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Alles für die Fans: Filmkritik zu "Top Gun: Maverick"

Nach über dreißig Jahren ist Pete Mitchell (Tom Cruise), oder einfach "Maverick", noch immer bei der US Navy tätig - immer noch als Captain, obwohl er zwischenzeitlich als grandioser Pilot schon etliche Ränge hätte aufsteigen können. Seinen Vorgesetzten tanzt er dabei mit einigen Regelbrüchen noch immer zu gerne auf der Nase herum und wird dennoch als Ausbilder für eine jüngere Generation von Top-Gun-Absolventen eingesetzt. Diese sollen eine gefährliche Mission fliegen, die mit der Zerstörung einer Uran-Anreicherungslage enden soll... doch wird diese Anlage so gut geschützt, dass es schier unmöglich scheint, diese überhaupt unbemerkt zu erreichen. Maverick will das Gegenteil beweisen und seinen Schützlingen nicht nur eine erfolgreiche Mission, sondern auch eine sichere Heimkehr ermöglichen. Doch schon im Training zeigen sich die verheerenden Schwierigkeiten dieser Mission... und mit Bradley Bradshaw (Miles Teller), dem Sohn von Mavericks verstorbenem Flügelmann Goose, befindet sich zudem ein echter Hitzkopf unter den Absolventen, der mehrfach mit seinem Ausbilder aneinandergerät.

Es ist die vielleicht größte Lücke der Filmgeschichte der vergangenen fünf Jahre, die ich bis heute vorzuweisen hatte: Beinahe zwei Jahre hat es gedauert, bis ich endlich "Top Gun: Maverick" sichten wollte, der als einer der größten Hits der letzten Kinojahre gilt. Schließlich zeigte das langerwartete Sequel zum Kultfilm "Top Gun" aus den 80ern den von der Pandemie gebeutelten Lichtspielhäusern, dass Kinos immer noch Rekordstreifen hervorbringen können und sorgte dabei beinahe im Alleingang für richtig volle Säle. Nun war ich jedoch nie ein Fan des Vorgängers und war dementsprechend vor allem aufgrund der erneuten Beteiligung von Tom Cruise auf die Fortsetzung gespannt... denn der beweist ja mittlerweile in jedem seiner Filme, dass er sich mit hundertprozentigem, beinahe übermenschlichem Elan in den Ring wirft, um dem Publikum das Maximum an handgemachtem Spektakel zu liefern. Cruise ist dabei erwartungsgemäß auch die Personalie, die diesen Film zusammenhält. Zum einen, weil sein Charakter Maverick auf stimmige, aber niemals zu penetrante Art in die Neuzeit geholt wird und eine passende Entwicklung durchmacht, wohingegen die meisten Nebenfiguren doch ziemlich eigenschaftslos verbleiben. Zum anderen auch, weil Cruise einfach diesen wahnsinnigen Charme mitbringt, den auch seine anderen Kultfiguren wie Ethan Hunt auszeichnen. Man mag dem Kerl einfach gern zusehen... und wenn er dann persönlich in einem Jet Platz nimmt, um wahnwitzige Manöver zu fliegen, kann man nicht anders, als vor diesem enormen Wagemut gleich mehrfach den Hut zu ziehen.
Regisseur Joseph Kosinski, der somit den viel zu früh verstorbenen Tony Scott auf dem Regieposten beerbt, sorgt dann auch dafür, dass diese Szenen richtig spektakulär aussehen und sich auch so anfühlen. Auf sehr überzeugende Spezialeffekte wird nur in den allerwenigsten Momenten zurückgegriffen, ansonsten überwiegt die Handarbeit... und das mit einer Wucht, die uns schier in den Sessel drückt. Dabei ist Kosinskis Regiestil ebenso geradlinig wie temporeich und sorgt vor allem während des halbstündigen Showdowns für schweißnasse Hände. Das sind Bilder, wie man sie nur noch sehr selten im Kino sieht: Aufgeräumt, spektakulär und mit viel Verve inszeniert. Doch in 130 Minuten wirkt auch die beste Flugsequenz (und von denen gibt es nun mal sehr viele) irgendwann ein wenig dröge, da man sie auf diese Art nur leicht variieren kann. Und vor diesem wahnwitzigen Showdown, der auch noch einige richtig feine Momente der großen Blockbuster-Art draufpackt, hat man zwar schon einige starke Actionszenen gesehen, die sich aber mit der Zeit durchaus zu wiederholen beginnen. Und der arg formelhafte Plot, der über weite Strecken nur über die Nostalgieebene für die zahlreichen Fans von damals funktioniert, kann da sowieso nicht mithalten.
Es gibt durchaus einige emotionale Momente, die sehr gut funktionieren, doch darüber hinaus verlässt man sich auch sechsunddreißig Jahre nach dem Original auf das Altbekannte. Da werden nicht nur einzelne Szenen, sondern in der ersten Hälfte auch ganze Plotstrukturen und Wendungen exakt nach dem Vorgänger gezeichnet - das ist dann kaum noch ein Zitat, sondern viel mehr eine reine Wiederholung kultiger Momente. Die Geschichte entwickelt sich dementsprechend ziemlich dünn und läuft relativ überraschungsarm auf sein Ziel zu, welches ebenfalls von Anfang an klar ist. Die menschlichen Konflikte, die dazwischen aufgemacht werden, sind solide inszeniert und geschrieben, ohne aber allzu lange im Gedächtnis zu bleiben. Immerhin (und das muss auch so sein) verzichtet der Film natürlich auf solch ekelhaft-schmierige Szenen des Vorgängers, in welchen Maverick einer vergebenen Frau gegen ihren Willen auf die Damentoilette folgt... die hier eingeflochtene Liebesgeschichte sprüht dann zwar keine enormen Funken, hat aber immerhin Charme. Jennifer Connelly beweist neben Cruise dann auch durchaus Präsenz und kann ihren wenigen Szenen den Stempel aufdrücken, was Cruises anderen Co-Stars nur selten gelingt. Dafür stehen sie doch zu arg im Schatten des ganz großen Hollywood-Genies. Eine Extraportion Kitsch gibt es natürlich noch obendrauf, dafür verzichtet man aber auf den Hurra-Patriotismus und streut dafür ein paar nicht sonderlich originelle, aber dennoch passende Neuheiten in Bezug auf das neue Zeitalter des Militärs und die womögliche, baldige Unbrauchbarkeit von menschlichen Piloten ein, was durchaus für einige angenehm-kritische Töne sorgt.

Fazit: Die Actionszenen zählen, auch wenn sie im Mittelteil etwas mehr Variationen vertragen hätten, zum Spektakulärsten, was das Blockbuster-Kino in den letzten Jahren gesehen hat - auch dank der tollen Bildsprache von Regisseur Kosinski. Der danebenlaufende Plot fühlt sich hingegen wie eine recht lange Fanservice-Aneinanderreihung an - nicht ohne Charme, aber dafür ohne jede Überraschung.

Note: 3



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