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(Unfreiwilliger) Trash: Meine Erstsichtungen vom 05.02.24 bis zum 11.02.24

Es spricht ja nichts gegen Trash. Es gibt anerkannte Trash-Filme, die absolut großartige Unterhaltung bieten, um einfach mal das Hirn auszuschalten und Spaß zu haben. Die richtig guten Werke dieser Zunft wissen meist, dass sie zu eben dieser Zunft gehören... es gibt aber auch Filme, die es bitter ernst meinen und deswegen unfreiwillig in die Trash-Sparte vorstoßen. Filme, die so dämlich sind, dass es nicht mal mehr Spaß macht, sich über sie zu amüsieren, weil sie einfach nur wehtun. Tatsächlich habe ich in diesem Wochenrückblick mehrfach in dieser Hinsicht daneben gehauen... und das obwohl zumindest einige Kandidaten dabei waren, die Potenzial zu so viel mehr gehabt hätten. 


Annette: Musical-Drama von Leos Carax, mit Adam Driver, Marion Cotillard, Simon Helberg und Devyn McDowell
Es handelt sich hier mitnichten um ein prunkvolles Hollywood-Musical - von "Mamma Mia" und Co. ist "Annette" meilenweit entfernt. Dabei ist jedoch innerhalb einer wilden Inszenierung, in welcher Regisseur Leos Carax etliche Ideen im Minutentakt abfeuert, nie so ganz klar, worum es nun eigentlich gehen soll. Carax wirft verschiedene Brotkrumen aus, ob es nun um toxische Männlichkeit, die Gefahr des großen Ruhms oder Ausbeutung eines Talents geht... irgendwie um alles, aber um nichts davon letztlich so richtig. Die düstere und verschachtelte Inszenierung, bei der fast alle Dialoge gesungen werden (und trotzdem kein Song so richtig hängen bleibt), sorgt auch dafür, dass man emotional nicht wirklich involviert wird, obwohl viele, höchst dramatische Dinge geschehen. Carax ist in der Lage, unglaubliche Bilder zu erschaffen, die mal aus dem schönsten Traum oder auch mal aus dem grausamsten Albtraum entsprungen scheinen, doch eine kohärente Handlung mit einer richtigen Message kann er nicht zaubern. Im Grunde ein Traumprodukt für Schauspieler*innen, die sich mal so richtig künstlerisch verausgaben wollen und dementsprechend liefern mit Adam Driver und Marion Cotillard zwei der talentiertesten Stars auch richtig ab - auch gesanglich. Einen Nerv beim Publikum treffen sie damit dennoch nicht.
Note: 3-


Clean - Rache ist ein schmutziges Geschäft: Rache-Thriller mit Adrien Brody, Glenn Fleshler, Richie Merritt, Michelle Wilson, Mykelti Williamson, Chandler DuPont und RZA
Dies ist ein Film der altbekannten und gefürchteten Sorte, in welcher ein großer Name für die Hauptfigur in einer völlig generischen Handlung gewonnen wurde. Früher konnte man Bruce Willis oder Nicolas Cage in solch banalen Filmchen sehen, die schon im Voraus nur auf die hinteren Reihen der DVD-Regale schielten... nun verkauft sich leider auch ein angesehener Charakterdarsteller der Marke Adrien Brody so unter Wert. Nun ist Brody natürlich ein viel zu charmanter Schauspieler, um sich hier wirkliche Blöße zu geben, wirkt in der Rolle des knallharten Killers aber auch niemals glaubwürdig. Und auch seine ansonsten solide Leistung kann nicht über die katastrophal-langatmige Geschichte hinwegtäuschen. Dass der Actionanteil dabei fast schon dreist gering ausfällt, darüber könnte man locker hinwegsehen, wenn die restliche Laufzeit mit interessanten Geschichten gefüllt wäre. Doch in dem furchtbar kitschigen Dramaanteil, der gut drei Viertel der niemals an Fahrt aufnehmenden Geschichte ausmacht, finden sich ausschließlich Klischees, die man schon in Dutzenden Filmen besser gesehen hat. Die wenigen Actionszenen finden dann in tiefster Dunkelheit statt, um die mauen Choreographien zu verschleiern... und da kommen natürlich auch noch wilde Schnitte zum Einsatz, damit man wirklich gar nichts mehr erkennt. An "Clean" macht allerhöchstens Brodys einigermaßen kernige Darstellung Freude, der Rest ist aber völliger Mumpitz.
Note: 5


Drive Angry: Horror-Action von Patrick Lussier, mit Nicolas Cage, Amber Heard, William Fichtner, Billy Burke, David Morse, Jack McGee, Tom Atkins, Katy Mixon und Pruitt Taylor Vince
Dieser Film stammt noch aus einer Zeit, in welcher der ehemalige Megastar Nicolas Cage wirklich jeden Filmjob annahm, um seine Finanzen wieder in den Griff zu kriegen: "Drive Angry" erschien dabei beinahe im Doppelpack mit dem ebenfalls ziemlich unsäglichen "Der letzte Tempelritter"... und das nur ein Jahr, nachdem man dachte, Herr Cage hätte seine Filmografie mit "Kick-Ass" wieder im Griff. Man war also ohnehin schon auf eine echte Trash-Gurke eingestellt und dementsprechend liefert dieser Film dann auch alles ab, was man wirklich nicht sehen will. Die ungemein miesen Special Effects, die mit furchtbaren Gimmicks auf dem damaligen 3D-Jahrmarkts-Trend mitfuhren, schwächen die Splatter-Orgie unfreiwillig ab. Der Humor zündet mit sexistischen und derben Pointen so gut wie nie und trotz allem Wahnsinn ist "Drive Angry" in seinem Trash-Vehikel nie so dumm, dass er doch wieder Spaß machen würde. Mit einer einzigen Ausnahme tatsächlich: Denn neben der faden, mies inszenierten Action, dem unglaublich dämlichen Plot und der reinen Action-Orgie, zwischen denen sich kaum zwei Minuten Dialoge tummeln, ist da ein Mann, der tatsächlich Spaß an der Sache ausstrahlt. Und das ist in diesem Falle nicht der mal wieder unnötig ernst dahingrummelnde Cage, sondern der als eine Art Anti-Antagonist auftretende William Fichtner. Jede Szene mit dem "Armageddon"-Star, der mit einer ungemeinen Ausstrahlung und dem Hang zur Selbstironie auftritt, ist zumindest innerhalb des Trash-Gewands ein echter Gewinn. Den Rest dieses Machwerks kann man dann aber gerne verschrotten.
Note: 5+


Weites Land: Western von William Wyler, mit Gregory Peck, Jean Simmons, Carroll Baker, Charlton Heston, Burl Ives, Charles Bickford, Chuck Connors und Alfonso Bedoya
Mit "Weites Land" hat Regie-Legende William Wyler im Jahr 1958 einen Film geschaffen, der sich angenehm von den typischen Western-Klischees abhebt. Die Geschichte lebt weniger von den Knalleffekten der Schießereien und Raufereien, sondern von einer gewissen inneren Spannung. Der Konflikt zwischen zwei Gruppen, in welche der untypische Hauptdarsteller unwissend hineingerät, ist über zweieinhalb Stunden packend, auch wenn Wylers gewohnt breite Inszenierung gewisse Längen nicht ausbleiben lässt. Und auch wenn sich letztlich doch wieder einige Klischees finden, die vor allem die zweite Hälfte dieses Epos bestimmen, so wissen die Mixtur aus sanftem Humor, wandelbaren Charakteren und traumhaften Landschaftsaufnahmen, unterstützt von einem phänomenalen Soundtrack, durchweg zu begeistern. Gregory Peck gibt dabei den charmanten Mann von außerhalb, der nicht zu sehr als Held gezeichnet wird und deswegen sehr sympathisch daherkommt. Die besten Leistungen innerhalb eines durchweg starken Casts bieten jedoch der oscarnominierte Burl Ives und die als toughe Frau auftretende Jean Simmons. Für Fans des Genres ist "Weites Land" somit eine unbedingte Empfehlung wert, doch auch wer sich (wie ich) nicht so sehr für Western begeistern kann, könnte hier beinahe drei nicht immer kurzweilige, aber dennoch reichlich packende Stunden erleben.
Note: 3+

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