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Diesmal bitte in besser: Serienkritik zur ersten Staffel von "Avatar - Der Herr der Elemente"

Seit hundert Jahren befindet sich die Welt im Krieg. Die vier Nationen von Feuer, Erde, Luft und Wasser lebten einst zwar im Frieden, doch als die Feuernation aufbegehrte und alles unter ihrer eigenen Herrschaft vereinen wollte, brach das Chaos aus. Nur der "Avatar", der Herrscher über alle Elemente, versprach erneuten Frieden, doch verschwand dieser zum Beginn der Ausschreitungen spurlos. Hundert Jahre später taucht er im Körper des jungen Aang (Gordon Cormier) jedoch bei den Kriegern der Wassernation auf... und verspricht, obwohl er selbst noch nicht genau weiß, wo und wann er eigentlich ist, gegen die Feuernation in den Kampf zu ziehen und die Welt zu retten. Begleitet wird er bei seiner gefährlichen Mission, bei welcher er die verschiedenen Elemente erlernen und zudem seine eigenen Kräfte beherrschen muss, von den Geschwistern Katara (Kiawentiio) und Sokka (Ian Ousley), die sich desöfteren zanken, in den wichtigsten Momenten jedoch geschlossen an Aangs Seite stehen...

Ebenso wie bei der "Fallout"-Serie, die ich hier vor einigen Tagen besprochen habe, fehlt es mir auch bei der von Netflix in diesem Jahr an den Start gebrachten "Avatar"-Serie (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Blockbustern von James Cameron natürlich) an einem Vergleich mit der Vorlage. Hierbei handelt es sich um eine extrem beliebte Anime-Serie, die ich jedoch nie gesehen habe... wenn man mal davon absieht, dass ich mir den Versuch, die ganze Nummer im Jahr 2010 als Kinofilm zu verwursten, angetan habe und diese Missetat glücklicherweise wieder verdrängt habe. Der Film wurde von Fans der Vorlage einhellig zerrissen, wohingegen diese mit der Real-Serie von Netflix vergleichsweise glücklicher waren. Und auch ich habe mich, auch ohne Kenntnis der Vorlage, über weite Strecken gut unterhalten gefühlt, auch wenn bei mir das "One Piece"-Syndrom, wenn auch in abgeschwächter Form, auftrat. Den Versuch, den etwas schrillen und überzeichneten Anime-Stil auch in die Real-Variante zu übertragen, wirkte auf mich bisweilen arg kitschig, doch für Fans dieses Genres wird es dabei sicherlich den ein oder anderen Moment purer Freude geben, da sich die Macher (obwohl sie offensichtlich sehr, sehr viel zusammenkürzen mussten) eng an die Vorlage halten, was Stil und Look angeht. 
Wo Fans hier sichtlich erfreut sein werden, dass man hier deutlich herzlicher und cleverer an die Vorlage herangeht, als es der unsägliche Film aus dem Jahr 2010 tat, werden Neulinge (wie ich) aber mit einer reichlich simplen Gut-gegen-Böse-Geschichte konfrontiert. Darin werden die meisten Figuren, ganz besonders aber das Heldentrio, sehr einfach gezeichnet, sodass es zwar nicht schwer fällt, sie zu mögen, aber auch kein ganz großes Identifikationspotential entsteht. Die Bösewichter bekommen bisweilen noch ein wenig mehr Charakterzeichnung ab, was sich auch in den darstellerischen Leistungen niederschlägt - besonders die "Lost"-Stars Ken Leung und Daniel Dae Kim wissen als fieser General bzw. fieser König durchweg mit Präsenz zu überzeugen. Die drei Hauptdarsteller bleiben dagegen ziemlich blass, was vor allem für den jungen Gordon Cormier als Titelfigur Aang gilt, der noch nicht fähig ist, emotionale Momente passend zu übertragen. Man muss jedoch noch nicht die Flinte ins Korn werfen, denn bekanntermaßen musste auch ein Daniel Radcliffe anfangs noch ein wenig in die Rolle des berühmten Zauberlehrlings Harry Potter hineinwachsen - es besteht also die Möglichkeit, dass Cormier ebenfalls über die Jahre an seinen Anforderungen wächst. 
Wo die Charaktere durchaus simpel bleiben, weswegen man das zentrale Heldentrio gleich ganz aus dem "Harry Potter"-typischen Baukasten (der Auserwählte, die Schlaue, der Witzbold) erschuf und auch die Geschichte nur selten einen wirklich packenden Spannungsbogen erschafft, ist zumindest das hohe Budget durchweg sichtbar. Mit rund 15 Millionen Dollar pro Episode bewegen wir uns da schon auf einem Level mit "Game of Thrones" und dementsprechend wird dann hier auch geklotzt und nicht gekleckert. Da die Serie fast durchweg vor Greenscreens und LED-Wänden gefilmt wurde, entsteht natürlich ein gewisser, künstlerischer Look, den wir von vielen Netflix-Originals oder auch zum Beispiel von Peter Jacksons "Hobbit"-Trilogie kennen. Man gewöhnt sich, auch wenn nicht jeder Greenscreen-Effekt gelungen ist, aber recht schnell an diese glattere Optik. Meisterhaft gelungen sind hingegen die großen Setpieces, Kreaturen und die einzelnen Materialschlachten, von denen es eine ganze Menge gibt und die stets als wahre Augenöffner mit allerlei Farbenpracht inszeniert sind. Das hilft zwar nicht immer über die sehr simple Geschichte und die etwas fahrig geschriebenen Dialoge hinweg, was aber irgendwie auch in der Natur des Genres gilt, welches hier keine Frischzellenkur erfährt. Und das ist eigentlich auch okay so, es muss ja nicht immer gleich eine ganze Revolution sein, die den Serienmarkt auf den Kopf stellt - das hier ist schließlich nicht "Game of Thrones".

Fazit: Die Geschichte ist recht simpel, die Charaktere schablonenhaft. Dafür bläst Netflix in Sachen Optik und Fantasy-Action aber aus allen Rohren und macht diese Neuverfilmung des bekannten Animes für Fans sicherlich zu einer aufregenden Angelegenheit. Etwas mehr emotionale Tiefe hätte es aber dennoch sein dürfen, um auch abseits des Effektgewitters mehr Punch zu haben.

Note: 3-



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