Baghead (2023): Horror von Alberto Corredor, mit Freya Allan, Ned Dennehy, Peter Mullan, Ruby Barker, Jeremy Irvine, Svenja Jung, Felix Römer, Julika Jenkins und Saffron Burrows
Wie konnte das denn schiefgehen? "Baghead" besitzt eine durchweg faszinierende Grundidee und hat mit Alberto Corredor einen Regisseur, der ganz offensichtlich etwas von Horror-Atmosphäre versteht - einige Schauerszenarien sind mit kreativer Hand inszeniert, dass es einen wirklich mehrere Male erschreckt. Leider besitzt der Plot, der auf einem populären Kurzfilm aus dem Jahr 2017 basiert, viel zu wenig Substanz, um sich auf Spielfilmlänge strecken zu können. Deswegen musste man sich mit einem löchrigen Drehbuch behelfen, welches innerhalb des anfangs noch ziemlich spannenden Mysteriums rund um eine Hexe, die in einem Pub haust, etliche Logiklücken offenbart. Die wenigen handelnden Charaktere sind zudem äußerst flach gezeichnet und zeichnen sich im Grunde nur durch selten dämliches, niemals wirklich nachvollziehbares Verhalten aus, weswegen man rasch die Bindung an sie verliert. Erstaunlich ist auch, wie blass Freya Allan in der Hauptrolle bleibt, wenn man bedenkt, wie reif ihre Performance nur wenige Monate im neuen "Planet der Affen"-Film war - allerdings dichtet das Drehbuch ihrer Hauptfigur auch immer wieder Manirismen und halbgare Hintergründe an, die nur schwer fassbar und überzeugend darstellbar sind.
Note: 4
Becky 2 - She's back!: Action-Thriller von Matt Angel & Suzanne Coote, mit Lulu Wilson, Seann William Scott, Denise Burse, Jill Larson, Michael Sirow und Aaron Dalla Villa
Schon der erste "Becky"-Film war sicherlich kein Ausbund an Intelligenz, machte trotz seines Trash-Faktors aber dennoch irgendwie Freude. Und für einen Independent-Film war er dann auch erfolgreich genug, um einen zweiten Teil zu rechtfertigen. Der schreibt sich nun erneut auf die Kappe, mit "American Pie"-Star Seann William Scott einen Bösewicht zu präsentieren, der hier recht erfolgreich gegen sein Comedy-Image anspielt und zumindest in Ansätzen Bedrohlichkeit ausstrahlt. Zumindest so viel Bedrohlichkeit, wie es das hundsmiserable Skript mit seinen ungemein platten Endlos-Monologen zulässt, denn diese sind, trotz aktuellen Themen und passenden Feindbildern, ungemein platt geraten. Auch Lulu Wilson agiert in dieser Episode weitestgehend nur noch überdreht und die Gewalteskapaden, die hier eigentlich das Hauptverkaufsargument darstellen, bleiben weit hinter denen des ersten Films zurück. Das hier ist dann wirklich nur noch etwas für die ganz hartgesottenen Fans.
Note: 5
Dirty Cops - War on Everyone: Action-Komödie von John Michael McDonagh, mit Michael Pena, Alexander Skarsgard, Tessa Thompson, Theo James, Caleb Landry Jones und Paul Reiser
Es ist durchaus möglich, moralisch völlig fehlgeleitete Charaktere zu Protagonisten eines Films zu machen, denen der Zuschauer dann auch gerne folgt. So sollte man den entgleisenden Taten und Eigenschaften der "Helden" genügend Charme, Herz und Witz entgegensetzen oder sich der völligen Überzeichnung hingeben - gelungene Ergebnisse einer solch gewagten Kommunikation haben wir in Filmen wie "Deadpool", "Lethal Weapon" oder "Bad Boys" sehen dürfen. Wer sehen möchte, wie genau das jedoch richtig schiefgeht, weil die Macher nicht verstanden haben, wie man diese Figuren schreibt, sollte bei "Dirty Cops" einen ganz vorsichtigen Blick riskieren. Hier sind die beiden Hauptfiguren nämlich ohne jede Bodenhaftung einfach nur ganz miese Arschlöcher, ohne jemals witzig oder ambivalent zu sein. Der Regisseur hebt die beiden korrupten Cops, die immer wieder ohne jeden Grund völlig ausfallend werden, Kinder mit Waffen bedrohen oder Frauen belästigen, ohne jede Übertreibung auf ein Podest. So kann man weder über eine Überzeichnung lachen noch auf Abstand zu den Charakteren bleiben, die hier als coole Macker verehrt werden. Der völlig banale und zerfasernde Krimi-Plot, der um die beiden verachtenswerten Hauptfiguren gestrickt wird, ist nicht der Rede wert und die Nebenfiguren wissen offenbar auch nicht wirklich, was sie in diesem Film sollen. So laufen eine völlig sinnfreie Liebesgeschichte und die Pläne eines schablonenhaften Fieslings irgendwie nebenher und ersaufen in einer Inszenierung, die jede Szene zerschneidet und dabei keine Dynamik findet.
Note: 5-
Free Fire: Action-Thriller von Ben Wheatley, mit Brie Larson, Cillian Murphy, Sharlto Copley, Armie Hammer, Noah Taylor, Sam Riley, Jack Reynor, Patrick Bergin und Enzo Cilenti
Wie das Aufeinandertreffen mehrerer Gangster in einem Lagerhaus eskalieren kann, hat Quentin Tarantino mit seinen "Reservoir Dogs" bereits eindrucksvoll einbewiesen. Regisseur Ben Wheatley erzählt diese Nummer nun deutlich schriller und humorvoller, mit mehr Charakteren und allerlei wirren Seitenwechseln... und verliert dabei völlig die Kontrolle. Wer jetzt eigentlich wen töten will und wer wessen Rücken deckt, ist irgendwann nicht mehr nur undurchsichtig, sondern auch völlig egal. In komplettem Chaos und mit einer arg stumpfen Inszenierung verdichtet Wheatley einen konfusen Kugelhagel, der mit arg bemühtem, stumpfem Humor und mauen Gewalteinlagen versetzt ist. Dazwischen wird viel geschrien und mit wüsten Beschimpfungen um sich geworfen, während man trotz des beengten Raumes, in welchem sich die Geschichte abspielt, völlig die Orientierung verliert, wer nun gerade wo ist und wieso und mit wem. Das ist letztendlich ein Albtraum in Sachen Schnitt und Drehbuch und soll es vielleicht auch irgendwie sein - der Charme und die intime Spannung des Vorbilds Tarantino wird dabei aber niemals erreicht. Ganz im Gegenteil: Angesichts der Tatsache, dass keine der Figuren auch nur ansatzweise zur Identifikation taugt und man somit niemandem die Daumen drückt, geht einem "Free Fire" spätestens ab den ersten abgefeuerten Pistolensalven wahnsinnig auf die Nerven. Da kann auch der namhafte Cast nichts retten. Immerhin waren die ersten zwanzig Minuten noch ein kleines bisschen atmosphärisch.
Note: 5+
Trigger Warning: Action-Thriller von Mouly Surya, mit Jessica Alba, Mark Webber, Anthony Michael Hall, Tone Bell, Jake Weary, Gabriel Basso, Alejandro De Hoyos und Kaiwi Lyman
Auch mit diesem Action-Thriller von der Stange beweist Netflix zum wiederholten Male, dass sie im Serienmarkt zwar richtig gut agieren, in Sachen Originalfilmen aber zu Großteilen Stumpfsinn auf Lager haben. Die Geschichte von "Trigger Warning" haben wir schon unzählige Male in ähnlichen Variationen gesehen - ein Spannungsbogen ist bei dieser ziemlich lahmen Gangster-Klopperei, die auch noch mit arg tumben und klischeehaften Bösewichtern ausgestattet ist, nicht zu erkennen. Einige der Actionszenen sind solide gelungen, wobei Jessica Alba und ihr Stunt-Double physisch durchaus eine gute Figur machen. Rein schauspielerisch ist das Comeback des ehemaligen "Fantastic Four"-Stars aber gescheitert, denn sie überzeugt weder in den reißbrettartigen, dramatischen Momenten des Films noch wirkt sie als knallharte Spezialagentin wirklich glaubhaft. Auch die Nebenfiguren bleiben dabei nicht lange im Gedächtnis, weswegen man "Trigger Warning" wirklich nur ganz eingefleischten Action-Fans, die sich in diesem Genre nichts entgehen lassen wollen, ans Herz legen kann. Alle anderen können auch diesen Netflix-Actioner angesichts seiner tumben Geschichte und seinen höchstens soliden Shootouts und Kampfeinlagen getrost ignorieren.
Note: 4-
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