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(Kein) altes Eisen: Filmkritiken zur "RoboCop"-Trilogie

Eigentlich dachte ich seit einiger Zeit, dass ich beim Thema Filmreihen ziemlich gut ausgestattet bin und vieles bereits gesehen habe. In diesem Jahr kamen aber immer wieder Reihen zum Vorschein, mit denen ich bislang nur unvollständig oder noch gar nicht in Berührung gekommen bin. Zuletzt lieferte ich daher sonntägliche Beiträge zur "Tanz der Teufel"-Trilogie sowie zur "Spy Kids"-Reihe... und nun möchte ich an einem Sonntag erneut auf einen normalen Wochenrückblick verzichten, um erneut in eine klassische Filmreihe einzutauchen. Mit "RoboCop" bin ich jedoch vor vielen Jahren schon in Berührung gekommen: Als ich den ersten Teil aus dem Jahr 1987 sah, war ich jedoch noch ziemlich jung und im Filmbereich vergleichsweise unerfahren, weswegen ich den heutigen Kultfilm damals nicht wirklich mochte. Das Remake aus dem Jahr 2014 habe ich vor neun Jahren ebenfalls gesehen und auch dieses machte nicht wirklich etwas mit mir. Zeit also, mit erhöhtem Filmwissen noch einmal zurückzukehren und die originale Trilogie rund um den Roboter-Polizisten diesmal vollständig zu sehen...

RoboCop: Ein ehrgeiziger Polizist wird nach seinem brutalen Tod in einem Einsatz von einer gierigen Firma zu einem Roboter umgebaut, der nun die von Verbrechern überlaufenen Straßen der amerikanischen Zukunft schützen soll. Klingt generisch, ist es auch ein bisschen - gerade die Optik des Titelhelden kommt aus heutiger Sicht bemerkenswert klobig und unfreiwillig komisch daher. Auf rein technischer Ebene kann sich der Film aber auch heute noch sehen lassen, hatte Regisseur Paul Verhoeven doch ein feines Händchen für knackige Actionszenen und technische Spielereien, die damals beeindruckend waren und auch heute noch ziehen. Im reinen Plot gefällt vor allem die ätzende Kapitalismuskritik und die dreckige Version einer Zukunft, die hier in teils sehr drastischen Bildern erzählt wird - kein Wunder, dass "RoboCop" auch heute noch ab 18 Jahren freigegeben ist, denn in den zahlreichen Shootouts geht es schon ziemlich zur Sache. Sonderliche Charaktertiefe oder weitere Überraschungen in einem recht geradlinigen Plot sollte man indes nicht erwarten, immerhin werden aber Ansätze für eine persönliche Vendetta der Hauptfigur verfolgt. Da mag jedoch die Huldigung einer Selbstjustiz nicht wirklich schmecken, doch gehen solcherlei tiefergehende Ebenen ohnehin im temporeichen Actiongewitter unter. Ein Film, der sich also erstaunlich gut gehalten hat, auch wenn man ihm mit heutigen Sehgewohnheiten eine gewisse Klobigkeit und Oberflächlichkeit unterstellen muss, die im damaligen Actionkino so vielerorts der Standard war. Note: 3
RoboCop 2: Für die Fortsetzung gibts von allem mehr - mehr Gewalt, mehr Balleraction und auch mehr handelnde Figuren. Aufgrund letzterer wirkt "RoboCop 2" in seinem wirren Belangen, verschiedene Plots mitzunehmen und gleich mehrere Bösewichter aufzubauen, etwas überladen. Für eine weite Strecke gerät der Titelheld sogar auffällig in den Hintergrund, während ein (zu) ausführlicher Background zu den letztendlich doch recht austauschbaren Bad Guys gestaltet wird. Die Selbstironie ist zu Teilen ebenfalls gewichen, weswegen eine deutlich komödiantische Szene in einem Film, der sich sonst recht ernst nimmt, ziemlich aus dem Rahmen fällt. Die inszenatorische Power von Irvin Kershner, der diesmal den Regieposten bekleidete, gefällt aber und der technische Fortschritt in den drei Jahren, die zwischen Teil 1 und Teil 2 lagen, ist deutlich zu sehen - die visuellen Effekte halten natürlich den heutigen Standards nicht mehr stand, können sich aber vor allem für die damalige Zeit wirklich sehen lassen. Der angehobene Brutalitätsfaktor, bei dem diesmal auch massenhaft Zivilisten zersiebt werden, wird dafür nicht jedem schmecken... ebenso wenig wie die blassen Hauptfiguren, wobei gerade Peter Weller, der sich diesmal fast vollständig hinter der klobigen Maske verstecken muss, kaum noch etwas richtiges zu tun bekommt. Note: 4+
RoboCop 3: Gemeinhin gilt der dritte Teil als schwächster der Trilogie - viele Fans störten sich nicht nur an der drastisch zurückgefahrenen Gewalt (sodass dieser Film gar schon ab 16 Jahren freigegeben werden konnte), sondern auch am Tausch des Hauptdarstellers. Dass Peter Weller hier nicht mehr dabei ist, fällt aber tatsächlich kaum ins Gewicht, verbirgt der RoboCop sein Gesicht doch eh fast durchgehend hinter seinem riesigen Helm und ist darüber hinaus auch kaum weiter als echte Figur charakterisiert. Auch darüber hinaus ist "RoboCop 3" nicht unbedingt schlechter als der zweite Teil und hat auf der Habenseite eine konzentriertere Geschichte vorzuweisen, die nicht mehr so überladen daherkommt. Dass der Plot an etlichen Logiklöchern und einer recht forcierten Ausgangssituation krankt, fällt zwar auf, doch ist eine Story bei einem Film wie diesem ohnehin eher ein kleiner Bonus. Da die Selbstironie diesmal fast komplett wegfällt, haben wir hier also einen recht "ernsten" Blockbuster, der ganz den Regeln des damaligen Kinos mit knackigen Actionszenen und einem überraschend krawalligen, richtig unterhaltsamen Finale auftrumpft. In diesem explosiven Treiben haben die Figuren kaum noch etwas zu melden, wirkliche Langeweile kommt im Abschluss der Reihe aber auch nicht auf. Nötig gewesen wäre ein dritter Einsatz des RoboCops dementsprechend zwar nicht (erst recht nicht für die Geschichte), aber es stört auch nicht, diesen zu kennen. Note: 4+




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