen.
Note: 5
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