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Die Rentner-Söldner sind zurück: Filmkritik zu "The Expendables 4"

Ein neuer Auftrag für Barney Ross (Sylvester Stallone) ist da: In Libyen wurde ein Militär-Hangar von dem brutalen Soldaten Suarto (Iko Uwais) gestürmt. Als Ross, Christmas (Jason Statham) und Co. den Übeltäter aufhalten wollen, kommt es zum Eklat und zum Tod eines Kameraden. Zurück in den Vereinigten Staaten denken die übrigen Expendables jedoch nicht ans Aufgeben - sie wollen Rache! Deswegen schließen sie sich erneut zusammen, um Suarto endgültig dingfest zu machen. Dies wird jedoch durch die Taten eines Verräters in den eigenen Reihen erschwert, welcher die Geheimoperation zu einer Falle werden lässt. Letztendlich scheint es allein an Christmas zu liegen, seine Mitstreiter zu retten, um die Mission zu erfüllen...

Nachdem ich zuletzt mit "Poor Things" einen der ganz großen Gewinner der diesjährigen Award-Season besprochen habe, folgt nun einer der großen Flops: "The Expendables 4" gilt mit einem Einspiel von nur rund 50 Millionen Dollar (nur die Hälfte seines eigentlichen Budgets) nicht nur als Bauchlandung an den Kinokassen, sondern wurde zugleich auch für mehrere Goldene Himbeeren nominiert, wovon er zwei sogar "gewann". Nun habe ich ohnehin nicht viel erwartet, denn die Reihe hat mit mir sowieso nie wirklich viel gemacht. Als kleines, sinnfreies Guilty Pleasure konnte man die Filme aber immer wieder genießen... und sei es nur, um dabei zuzusehen, wie sich unsere alten Action-Helden in ganz klassischer 80er-Manier Sprüche und Fäuste an den Kopf werfen. Der weichgespülte "The Expendables 3" war dann aber sogar für die beinharten Fans nicht mehr wirklich zu goutieren, weswegen man von Produktionsseite Besserung versprach. Dass der vierte Teil der Reihe nun endlich wieder ab 18 Jahren freigegeben ist und deswegen klar zu sehen ist, was diverse Kugeln und Granaten an menschlichen Körpern für einen Schaden verursachen, rettet den Film und sein klägliches Drehbuch aber nicht.
Nun muss man sich über den Plot eigentlich nicht sonderlich auslassen - Filme wie dieser (und das gilt für die gesamte "The Expendables"-Reihe) haben eine Geschichte im Grunde nur als Alibi. Das hier Gezeigte ist aber selbst für die Zuschauer, die ihr Hirn vorab an der Kinokasse abgeben, noch eine Spur zu doof. Dass sich dabei diverse Wendungen schon lange vor ihrer Enthüllung abzeichnen und der Bösewicht erneut nicht wirklich weiß, was er eigentlich will, ist enttäuschend, aber letztendlich auch nicht wirklich entscheidend. Viel schlimmer ist dabei, dass die Action in einem Werk wie diesem nicht funktioniert... und dabei ist die ganze Reihe wie kaum eine andere schon durch ihre Grundidee exakt auf diese ausgelegt. Das Budget von 100 Millionen Dollar lässt sich dabei eigentlich nur durch die großen Schecks für manch einen zugkräftigen Star erklären... wobei auch hier im Gegensatz zu den Vorgängern, die vor großen Namen nur so überquollen, ordentlich zurückgefahren wurde. So tauchen einige Figuren gar nicht mehr auf, während neue Gesichter keinerlei wirklichen Wert mitbringen. So lässt sich kaum erklären, warum das Budget für ordentliche Spezialeffekte nicht mehr drin war, denn die vielen Greenscreen-Elemente sehen fast durchweg wahnsinnig matschig aus. Zudem scheint "Need for Speed"-Regisseur Scott Waugh auch schlichtweg kein Händchen dafür zu haben, wirklich kreative oder auch nur ansatzweise erkennbare Action-Elemente zu kreieren - wie gewohnt werden vielversprechende Kämpfe im Schneideraum bis zur Unkenntlichkeit zerlegt.
Von dem kernigen Charme eines Starensembles, welches auf seine alten Tage noch mal richtig klotzt, ist ebenfalls nichts mehr übrig geblieben. Als Urgesteine sind nur noch Stallone, Statham, Randy Couture und Dolph Lundgren verblieben, wobei gerade Stallone und Lundgren ungemein müde wirken. Hier zeigt sich am ehesten, dass die Reihe ihren Zenit überschritten hat, wenn die Grundidee einer Versammlung alter Actionstars nun daran scheitert, dass eben diese alten Stars sichtlich keine Power mehr im Tank haben. Der einzige, der dabei noch einigermaßen zuverlässig die Fahne hochhält, ist Jason Statham, den man jedoch auch schon deutlich charismatischer gesehen hat. Und warum man sich einen Martial-Arts-Star wie Iko Uwais als Bösewicht heranholt, wenn dieser anschließend in physischer Hinsicht kaum etwas zu tun bekommt, bleibt auch ein großes Fragezeichen. Letztendlich bietet uns dieser Film also in jeglicher Form nur noch eine abgespeckte Version einer anfänglich recht reizvollen Idee und somit nicht mehr das, weswegen die Fans eigentlich ins Kino gehen. Die Actionszenen sind zu einer pixeligen Breiformation verkommen, die wenigen, übriggebliebenen Recken haben ganz offensichtlich auch keinen Bock mehr und zu erzählen hatte die Reihe spätestens seit dem zweiten Teil schon nichts mehr. Da auch die Einnahmen an den Kinokassen und die Reaktion der Kritiker eine eindeutige Sprache spricht, wäre es nun also dringend notwendig, die Rentner-Söldner wirklich in die Rente zu schicken... und sie bloß nicht mehr aus dieser zu reaktivieren.

Fazit: "The Expendables 4" markiert den eindeutigen, künstlerischen Tiefpunkt einer ohnehin zuletzt arg stagnierenden Reihe. Die Stars haben offensichtlich keinen Bock mehr, die Actionszenen sehen hässlich aus und der Charme vergangener Teile ist nicht mehr aufzufinden. Man kann nur hoffen, dass nach diesem Desaster endlich Schluss ist.

Note: 5 



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