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Ein Mann wie ein Eisblock: Filmkritik zu "Ferrari"

Im Jahr 1947 gründete Enzo Ferrari (Adam Driver) den nach seinem eigenen Namen benannten Rennwagenhersteller. Zehn Jahre später ist er darum bemüht, seine Autos und dessen Fahrer zu internationaler Berühmtheit zu bringen. Im weitesten Sinne kümmert sich seine Frau Laura (Penelope Cruz) um die Geschäfte, während Enzo selbst mit den Autos, den Fahrern und der Presse beschäftigt ist. Die Ehe steht jedoch kaum unter einem guten Stern - obwohl Enzo nächtliche Liasons mit Geliebten erlaubt sind, verletzt er immer wieder die dafür aufgestellten Regeln und bringt Laura gegen sich auf. Beosnders Enzos Freundin Lina Lardi (Shailene Woodley), welche er vor einigen Jahren gar schwängerte, ist der Zündstoff eines dauerhaften Konflikts...

Michael Mann ist zurück und es scheint so, als würde man dem Regisseur, der zwar einst viel beachtete Hits wie den kultigen "Heat" und den mordsspannenden "Collateral" abgeliefert hat, nicht mehr wirklich vertrauen. Nun ist sein letzter, großer Film namens "Blackhat" aber eben auch schon acht Jahre her und war definitiv kein Hit... weswegen "Ferrari" nun zumindest in Deutschland überraschend keinen Kinostart erhielt und direkt auf dem Streamingdienst Prime Video veröffentlicht wurde. Und das ist in der Tat erstaunlich, denn angesichts der Starbesetzung und des Titels hätte man sicherlich einiges an Publikum generieren können, handelt es sich hier doch um einen der größten Rennwagenhersteller überhaupt. So richtig weiß Mann mit dem Stoff aber offenkundig auch nicht wirklich etwas anzufangen und tänzelt dabei relativ unentschlossen zwischen historischem Drama, flauer Charakteranalyse und spektakulärer Rennaction hin und her, ohne dass er dabei einen echten Fokuspunkt entdecken würde.
Das ist aber in der Tat auch keine einfache Aufgabe, galt Enzo Ferrari zu Lebzeiten doch als äußerst verschlossen und unnahbar. Dass ein Film, der seinen Namen trägt, nun aber auch nicht viel mehr zu seiner Person zu sagen hat alsdass er eben ein emotionaler Eisblock war, ist schon irgendwie schade. Zwar gönnt uns der Film auch einen Einblick in das kritische Eheleben dieses Geschäftsmannes, doch auch hier fehlt es an Aha-Elementen... obwohl eine bravourös aufspielende Penelope Cruz diese Szenen mit aller Gewalt an sich reißt. Wirklich etwas lernen tun wir über diese Figuren jedoch nicht, weswegen auch die Streitszenen, bei denen sogar mal mit einer Pistole aufeinander geschossen wird, eher leidenschaftslos verpuffen. Eine emotionale Bindung zu Ferrari selbst ist angesichts dessen extremer Kühle sowieso kaum möglich und das Drehbuch erlaubt es dem mal wieder gnadenlos durchgetaktet auftretenden Adam Driver dann auch nicht, irgendwelche Untertöne auszuloten. Das ist dann ein sehr halbgares Familiendrama... und noch dazu auch eine recht zähe Abhandlung über den Rennsport. "Ferrari" greift zwar über den Ärger mit der Presse, den technischen Defiziten der Fahrzeuge und den Gefahren des Sports alles irgendwie auf, geht aber nirgends in die Tiefe.
Aber es gibt ja immerhin noch einige Rennsequenzen... auch wenn es erstaunlich wenige sind für einen Film mit diesem Namen. Tatsächlich erklärt sich nicht wirklich, warum der Film kaum etwas über seine Protagonisten zu erzählen vermag, genau diese Themen aber so breit tritt und stattdessen nicht etwas öfter auf Rennszenen setzt. Diese hat Mann nämlich erstaunlich gut im Griff, wenn man mal von den wenigen Visual Effects absieht, die in den Momenten, wenn sich Autos überschlagen oder durch die Luft fliegen, keineswegs überzeugen. Ansonsten überwiegt aber zum Glück die ehrliche Handarbeit und besonders das Finale, inklusive einer realen, hier sehr intensiv bebilderten Tragödie, ist bravourös inszeniert. Der emotionale Unterton fehlt aber natürlich auch hier, da man zuvor keine Bindung zu den Figuren aufbauen konnte. Zudem endet das Werk an einer Stelle, wo ein richtig starker Konflikt eigentlich erst losgeht... hier hätte man noch ein wirklich energetisches Justiz-Drama spinnen können, wenn man zuvor an einigem Füllmaterial gespart hätte. Stattdessen kommt aber plötzlich der Abspann und man verlässt diesen Film mit einigen Fragezeichen und sichtlicher Unterwältigung.

Fazit: "Ferrari" erzählt weder spannende Dinge über die verschlossene Hauptfigur noch über den Rennsport an sich und bleibt deswegen wahnsinnig unterkühlt. Die Rennszenen sind dafür bisweilen spektakulär inszeniert.

Note: 4+



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