Die mit ihrer Fahrprüfung hadernde Annie Porter (Sandra Bullock) ist mittlerweile seit einigen Monaten mit dem Polizisten Alex Shaw (Jason Patric) zusammen. Der plant gemeinsam mit seiner Freundin eine Kreuzfahrt, um ihr dort einen Heiratsantrag zu machen. So richtig möchte eine romantische Atmosphäre jedoch selbst an Bord des luxuriösen Dampfers nicht aufkommen... erst recht nicht, als der geldgierige Terrorist John Geiger (Willem Dafoe) das Schiff unter seine Kontrolle bringt. Er droht mit der Explosion des Schiffes, übernimmt die gesamte Technik und lässt es unkontrolliert an Fahrt aufnehmen. Alex schaltet sich ein, um den Dampfer wieder unter Kontrolle zu bringen, doch der Terrorist ist dem Polizisten stets einen Schritt voraus...
Eine Fortsetzung war nach dem großen Erfolg des ersten Teils aus dem Jahr 1994 zwar unvermeidlich und hätte dennoch kaum gemacht werden können - einfach wieder eine Bombe in ein recht schnelles Gefährt zu drapieren, wäre schließlich nicht gegangen. Stattdessen hat man sich für den Hauch einer Story entschieden, die mit dem Erstling im Grunde nichts mehr zu tun hat und in dieser Form auch einfach ein Originalfilm hätte sein können. Das hätte "Speed 2" zwar qualitativ nicht besser gemacht, ihm aber zumindest den Platz im gigantischen Schatten des Originals erspart. Der einzige, der hier eine wirklich gute Entscheidung traf, ist Keanu Reeves - denn der sagte dem grauenvollen Drehbuch ab und kehrte in seiner Rolle als Jack Traven nicht zurück. Das führt gleich zum Problem eines neuen männlichen Hauptdarstellers, denn dieser Alex Shaw ist so unsympathisch, dass man ihn am liebsten gleich während des ersten Sturms auf hoher See über Bord werfen würde. Er ist eifersüchtig auf jeden Mann, der nur kurz mit seiner Freundin redet, er macht sich über ihre Fahrkünste lustig, ist unverbesserlich und hat eine große Klappe.
Dabei ist dieser austauschbare Protagonist noch das geringste Problem von einem Sequel, welches einzig und allein aus reiner Geldgier produziert wurde und dabei im Trash untergeht. Der originale Autor des Erstlings fehlt hier ebenfalls, was man an jeder Ecke merkt - eine geniale Grundidee wie im ersten Teil gibt es nicht und da der Film nun auf einem Kreuzfahrtschiff spielt, welches darüber hinaus meistens ziemlich langsam unterwegs ist, hat das mit Geschwindigkeit auch nichts mehr zu tun, weswegen der Titel deutlich verwirrt. Noch dazu gelingt es Regisseur "Twister"-Regisseur Jan De Bont niemals (was für ihn schon ungewöhnlich ist), eine passende Spannungskurve zu erzeugen. Nicht nur bekommt er die Unübersichtlichkeit seines Handlungsortes niemals in den Griff, sondern forciert dabei auch arg unspannende und technisch mies dargebotene Katastrophen, die keinem Klischee entbehren und niemals den Puls in die Höhe treiben können. Das liegt auch an einem arg unsauberen Gegenspieler, bei dem man nie wirklich weiß, was er mit seiner ganzen Technikschinderei eigentlich bezwecken will und der es in Sachen Diabolik niemals mit dem grandiosen Dennis Hopper aufnehmen kann. Das Drehbuch zersäbelt diesen Charakter so sehr, dass nicht mal "Spider-Man"-Star Willem Dafoe in der Lage ist, ihm irgendeine innere Spannung zu verleihen.
Und dann ist da noch Sandra Bullock, deren Charakter sich nicht weiterentwickelt und hier nur noch zum dauerplappernden und ansonsten ziemlich vernachlässigbaren Beiwerk mutiert ist. In dieser Form dümpelt "Speed 2", ganz im Gegensatz zum Titel und zum brillanten Vorgänger, im Schneckentempo herum, offenbart Logiklöcher so groß wie das Ego des Protagonisten und wird in den forciert wirkenden Humorelementen geradezu lächerlich. Da hilft es auch nicht, dass man pünktlich zum Finale den größten und teuersten Stunt der damaligen Filmgeschichte auffährt, den Jan De Bont minutenlang abfilmt und dabei wahnsinniges Spektakel liefert. Das ist bezeichnend für das ganze Werk an sich: Es kracht, aber man fühlt nichts. Es ist irgendwie spektakulär, aber ohne Herz. Die Charaktere schreien sehr viel, aber sie haben nichts zu sagen - von irgendeiner Entwicklung ganz zu schweigen. Das Drehbuch windet sich und liefert ganz viel, aber es ist unglaublich dumm. Die Schauspieler wollen ganz viel, aber schaffen nichts (wie auch, bei dem Skript?). "Speed 2" war in jeglicher Hinsicht ein Fehler, der im Grunde absehbar war, der aber dennoch geschehen ist. Am Ende gabs nicht mal das nötige Geld an den Kinokassen, denn dort schmierte der Film ziemlich ab. Stattdessen belohnte man dieses Machwerk mit sieben Nominierungen für die Goldene Himbeere, was nur folgerichtig ist.
Fazit: "Speed 2" ist eine Beleidigung für das Original und vielleicht die dümmste, langweiligste und mieseste Fortsetzung zu einem Meisterwerk, die je gedreht wurde.
Note: 5-
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