Direkt zum Hauptbereich

Reale und fiktive Legenden: Meine Erstsichtungen vom 04.12.23 bis zum 10.12.23

Es ist immer wieder schön, wenn ich mir einen Film ansehe, auf den ich aufgrund vorheriger Kritiken oder mauer Trailer eigentlich verzichten wollte... der mich dann jedoch komplett überrascht. Ein solcher Film ist der vollkommen unter jeglicher Aufmerksamkeit gelaufene "Liftoff", doch auch darüber hinaus haben wir ein paar interessante Werke im diesmaligen Wochenrückblick durchzugehen. Dabei finden sich unter anderem ein Sci-Fi-Film aus den 70ern, spannende (und weniger spannende) Thriller-Unterhaltung sowie ein leider nur mittelmäßig gelungenes Biopic über die große Aretha Franklin...


Liftoff - Mit dir zum Mars: Science-Fiction-RomCom, von Christopher Winterbauer, mit Cole Sprause, Lara Condon, Emily Rudd, Mason Gooding, Lukas Gage und Zach Braff
"Liftoff", der trotz seiner Sci-Fi-Elemente im Jahr 2022 offenbar vollkommen am Publikum vorbeilief, hat gleich mehrere Vorteile für eine sehr gelungene romantische Komödie. Da wäre zum einen die originelle Ausgangslage, welche das Setting diesmal in den Weltraum und sogar den roten Planeten verschiebt - für die Liebe müssen diesmal also nicht bloß Ozeane überquert, sondern gar der Heimatplanet verlassen werden. Zudem spielt der Film sehr clever mit seiner Romanze und lässt Erwartungen des Zuschauers immer wieder in eine andere Richtung laufen - es dauert eine ganze Weile, bis klar ist, wohin der Hase laufen wird. Dann wären da Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin zu erwähnen, wobei ganz besonders der herrlich tollpatschige Cole Sprouse eine sowohl nachvollziehbare wie auch ungemein sympathische Fokusfigur abgibt. In dieser Form ist "Liftoff" nicht nur ungemein romantisch (inklusive aller nötiger Klischees, die aber auch oftmals originell gebrochen werden), sondern auch sehr lustig und die Chemie zwischen Sprouse und seiner Filmpartnerin stimmt hier wahrlich bis ins Detail. Natürlich verlangt es das Genre-Gesetz irgendwie, dass dieser Charme immer dann ein wenig verloren geht, wenn sich diese beiden nicht gegenüberstehen, weswegen der Film in seinem etwas schematischen, letzten Drittel etwas an Strahlkraft einbüßt. Das geringe Budget lässt zudem Szenen, die eigentlich "groß" wirken sollen, in ihrer Wucht abkürzen, was aber angesichts der Tatsache, dass er sein herz wesentlich mehr über Figuren und ein herrliches Timing verbreitet, locker zu verschmerzen ist. Hätte "Liftoff" den frechen, charmanten Tonfall jedoch noch ein bisschen länger durchgehalten, wäre hier definitiv eine der besten RomCom-Perlen der letzten Jahre entstanden - so ist der Film aber immer noch verdammt gut.
Note: 2-


My Son: Thriller von Christian Carion, mit James McAvoy, Claire Foy, Tom Cullen, Gary Lewis, Michael Moreland, Robert Jack und Owen Whitelaw
Ein Kind wird entführt - mehr braucht es manchmal nicht als diese simple und dennoch ungemein effektive Ausgangslage, um einen spannenden Thriller zu kreieren. Regisseur Christian Carion erschafft dabei eine dichte Atmosphäre, die er sowohl mit stimmungsvollen Bildern der schottischen Highlands anreichert als auch mit einer mal wieder grandiosen Lead-Performance von "Split"-Star James McAvoy. Der steht hier nämlich wesentlich mehr noch als die sich um ihr Kind sorgende Mutter, gespielt von Claire Foy, im Mittelpunkt einer Geschichte, die sehr stimmungsvoll beginnt und später durch einige etwas unglaubwürdige Wendungen an Zugkraft zu verlieren droht. Generell gefällt die langsame Spurensuche eines förmlich auf sich gestellten Vaters, der sich in seinem Wahn an jeden noch so kleinen Strohhalm klammert, deutlich mehr als der effekthascherische Showdown, dem aufgrund einiger seltsamer Plotwendungen auch noch ein paar kleine Längen vorausgehen. McAvoys Leistung und die unangenehm-bedrohliche Stimmung, bei der immer wieder aus neuer Ecke eine frische Gefahr entstehen kann, täuschen jedoch über einige unpassende, allzu überzeichnete Plotvehikel hinweg - doch wäre ein "normaler", kleiner Thriller, als welcher sich "My Son" in seiner ersten Hälfte noch stark präsentiert, hier auch im Gesamten spannender gewesen als eine weitere, riesige Verschwörungsnummer.
Note: 3+


Pakt der Rache: Action-Thriller von Roger Donaldson, mit Nicolas Cage, January Jones, Guy Pearce, Harold Perrineau, Jennifer Carpenter, Xander Berkeley und Irone Singleton
"Pakt der Rache" beginnt als durchaus spannender Thriller, der nicht mit dem typischen Revenge-Plot aufwartet, sondern den Hauptcharakter aufgrund seines nur ein wenig ausgeprägten Sinnes für Rache gleich in eine wirklich vertrackte Situation wirft, die ihn überfordert. Dieser spannende Ansatz einer konsequenten, aber oft nicht wirklich greifbaren Bedrohung, bei welcher Hauptfigur Will Gerard nie genau weiß, was als nächstes passieren wird, bricht leider im weiteren Verlauf ein wenig in sich zusammen. Plötzlich reihen sich seltsame Plot-Wendungen mit sehr großen Glaubwürdigkeitsschlenkern aneinander und das Finale ist nur noch laut und lässt die vorhergehende Mystery-Stimmung voll und ganz hinter sich. Immerhin agiert Nicolas Cage mit der gewohnten Spielfreude, auch wenn er sein glaubwürdiges Spiel seit rund fünfzehn Jahren gegen eine etwas überenergetische Überzeichnung eingetauscht hat. In Nebenrollen sind zudem zahlreiche Serienstars dabei, die aber zumeist nicht viel zu tun haben, was vor allem für die aus der Hitserie "Dexter" bekannte Jennifer Carpenter in einer undankbaren Rolle gilt.
Note: 4+


Respect: Biopic von Liesl Tommy, mit Jennifer Hudson, Forest Whitaker, Marlon Wayans, Audra McDonald, Marc Maron, Tituss Burgess, Tate Donovan und Mary J. Blige
Eine filmische Biografie über die Queen of Soul, Aretha Franklin, war längst überfällig. Leider kann sich der Film dann aber nicht von den bereits zigfach gesehenen Klischees des Genres freimachen - so muss er selbst bei einer Laufzeit von 145 Minuten deutlich durch die Höhe- und Tiefpunkte in Franklins bewegtem Leben hetzen, um ihrer Person irgendwie auch nur ansatzweise gerecht zu werden... und schafft dies dann trotzdem nicht wirklich. Nicht alle bewegenden Momente können dabei ausreichend atmen und viele Nebencharaktere bleiben zu deutlich im Hintergrund oder werden auf einzelne Manirismen zurechtgemünzt. Dafür stehen die musikalischen Szenen in voller Blüte und wer bei den von Jennifer Hudson brillant vorgetragenen Songs keine Gänsehaut bekommt, dem ist wohl kaum mehr zu helfen. Diese großen Szenen kostet "Respect" dann auch mit aller Wucht aus und wenn Franklin persönlich während eines Konzerts in den letzten Filmminuten posthum auftritt, dann stimmt einfach alles. Diese Musik ist auf ewig unsterblich und verdiente deswegen einen filmischen Ritterschlag - der bleibt dann zwar hinter besseren, weil konzentrierteren und kreativeren Biopics zurück, hat dank der starken Besetzung um Hudon, Whitaker und Wayans aber dennoch viele Momente zu bieten, die Herz und Eingeweide zu treffen vermögen.
Note: 3


Rollerball (1975): Science-Fiction von Norman Jewison, mit James Caan, John Houseman, Maud Adams, John Beck, Moses Gunn, Pamela Hensley und Barbara Trentham
Die reichlich kühle Sci-Fi-Dystopie kam schon im Jahr 1975 bei Kritikern und Publikum höchstens dürftig an und hat auch fast fünfzig Jahre später nicht wirklich an Glanz zugelegt. Die Zukunftsvision wirkt altbacken und kommt über grobe Handlungsgerüste und eine recht schwammige Verschwörungsgeschichte im Gewand eines Sportfilms nie wirklich hinaus. Die Charaktere scheinen eher Abziehbilder zu sein, auch wenn James Caan durchaus einen kernigen Helden abgibt. Die Highlights sind definitiv die drei großen Rollerball-Spiele, die auch heute noch durch ihre rasante Inszenierung und allerlei brachiale Bilder überzeugen können... sofern man denn die doch etwas unfreiwillige Komik von auf Rollschuhen daherrasenden und im Kreis fahrenden Männern, die dabei einer Metallkugel hinterherjagen, ausblenden kann. Die Zeit zwischen diesen actiongeladenen Sportszenen fällt angesichts der flachen Handlung bisweilen aber arg lang aus, da diese dramaturgischen Zwischenstücke deutlich behäbiger sind und der Plot nie wirklich an Fahrt aufkommen mag.
Note: 4+

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid