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Mehr von den Affen: Filmkritik zu "Planet der Affen: New Kingdom"

Viele Generationen nach der Herrschaft von Caesar (Andy Serkis) haben sich die intelligenten Affen weiterentwickelt und sich in mehrere, voneinander unabhängige Clans aufgeteilt. Einer von ihnen nutzt die Worte und Weisheiten des Caesar für seine eigenen, egomanischen Zwecke, während ein anderer vor allem die Verbindung zur Natur und den Greifvögeln aufgebaut hat. Als dieser Adlerclan angegriffen wird, muss sich der junge Affe Noa (Owen Teague) ausgerechnet mit einem scheinbar verstoßenen Menschen, einer Frau namens Mae (Freya Allan) zusammentun, um seinen Weg zu finden. Noas Stamm wurde von einem feindlichen Klan entführt, in welchem der aggressive Proximus (Kevin Durand) eigene Ziele verfolgt, um die Affen zu vereinigter Stärke zu führen. Es ist schließlich Noa, der gegen den Anführer rebelliert...

Ich war sehr skeptisch bezüglich einer Fortführung der "Planet der Affen"-Reboot-Reihe, fand diese doch im Jahr 2017 einen sehr stimmigen Abschluss. Doch nachdem Disney das Studio Fox für unglaubliche 70 Milliarden Dollar aufgekauft hatte, war klar, dass man namhafte Franchises nun nicht einfach liegen lassen würde - das ausgegebene Geld soll ja schließlich auch wieder reinkommen. Und deswegen gibt es diesen Monat nicht nur einen neuen "Alien"-Streifen und das "Predator"-Franchise wächst ebenfalls, sondern es gibt auch eine Fortführung der Reihe rund um Caesar. Diesmal nur natürlich ohne Caesar, was dessen eigene Trilogie immer noch fein für sich stehen lässt und der Reihe die Chance auf neue Impulse gibt. Glücklicherweise nutzt "New Kingdom" diese Chancen größtenteils, auch wenn er zu keinem Zeitpunkt an die enorme Qualität eines "Revolution" beispielsweise herankommt. Dafür ist der recht behäbige Auftakt nämlich doch zu dünn, der neue Gegenspieler zu klischeehaft und die geschlagenen 147 Minuten angesichts einer im Kern eher simplen Geschichte zu lang. Was Regisseur Wes Ball in diesen aber abliefert, ist über weite Strecken sehr packend.
Hat man sich an die neue Ausrichtung und die neuen Figuren nämlich nach einem etwas langatmigen Einstieg gewöhnt, findet Ball durchaus interessante Ideen, die sogleich eine Neuausrichtung als auch eine klare Fortführung der Reihe bedeuten. Der Geist Caesars ist hier durchweg spürbar, trotzdem findet der Film genügend neue Ansätze, um nicht nur mehr vom Gleichen zu bieten. Das zeigt sich auch daran, wie nun mit den wenigen menschlichen Figuren umgegangen wird - gerade Mae, gespielt von "The Witcher"-Star Freya Allan, ist ein frischer und interessanter Charakter, dem gerade gegen Ende einige sehr spannende Entwicklungen zugetragen werden. Die im Fokus stehenden Konflikte sind interessant, auch wenn einige von ihnen aufgrund eines an sich eher schwachen Bösewichts, der zu wenig Zeit erhält, um wirklich bedrohlich zu sein, ein wenig verpuffen. Und die großen Emotionen, die gewieft jeglichem Kitsch ausweichen, gibt es hier ebenfalls immer noch, natürlich in Verbindung mit knackigen Actionszenen und ein wenig leisem Humor. Eine typische Heldenreise sozusagen, die aber immer wieder ein paar kleine und große Überraschungen bietet - so sehr sogar, dass man nach dem finalen Cliffhanger wirklich neugierig ist, wie es mit dieser Reihe weitergeht und das war so vorab wirklich nicht zu erwarten.
Technisch ist "New Kingdom" wie zu erwarten ein absolutes Brett. Waren die drei Vorgänger jeweils für sich stets ein optisches Wunderwerk, welches vor allem aufzeigte, wie realistisch man tierische Wesen mittlerweile mittels CGI zum Leben erwecken kann, so hält der neueste Film da mindestens mit. Da es an menschlichen Figuren diesmal fast vollständig mangelt, könnte man "New Kingdom", ähnlich wie dem "Der König der Löwen"-Remake, fast schon die Existenz eines Live-Action-Films absprechen und ihn eher in die Animationsecke verorten... nur fast aber natürlich, denn mit Freya Allan und William H. Macy sind hier immer noch Menschen zu sehen und alle Affen werden zudem weiterhin von Schauspielern dargeboten. Die Bilder einer verfallenen Zivilisation, die von der Natur zurückerobert wird, besitzen eine schaurige Schönheit und sind ungemein beeindruckend komponiert. Die wenigen Actionszenen gefallen zudem einerseits durch ihre Bodenständigkeit und durch die Möglichkeit, sich vom Blockbuster-Einerlei der nie enden wollenden Scharmützel freizumachen, als auch durch ihre visuelle Pracht. Das sieht alles schon sehr, sehr schick aus und müsste, wenn nicht alles falsch läuft, nächstes Jahr zum wiederholten Male mit Oscarnominierungen in diversen technischen Kategorien gewürdigt werden.

Fazit: "New Kingdom" besitzt genug frische Impulse und spannende Charaktere, um die eigentlich beendete Reihe in eine spannende Zukunft zu führen. Die optische Brillanz entschädigt dafür für ein paar kleine Längen, einen schwachen Bösewicht und manch ein Klischee.

Note: 3+



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