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Ein generiertes Desaster: Filmkritik zu Netflix' "The Union"

Seit fünfundzwanzig Jahren hat der Bauarbeiter Mike McKenna (Mark Wahlberg) seine damalige High-School-Freundin Roxanne Hall (Halle Berry) nicht mehr gesehen und ist dementsprechend überrascht, als sie in einer Bar plötzlich vor ihm steht und offensiv mit ihm flirtet. Mike hat sich jedoch zu früh gefreut, denn statt einer heißen Nacht erwartet ihn eine Betäubungsspritze... und am nächsten Morgen wacht er im weit entfernten London auf, wo Roxanne ihm eröffnet, dass sie Mike für eine geheime Spezialeinheit namens "The Union" anwerben möchte. Denen sind bei der letzten Mission nämlich einige Agenten abhanden gekommen und nun brauchen sie frisches Blut, um bei einer Gangster-Auktion einige böse Leute auszuknipsen. Um mitzumischen, muss Mike jedoch erstmal ein knallhartes Training durchlaufen...

Es gibt fortwährend Gerüchte, dass diverse Filme nur noch von einer KI zusammengeschrieben werden, um Aufwand und Kosten zu sparen - etwas, wogegen sich die Autorengilde in den USA letztes Jahr so harsch zur Wehr setzte, dass über mehrere Monate keine Filmkameras mehr angeschmissen werden konnten. Bei der Sichtung des neuen Netflix-Blockbusters "The Union" stellt sich im Grunde nicht mal mehr die Frage, ob da wirklich menschliche Autor*innen oder doch nur eine Maschine am Werk war, denn ein solch stupides und unzusammenhängendes Geschreibsel kann eigentlich kaum von einem Menschen aus Fleisch und Blut getippt worden sein. Das fängt bei der vollkommen unglaubwürdigen und als solche ohne echtes Staunen ausgeführten Ausgangslage an, bei der ein Normalarbeiter erst entführt und schließlich ohne weitere Sicherheitsvorkehrungen als Agent für eine Spezialeinheit eingesetzt wird... und nach einem ziemlich mauen Training ohne echte Hindernisse dann auch gleich eine Mission zur Rettung der Welt begleiten darf.
Sicher, bei Filmen wie diesen soll man sein Gehirn ruhig abschalten, doch auf solch aggressive Art und Weise hat selbst Netflix in den letzten Jahren nicht mehr auf das Mitdenken des Publikums geschissen. Es ist nicht nur die völlig hanebüchene Geschichte, die hier als generisches Ekelpaket auffällt, sondern auch alles dazwischen und drumherum. Die Dialoge sind nicht nur schlecht geschrieben, sondern erfüllen auch keinerlei Zweck. In einem Film wie diesem erwartet man zumindest ein paar flotte Sprüche, doch sind selbst diese so handzahm und unlustig, dass man sich kaum vorstellen kann, dass da ein Autor nicht zumindest noch mal hätte drüberschauen können. Ähnlich verhält es sich mit den müde inszenierten Actionszenen, bei denen einfach nur das tausendfach gesehene ABC des Genres abgefrühstückt wird - dementsprechend gibt es Verfolgungsjagden zu Fuß, über Dächer und mit Autos. All das ohne orginelle Ideen oder auch nur ein ansatzweise erfrischendes Bild. "The Union" wirkt auch abseits seiner Geschichte und seiner fürchterlich müden Charaktere einfach nur wie am Reißbrett entworfen und völlig uninspiriert heruntergefilmt.
Die Besetzung passt zu solch einem dummen Flickwerk immerhin, denn "Uncharted"-Star Mark Wahlberg ist bekannt dafür, in den Blockbustern der letzten Jahre immer wieder nah an der Grenze zur Arbeitsverweigerung vorbeizuschrammen. Dass er nun endlich mal einen leicht tollpatschig angehauchten und aufgeregt-naiven Charakter spielen darf, der im Kontrast zu seinen obercoolen Mackern steht, die er sonst so spielt, nutzt Wahlberg nicht - noch immer prallt jede Möglichkeit eines humoristischen Elements wie von einer Wand an ihm ab. Da muss man eigentlich nicht mal mehr erwähnen, dass zwischen ihm und Co-Partnerin Halle Berry keinerlei Chemie aufkommt, da auch Berry so müde agiert wie schon lange nicht mehr. In den Nebenrollen geistern dann noch einige bekannte Gesichter umher, die vom Drehbuch aber ebenso mit selten blöden Onelinern und völlig austauschbaren Charakterzeichnungen im Regen stehen gelassen werden. Das ist dann in der Tat insgesamt schon so dermaßen uninspiriert und schematisch, dass es einen schaudert... ebenso wie die Nachricht, dass die Macher dieses Werks schon mit Ideen für diverse Fortsetzungen um sich werfen. Sollten die dann auch wieder mit einer KI geschrieben werden, dürften uns weitere elende Flops auf dem Streaming-Giganten in regelmäßigen Takten ins Haus stehen.

Fazit: "The Union" ist wie von einem abgeschmierten Computer geschrieben - seelenlos, in den Dialogen vollkommen ungewitzt, mit einer hirnrissigen Geschichte ohne jede Mühe und mit einem Cast, der sich dem Ganzen müde ergibt. 

Note: 5-



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