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Ein Action-Meisterstück: Filmkritik zu "Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins"

IMF-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) erhält von CIA-Direktor Eugene Kittridge (Henry Czerny) den Auftrag, seine Weggefährtin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) in der Arabischen Wüste aufzuspüren. Diese soll einen Teil eines mysteriösen, zweiteiligen Schlüssels mit sich tragen und Hunt soll diesen bei seinen Vorgesetzten abgeben. Nachdem er Ilsa aufgespürt hat, schließt er sich stattdessen jedoch mit seinen Partnern Benji (Simon Pegg) und Luther (Ving Rhames) zusammen, um den zweiten Teil des Schlüssels und das, was auch immer er aufzuschließen vermag, ausfindig zu machen. Dabei kreuzen sich Hunts Wege nicht nur mit der begabten Taschendiebin Grace (Hayley Atwell), die ebenfalls versucht, an den Schlüssel heranzukommen, sondern auch mit Gabriel (Esai Morales), Hunts Nemesis aus einer Zeit vor seinem Beitritt zum IMF, der mit einer gefährlichen KI namens "Entität" versucht, ein neues Zeitalter der Menschheitsgeschichte zu beginnen...

Die Zukunft des Action-Kinos liegt (oder sollte zumindest liegen) in einer Reihe, die sich nun deutlich ihrem Ende zuneigt. Es galt sich spätestens seit dem grandiosen "Phantom Protokoll" immer auf einen neuen Film der "Mission: Impossible"-Teil zu freuen, denn keine andere Reihe der Jetztzeit kann solch grandiose, kinetische Actionszenen kreieren und dabei zugleich charmante Figuren, gewitzte Hochspannung und einen feurigen Helden darbieten wie diese. Und wer nun nach dem völlig losgedrehten "Fallout" aus dem Jahr 2018 dachte, dass dies nicht mehr zu toppen sei, den straft "Dead Reckoning" nun Lügen. Denn erwartungsgemäß gelingt es dem Dreamteam rund um Hauptdarsteller und Produzent Tom Cruise sowie dem seit dem fünften Teil zuständigen Regisseur Christopher McQuarrie, die Räder noch einmal weiterzudrehen. Das hat dann nicht nur mit einigen fabelhaften Actionszenen zu tun, die sich dem CGI-Bombast des aktuellen Blockbusterkinos immer dann verweigern, wenn es auch nur irgendwie möglich ist... sondern auch mit einer emotionalen Komponente, die diese Reihe weit über den kurzweiligen Eye-Candy-Spaß hinausdreht.
Der viel beworbene Mega-Stunt, während welchem Cruise mit einem Motorrad eine Klippe hinunterspringt, ist innerhalb vieler brillanter Actionmomente eigentlich nur einer von (richtig) vielen. Während einer spektakulären Autoverfolgungsjagd durch Rom, bei welchem gleich drei Parteien aus unterschiedlichen Gründen hinter Hunt her sind, zeigt McQuarrie nach gut einer halben Stunde aber schon, dass es nicht nur darauf ankommt, möglichst viele Stunts aneinanderzureihen. Viel wichtiger sind der herrliche Charme eben dieser Szenen, wenn immer wieder kleine Lacher eingebaut werden, sowie ein grandioses Tempo. McQuarrie hat solch ein gutes Händchen für den Schnitt, für die Kameraarbeit, den Soundtrack und eine Kinetik jeder einzelnen Szene (egal ob mit Action oder ohne), dass einem Hören und Sehen vergehen kann. Das beweist er während eines turbulenten, emotional aufgeladenen Scharmützels in Venedig erneut, bevor er im rund vierzig (!) Minuten andauernden Showdown alle Facetten der Reihe vereint: Witz, Tempo, Hochspannung, ruhige Intensität und letztlich der ganz, ganz große Krach. Dabei kommt zwar auch McQuarrie um manch einen schluderigen CGI-Ausrutscher nicht herum, doch lässt er die Computer eben nur dann sprechen, wenn es nicht anders geht. Jeder andere Moment lebt gerade deshalb von seiner Intensität, weil hier echte Hand- und Stuntarbeit zu sehen ist... was sich immer noch viel besser anfühlt als irgendwelche Computerexplosionen. Mit diesen energetischen Szenen toppt McQuarrie dann tatsächlich alle seine Vorgänger - nicht unbedingt in der Größe der Actionszenen, aber in ihrer Aufmachung, der perfekt getakteten Zusammengehörigkeit und Settings, die sich wie Uhrwerke aneinander anpassen, dass einem die Luft mehrfach wegbleibt.
Doch selbst die besten Actionszenen aller Zeiten (und mindestens zwei der in diesem Film sichtbaren gehören zum Besten, was das Actionkino in den letzten Dekaden hervorgebracht hat) bringen nur über kürzere Strecken etwas, wenn im Hintergrund nichts ist, was einen entgleisenden Zug oder eine Verfolgungsjagd in einem gelben Mini-Auto zusammenhält. Natürlich reißt auch die Geschichte von "Dead Reckoning, Teil Eins" keine Bäume aus und dient vorrangig dazu, Hunt und sein Team von einem schicken Schauplatz zum nächsten zu schicken. Die Bedrohung am Horizont hat aber echte, aktuelle Tendenzen und wirkt deswegen so richtig beängstigend, weswegen von Anfang an ein beklemmendes Gefühl überwiegt. Zudem bekommt auch Hauptfigur Hunt eine persönliche Komponente zugestanden, die dem Film gerade für ein Werk seines Genres eine angenehme Tiefe mitgibt, wobei nicht nur die Weltenrettung, sondern auch die persönliche, rein private Motivation des Helden auf dem Spiel steht, was energetischer und spannender wirkt. Gerade der Plot, der erstmal erstaunlich ruhig in die Gänge kommt, um sich später immer weiter hochzuschrauben, sorgt dafür, dass 164 Minuten wie im Fluge vergehen. Der einzige (derzeitige) Makel bleibt, dass "Dead Reckoning" kein Ende besitzt und man so erst in circa anderthalb Jahren ein abschließendes Urteil über die Geschichte schließen kann, wenn sie mit "Dead Reckoning, Teil Zwei" ihr richtiges Finale findet.
Wie es sich für einen echten "Mission: Impossible"-Film gehört, ist Tom Cruise weiterhin die treibende Kraft. Mehr noch: Cruise wird dank seines glaubwürdigen Charmes und einer großen Portion Selbstironie, die ihn von zahlreichen anderen Actionhelden abhebt, immer sympathischer und darf hier neben seiner enormen Physis immer wieder Momente von herrlicher Komik streuen. Abgesehen von ihm ist "Dead Reckoning" aber die Schaubühne für zahlreiche neue Gesichter, was auf Kosten der bekannten Nebenfiguren geht. Während Rebecca Ferguson immerhin auf emotionaler Ebene noch mal richtig mitmischen darf, bleiben die alten Recken Simon Pegg und Ving Rhames deutlicher im Hintergrund. Diese Lücke wird zum einen von einer neuen Feindin gefüllt, wobei die Chemie zwischen Cruise und "Captain America"-Star Haley Atwell absolut stimmt. Atwell empfiehlt sich dabei nicht nur für weitere Action-Einsätze, sondern aufgrund ihres schelmischen Charmes auch für mehr Agentenstoff. Und dann sind da noch die richtigen Bösewichter, wobei Esai Morales aufgrund seiner berechnenden, kühlen Ausstrahlung, unter der es dauerhaft brodelt, der beste Antagonist seit Philip Seymour Hoffman in "Mission: Impossible 3" ist. "Avengers"-Star Pom Klementieff sorgt als eiskalte Attentäterin für Akzente, während Shea Wigham und Greg Tarzan Davis in ihrem ganz eigenen Plot als Hunts ständige Verfolger für einige der besten Lacher des Films sorgen. Eine große Freude ist auch das Einbinden einiger alter Bekannter, mit denen man so nicht rechnete: Während der Auftritt von Urgestein Henry Czerny langjährige Fans erfreut, ist das erneute Erscheinen der brillanten Vanessa Kirby als undurchsichtige Waffenhändlerin Alanna hier noch markanter und bedrohlicher gesetzt als in "Mission: Impossible - Fallout".

Fazit: "Dead Reckoning" ist nicht einfach nur der beste Teil der an brillanten Filmen nicht armen "Mission: Impossible"-Reihe. Es ist der Höhepunkt des Actionkinos der letzten Jahre, in Tempo und Kinetik schlichtweg meisterhaft ausgeführt und dabei zudem noch mit ungemein viel Charme, Witz, emotionaler Power und cleveren Entscheidungen ausgestattet. Ein Meisterwerk des Action-Kinos, an dem sich alle (!) Genre-Kollegen bitte endlich ein inszenatorisches Beispiel nehmen sollten.

Note: 1-



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