Direkt zum Hauptbereich

Es knistert wieder: Filmkritik zu "Challengers - Rivalen"

Heute sind sie erbitterte Rivalen, früher waren sie gute Freunde... oder sogar mehr. Auf dem Tennisplatz eines Challenger-Turniers in New Rochelle stehen sich Art Donaldson (Mike Faist) und Patrick Zweig (Josh O'Connor) gegenüber und bei diesem Match scheint es für beide um alles zu gehen - mehr noch als um einen bloßen Sieg im Sport. Tatsächlich sorgt eine Frau zwischen den beiden Männern nämlich schon seit Jahren dafür, dass sie sich zu Höchstleistungen geradezu gezwungen fühlen, ob sie das nun wollen oder nicht. Tashi Duncan (Zendaya) weiß nämlich ganz genau, wie sie sowohl mit Art als auch mit Patrick umspringen muss, um das zu bekommen, was sie haben will. Ihre Ziele verschwimmen zwischen ihrer eigenen Lust, der Freude der Manipulation und dem persönlichen, sportlichen Ehrgeiz jedoch vehement, was für diverse Verstrickungen sorgt...

Der neue Film von Luca Guadagnino wurde vor allem aufgrund der Besetzung von "Spider-Man"-Star Zendaya in der weiblichen Hauptrolle sehnlichst erwartet. Ich freute mich jedoch sowieso auf "Challengers", da Guadagnino mit seinen Vorwerken "Bones and All" und ganz besonders "Call Me By Your Name" bereits bewegende und sinnlich knisternde Arbeiten abgeliefert hatte. Fans der beiden vorangegangenen Filme werden den Stil des Regisseurs für besondere Szenen und Momente wiedererkennen, sich aber vermutlich auch fragen, wo denn diesmal das Herz abgeblieben ist. Denn im direkten Kontrast zu den durchaus speziellen, aber auch ungemein berührenden Liebesgeschichten aus vergangenen Zeiten soll man mit den drei Hauptfiguren hier nur wenig mitfühlen. Was so auch nicht ohne weiteres möglich ist, denn wirklich sympathisch kommt keiner von ihnen daher - weder Art und Patrick mit ihren ungemein ehrgeizigen und egomanischen Schüben noch Tashi mit ihrer hochgradig manipulativen, förmlich toxischen Herangehensweise bezüglich anderen Menschen. Das macht die Figuren nicht weniger faszinierend, aber man schaltet sich auf emotionaler Ebene kaum ein und wünscht in einigen Momenten den Charakteren doch gar das möglichst Schlechteste.
Das Drehbuch sorgt mit einigen recht klischeehaften Wendungen, die in den schlechtesten Szenen an miese Vorabend-Soaps erinnern, dafür, dass der gezimmerte Plot nicht immer wirklich vorantreibt. Die ständigen Zeitwechsel fordern dabei enorme Aufmerksamkeit, geben rein dramaturgisch aber nicht wirklich viel zurück, da man die Figuren schneller durchschaut hat, als es das Drehbuch vermutlich vorgesehen hat. Noch dazu sind die erotischen Spielchen zwischen den drei Figuren, worauf der Film einen besonderen Wert legen sollte, erstaunlich handzahm inszeniert und sorgen nur aufgrund der herausragenden Darstellungen der drei Hauptdarsteller noch für ein erhabenes Knistern. Sicherlich ist das mutig, was die drei hier abziehen, aber auch nichts, was man so oder so ähnlich nicht schon deutlich freizügiger und böser gesehen hätte. Bei 131 Minuten ergibt sich innerhalb des Plots, der eher ein recht vorhersehbares Hin und Her innerhalb der Dreiecksbeziehung anbietet, nicht wirklich viel Aufregendes. Und die interessanteste Geschichte wird dabei mittels einiger deutlicher Andeutungen zurückgestuft, obwohl sich daraus sogar noch eine herzlichere und auch packendere Variante gegeben hätte, die eben dieser Dreiecksbeziehung noch wesentlich mehr Power hätte verschaffen können.
Was sich nun insgesamt eher enttäuschend liest, ist aber dennoch sehr fasznierend, was zum einen am Cast liegt, zum anderen aber wieder mal an der bravourösen Inszenierung des Regisseurs. Erst gegen Ende, wenn er das finale Tennis-Match mit einigen reichlich überzogenen Kamerafahrten sowie den vorab so wunderbar vermiedenen Superzeitlupen abfilmt, wird es etwas blöde - vorher hat Guadagnino aber besonders die Sportszenen mit einer ungemeinen Wucht im Griff. Da will man sich unter den herumfliegenden Tennisbällen, die immer wieder auch direkt auf die Kamera zuhalten, regelrecht wegducken. Ähnlich brisant werden die Wortgefechte inszeniert, die ähnlich wie die sportlichen Aktivitäten auf dem Platz wie regelrechte Schlagabtausche dargeboten werden - da rast die Kamera zwischen den Protagonisten hin und her, oftmals ohne sichtbare Schnitte, und fängt die Grausamkeiten, die sie sich an den Kopf werfen, mit Brisanz ein. Hilfreich ist dabei auch der brillante Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross, welcher den zentralen Szenen eine Wucht verleiht, die man nahezu körperlich spürt. 

Fazit: Das Drehbuch dieses ziemlich fiesen, kleinen Dramas hält mit der wuchtigen und kreativen Inszenierung seines Regisseurs nicht immer wirklich mit. Der brillante Cast und einige höchst intensive Szenen auf- und abseits des Tennisplatzes sorgen aber trotzdem für ein packendes Kinovergnügen, wenn auch diesmal mit einigen Schwächen.

Note: 3+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...